Corona-Krise kann zu einer Armutskrise werden

Wohlfahrtspflege mahnt Hilfen an

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Die Wohlfahrtsverbände in Niedersachsen sind besorgt, dass die Corona-Krise zu einer Armutskrise werden könnte. Deshalb fordern sie zur Stabilisierung der Wirtschaft mehr Unterstützung für Menschen mit wenig Geld.


Arme und Alte trifft die Corona-Krise besonders hart, meinen die Wohlfahrtsverbände.

Die Wohlfahrtsverbände in Niedersachsen mahnen während der Corona-Pandemie mehr Hilfe für Menschen in Armut an. Die Corona-Krise dürfe sich nicht zu einer Armutskrise auswachsen, sagten der neue Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege, Hans-Joa­chim Lenke, und sein Stellvertreter Marco Brunotte. Beratungsgespräche zeigten, dass viele Menschen mit wenig Geld inzwischen vor erheblichen finanziellen Problemen stünden.

„Wir kriegen es relativ gut hin, die Wirtschaft zu stabilisieren“, unterstrich Lenke, der Vorstandssprecher der Diakonie in Niedersachsen ist. „Aber wir haben eine ganze Reihe von Menschen, die davon nur sehr begrenzt profitieren.“ So nutze das Kurzarbeitergeld nur denen etwas, die einen Job haben. An Familien mit Hartz-IV-Bezug gehe das spurlos vorbei. Ihnen fehle zugleich auch das Essen für die Kinder in der Schule oder in der Kita. Auch andere stießen an finanzielle Grenzen, weil ihnen ein großer Teil ihres Einkommens fehle, die regelmäßigen Kosten aber weiterlaufen.

Corona-Kindergeld soll wieder aufleben

Lenke und Brunotte appellierten daher an die Bundesregierung, das im vergangenen Jahr einmalig gezahlte Corona-Kindergeld neu aufzulegen. „Wir brauchen nochmals diese gesellschaftliche Solidarität“, sagte Lenke. Die Zahlung könne ausbleibende Einkünfte kompensieren. Zwar müsse der Staat damit zusätzliche Ausgaben schultern. „Aber es ist Geld, das den Familien direkt zugutekommt.“

Lenke plädierte zudem für die Einführung einer Kindergrundsicherung: „Das ist keine Luxusregelung. Das ist wirklich notwendig, um Kindern ein verlässliches Geld ohne Antragsdschungel zu ermöglichen.“ Brunotte ergänzte, die dafür notwendige Staatsverschuldung könne durch eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes und die Einführung einer Vermögenssteuer abgebaut werden: „Solidarität bedeutet, dass starke Schultern mehr tragen.“

230 000 Hauptamtliche, 500 000 Ehrenamtliche

In der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Niedersachsen sind die sechs Spitzenverbände der Wohlfahrtspflege zusammengeschlossen. Dazu gehören die Arbeiterwohlfahrt, Diakonie und Caritas, der Paritätische Wohlfahrtsverband, das Deutsche Rote Kreuz und die Jüdische Wohlfahrt. Sie repräsentieren insgesamt etwa 6000 soziale Einrichtungen, mit mehr als 230 000 hauptamtlich Beschäftigten und über 500 000 ehrenamtlichen Helfern. (epd)