Bistum Osnabrück ruft Wettbewerb aus
Wohltaten für die Umwelt
Die Natur hat es schwer in diesen Zeiten. Um ihr zu helfen, hat das Bistum einen Wettbewerb ins Leben gerufen. Was Gemeinden, Vereine oder Verbände für den Artenschutz tun können, haben wir einen Fachmann gefragt.
„Bienenfreundlich!“ Simon Leimkühler benutzt ein Wort, das er eigentlich gar nicht gerne in den Mund nimmt. „Aber es taucht oft auf, wenn gerade jüngere Leute ihren Garten naturnah gestalten wollen“, sagt der Gartenplaner aus Hagen. Natürlich habe er nichts gegen Pflanzen, bei denen die Bienen zu ihrem Recht kommen. „Aber ich fürchte, wer bienenfreundlich sagt, übersieht leicht, dass es viele weitere Lebewesen gibt, um die wir uns kümmern sollten“, sagt er.
Wenn das Bistum jetzt einen Artenschutzwettbewerb ins Leben gerufen hat, werden sich viele Engagierte in den Gemeinden fragen, was sie auf ihrem eigenen Grundstück machen können, um den kleinen Lebewesen gerecht zu werden. Schnell ist die Rede davon, eine kurz geschorene Rasenfläche, auf der nichts weiter wächst, zu einer blühenden Wiese umzufunktionieren – auf der dann eben auch Bienen Nahrung finden. Simon Leimkühler geht seine Praxistipps grundsätzlicher an: „Wenn man sich die Natur in den Garten holen will, ist es ratsam, sich von einem Fachmann beraten zu lassen.“ Der könne sich die örtlichen Gegebenheiten ansehen, zum Beispiel die Beschaffenheit des Bodens und des Geländes. Wie groß ist die Fläche, wie viel Einsatz ist möglich, was gibt es bereits in der Umgebung? Leimkühler rät zur Behutsamkeit: „Gehen Sie nicht mit der Brechstange vor.“
Soll zum Beispiel ein schmaler Parkstreifen zugunsten der Natur aufgegeben werden, bieten sich tatsächlich ein Staudenbeet oder eine Blühwiese an. „Die Fläche wäre zu klein, als dass sich kleine Tiere ansiedeln würden. Die brauchen nämlich mehr Schutz, also mehr Platz.“ Insekten dagegen wäre es egal. Und dann muss eine Grundsatzentscheidung her: Wie steril soll das Gelände werden? Wohin also mit dem Schnitt von Rasen, Blumenwiese oder Sträuchern? „Auch eine Blühwiese kann nicht einfach sich selbst überlassen werden“, sagt der Fachmann. Zwei Schnitte im Laufe des Jahres hält er für angebracht, damit kleinere Blumen eine Chance haben.
Kleinlebewesen siedeln sich in Hohlräumen an
In der Stadt werden die Überreste von Blumen oder Sträuchern gerne beim Sammelplatz abgegeben, dabei seien sie sehr wertvoll, sagt Leimkühler, denn sie sorgen beim Zerfallen für frische Nährstoffe. Er rät, sie in einer Ecke des Gartens abzulegen, damit sich in Hohlräumen doch die erwünschten Kleinlebewesen ansiedeln können. „Ganz ohne menschlichen Einfluss geht es in meinen Augen nicht“, so Leimkühler. Andererseits: „Einen Riesenaufwand muss man auch nicht betreiben, wenn man es ökologisch haben möchte. Nur faul sollte man nicht sein.“ Fortgeschrittene können sich Gedanken um Feuchtzonen im Garten von Pfarr- oder Gemeindehaus machen, aber dafür ist eine gewisse Größe nötig. Und ist die Wiese groß genug, ist die Pflanzung von Obstbäumen sinnvoll.
Den Artenschutzwettbewerb hat die Kommission Mission, Entwicklung, Frieden (MEF) des Bistums Osnabrück bewusst ausgeschrieben. „Alle reden über den Klimawandel, das Artensterben wird oft vergessen“, sagt MEF-Geschäftsführerin Karin Schuld. „Ohne Insekten gibt es aber ein Ernährungsproblem.“ Kirchengemeinden, kirchliche Vereine, Verbände, Organisationen hätten Zugriff auf eine Vielzahl von Flächen, „die Kirche kann also mit gutem Beispiel vorangehen und über die Masse einen Unterschied machen“, sagt Schuld.
Dabei gehe es gar nicht darum, das Rad neu zu erfinden. „Wer in der Vergangenheit schon Projekte umgesetzt hat, kann sich gerne an dem Wettbewerb beteiligen. Der läuft bis Anfang August, am 2. September werden dann an einem diözesanen Umwelttag die drei Hauptpreisträger geehrt. 1000 Euro gibt es für den Sieger, 500 bzw. 250 Euro für die Platzierten. Außerdem werden Sachpreise in Form von Stauden verliehen.
Matthias Petersen