Bistumswallfahrt der Diözese Erfurt 2022
Zusammen zu Gott finden
Gut 1000 Katholiken kamen zur Bistumswallfahrt nach Erfurt. Erstmals begann der Tag mit kurzen Pilgerwegen zum Domberg. Bischof Ulrich Neymeyr unterstrich, wie wichtig Gemeinschaft für den Glauben ist.
Vertreter einzelner Pilgergruppen brachten bei den Fürbitten ihre Anliegen vor Gott. Gebetet wurde für den Frieden und alle vom Krieg in der Ukraine Betroffenen, für die Bewahrung der Schöpfung, für die Familien, für kirchliche Berufungen und die kirchlichen Mitarbeiter, für Einsame und Kranke, für die Toten. Foto: Eckhard Pohl |
Angesichts des windigen Regenwetters oder des freien Weltkindertages – und damit eines möglichen langen Wochenendes – zur Wallfahrt fahren oder nicht? Das hatte sich wohl mancher der Katholiken im Bistum gefragt. Immerhin gut 1000 Christen entschieden sich dafür, sich unter dem programmatischen Wallfahrtsmotto „ZusammenFinden“ auf den Weg zum Erfurter Domberg zu machen.
Familien mit Kindern und weitere Teilnehmer machten sich von der Pfarrei St. Josef im Norden Erfurts auf den Weg zum Domberg. Foto: Mathias Kugler |
Einige ließen sich sogar auf ganz besondere Pilgerwege ein: Eine 35-köpfige Gruppe von Familien mit Kindern und weiteren Teilnehmern kam zu Fuß von der Pfarrei St. Josef im Norden Erfurts. „Ich fand unseren kleinen Pilgerweg sehr familiengerecht“, sagte Manuela Hülfenhaus, die mit Mann und ihren sechs Kindern dabei war. „An drei Stationen haben wir unterwegs gesungen und darüber nachgedacht, was wir Gutes tun und wofür wir dankbar sein können.
Per Kanu kamen 18 Pilger zwei Stunden lang auf der Gera zur Wallfahrt in der Erfurter Altstadt gefahren. Foto: Eckhard Pohl |
Zur Wallfahrt mit einem Kanu zu fahren, hatte nach Angaben von Referentin Ayline Plachta (Missio/Seelsorgeamt) etliche Pilger interessiert. Schließlich konnten18 Personen an der professionell begleiteten Kanutour von Erfurt-Hochheim bis in die Altstadt teilnehmen. Gebetet wurde nicht nur zu Beginn. Unterwegs sei hier und da schon „ein Stoßgebet nötig gewesen“, gestand Plachta. Am Ende aber kamen alle am Ziel an. Unter den Kanuten waren der frühere Minister und Leiter der Staatskanzlei in Erfurt Klaus Zeh und seine Frau sowie Diakon Roland Schmerbaum (Mühlhausen/Küllstedt) mit zwei seiner Kinder.
Auf vielfältige Weise zusammenfinden
Aber auch per Fahrradtour oder zu Fuß und dabei im Gespräch über Gott und die Welt waren einige der Wallfahrer am Morgen zum Domberg unterwegs, immer auch mit dem Anliegen, am Ausgangs- und Zielpunkt und auf dem Weg ein Stück „zusammenzufinden“. Andere hatten sich an verschiedenen Orten in der Stadt zum Morgengebet getroffen.
Bischof Ulrich Neymeyr wies in seiner Predigt auf verschiedene Aspekte des „ZusammenFindens“ hin. „Es ist eine unerlässliche Stütze für unseren Glauben, wenn wir ihn gemeinsam feiern, leben und teilen. Zusammen finden wir Gott“, betonte der Bischof. Wie sehr Gemeinschaft nötig ist, habe sich in der Pandemie besonders gezeigt. Das Ziel einer Wallfahrt sei es, Gott zu finden. Und immer brächten Pilger in Gedanken auch Menschen und Anliegen mit, um die sie sich sorgen. Der Bischof nannte den „Krieg in der Ukraine und seine Folgen, die Corona-Pandemie, die drohende Klimakatastrophe, die Zerrissenheit der Gesellschaft“.
Neymeyr rief dazu auf, auf jene Katholiken zu achten, die aus dem Ausland nach Thüringen gekommen sind und keinen Kontakt zur Kirche hätten. „Manche sind zum Studium hier. Manche sind zur Arbeit hier und ihre Familie lebt zu Hause. Viele sind aber auch mit ihrer Familie hierhergezogen und wollen hierbleiben.“ Eine große Gruppe unter allen diesen Katholiken bildeten Mitchristen aus Polen. „Es ist wichtig, auf sie zuzugehen und sie einzuladen, am Leben der Kirche vor Ort teilzunehmen“, unterstrich der Bischof. „Zusammenfinden“ sei das Gebot der Stunde.
Mit Blick auf den Synodalen Weg und die dort kontrovers diskutierten Fragen hinsichtlich der Zukunft der Kirche sagte der Bischof: „Es ist eine große Herausforderung, ‚synodal‘, wörtlich ‚auf einem gemeinsamen Weg‘ zu bleiben. Manches können wir in unserer katholischen Kirche hier in Deutschland selbst gestalten. In vielen Bereichen sind wir aber eingebunden in die Weltkirche.“ Diese Einbindung verhindere nationale Irrwege und Alleingänge und dass die Kirche an die Mächtigen ausgeliefert ist. Die Einbindung werde aber heute oft als Hindernis oder gar Fessel empfunden. Doch, so der Bischof, „sie ist ein wichtiger Anker, der nicht gekappt werden darf, auch wenn wir nicht alles verwirklichen können, was eine Mehrheit der katholischen Bischöfe und der katholischen Gläubigen wünschen“. Vor diesem Hintergrund erweiterte der Bischof das Wallfahrtsmotto nochmals zu der Formulierung: „Zusammenfinden und zusammenbleiben“.
Am Ende des Gottesdienstes stellte Neymeyr eine Ministrantin besonders vor. Aus der Schweiz war Annika Fischer mit ihren Angehörigen gekommen. Vor zwei Jahren hatte die damals zehn Jahre junge Glockenexpertin den Bischof bei einem Glockenquiz in der ARD-Fernsehshow „Klein gegen Groß“ haushoch geschlagen. Neymeyr hatte sie nach Erfurt eingeladen, wo sie nun die Gloriosa erleben und als Ministrantin an der Wallfahrt teilnehmen konnte. Im Gottesdienst hatte der Bischof auch schon Christen aus der Ukraine, Belgien, Indien und Argentinien begrüßt. Musikalisch wurde die Messe von der Band Heaven’s Gate aus Leinefelde mitgestaltet.
Veranstaltung zum Synodalen Weg gefragt
Auf dem Domplatz gab es traditionell einen Markt der guten Möglichkeiten. Caritas und Christophoruswerk, aber etwa auch das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ hatten sich vom Regen nicht abschrecken lassen und waren mit Ständen präsent.
Sehr gut besucht war am Mittag das Angebot „Aktuelles zum Synodalen Weg“ in der Bildungsstätte St. Martin. Synodenteilnehmer Pfarrer Christian Bock (Eisenach) berichtete von der jüngsten Versammlung in Frankfurt und wie es nun weitergeht. Um das Thema „Einsamkeit“ ging es bei einem Vortrag mit dem Sozialpsychologen Eckhard Giese in der Brunnenkirche. Makramee-Kreuze konnten große Kinder, Jugendliche und Erwachsene bei einem Angebot des Familienzentrums Kerbscher Berg Dingelstädt im Severi-Gemeindehaus basteln. Für die Kleinen gab es Spielangebote.
Rainer und Vera Peuker, die mit ihren Kindern Hanna und Simon aus Weimar gekommen waren, fanden den Wallfahrtstag ansprechend. Es sei eine gute Idee gewesen, am Morgen zu verschiedenen Gruppen einzuladen, die sich dann auf einen kurzen gemeinsamen Pilgerweg zum Domberg machten, um dabei „zusammenzufinden“. Die kleine Zahl der Wallfahrtsteilnehmer „bilde ab“, dass auch die Zahlen in den Gemeinden rückläufig sind und Kirche „in Konkurrenz zu anderen Anbietern“ steht.
Beim Reisesegen am Ende der Wallfahrt, der wegen des Regens im Dom stattfand, ermutigte Bischof Neymeyr die Wallfahrer dazu, in „aller Unterschiedlichkeit immer wieder zusammenzufinden“ und mitzuhelfen, „das Menschen zueinanderfinden“.
Von Eckhard Pohl