Generalvikar schreibt Buch über Bienen
"Wir können uns vieles von der Natur abschauen"
Im Garten des Priesterseminars in Osnabrück ist das Leben in den Bienenstöcken erwacht. Ihr Besitzer, Generalvikar Ulrich Beckwermert, und ein Imker kümmern sich um sie. Jetzt hat Beckwermert ein Buch über das Bienen- und Kirchenvolk geschrieben.
In ihrem Buch ziehen Sie Vergleiche zwischen Bienen, die im dunklen Bienenstock arbeiten, und Menschen, die im Verborgenen viel Gutes tun. An wen denken Sie dabei?
Ich denke dabei an die Menschen, die vielleicht über viele Jahre tatsächlich im Verborgenen sich um andere Menschen kümmern, wenn sie Angehörige pflegen oder sich um einen behinderten Menschen kümmern und sie selbst nur selten nach draußen kommen. In meinen 20 Jahren in der Seelsorge habe ich viele solche Beispiele gesehen; ich habe größten Respekt für diese Menschen, die diese wichtigen Dienste tun.
Jede Biene erfüllt je nach Lebensalter zuverlässig eine bestimmte Aufgabe, ohne dieses System wäre das Bienenvolk nicht überlebensfähig. Was kann kirchliche Verwaltung daraus lernen?
Bei den Bienen ist es so: Da gibt es keinen Neid und keine Bewertung ihrer Aufgabe. Jede Aufgabe, ob Stockpflege oder Nektar sammeln, ist gleich notwendig. So ist es auch in einer Verwaltung: Jede Aufgabe ist notwendig. Allerdings richten die Menschen ihr Augenmerk gerne darauf, ob eine Aufgabe scheinbar höherwertig ist. Dieses typisch menschliche Verhalten – Neid und das Schielen auf andere – gibt es bei den Bienen nicht. Und ich sage: zwischen Raumpflege und einer Leitungsaufgabe in der Verwaltung darf kein Unterschied gemacht werden, beides ist gleich notwendig.
Sie schreiben: „Wer sich mit Bienen beschäftigt, erkennt: Gottes Wirken offenbart sich in der Schöpfung“. Inwiefern?
In meinem Buch nehme ich als Beispiel die Bibelstelle Matthäus 24,32 als Beispiel dafür, dass Schöpfung auch Offenbarung ist. Da geht es um einen Vergleich mit dem Feigenbaum, die Zuhörer können aus dem Vergleich lernen. Die Leser und Leserinnen meines Buchs können aus den Vergleichen mit den Bienen lernen!
Und auch Kindern können wir am Beispiel der Bienen schon vieles verdeutlichen, das habe ich festgestellt, wenn Kindergartenkinder im Garten zu Besuch waren und ich ihnen das Treiben im Bienenstock gezeigt habe. Ein Leben in und mit der Schöpfung zeigt uns unsere Grenzen auf und lehrt uns, dass alles seine Zeit hat, eine Zeit zum Säen, eine Zeit zum Wachsen, eine Zeit zum Ernten und eine Zeit der Ruhe. Die Zeit der Ruhe haben viele Menschen schon verlernt, wir können sie von der Natur abschauen, weil sie uns Lebensqualität gibt.
Mittlerweile geht es den Honigbienen in der Stadt besser als auf dem Land. Warum?
Ganz einfach, weil der Pestizideinsatz auf dem Land höher ist als in der Stadt. In den Städten wurde in der Vergangenheit viel getan, mit der Bepflanzung von Grünstreifen, mit Grünbedachung, Balkonbepflanzungen; das tut den Bienen und den Menschen gut. Deshalb sind schon viele Imker mit ihren Bienen in die Stadt gezogen. Aber auf dem Land gibt es jetzt auch vermehrt breite Blühstreifen an Maisfeldern; es gibt ein neues Bewusstsein für die Schöpfung.
Interview: Andrea Kolhoff
Generalvikar Ulrich Beckwermert entdeckte in seiner Zeit als Dompfarrer in Osnabrück das Imkern als Hobby. In seinem Buch „Wie das Summen der Bienen“ erläutert er die Welt der Bienen aus seiner Sicht. Das Buch ist im Bonifatiusverlag erschienen.