Podcastreihe über jüdischen Alltag in Deutschland

Zusammenhalt über Jahrhunderte

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In einem neuen Forschungspodcast „Zugehörig oder ausgegrenzt?“ befasst sich die Universität Münster mit jüdischem Leben. Forscherinnen und Forscher aus Judaistik, Geschichte und Theologie berichten an Bildern, Manuskripten und Fotos aus dem jüdischen Alltag ebenso wie über Ausgrenzung und Verfolgungen.


Keyvisual der Podcastreihe „Zugehörig oder ausgegrenzt? 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ Quelle: Exzellenzcluster "Religion und Politik" der Uni Münster

Anlass ist das bundesweite Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Die jüdische Kultur habe immer ein enges Verhältnis zur eigenen Geschichte gehabt – nicht erst seit der Shoah. Sie definiere sich stark über ihr kollektives Gedächtnis, sagen die Judaistikprofessorinnen Regina Grundmann und Katrin Kogman-Appel vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster. Die neue Podcastreihe „Zugehörig oder ausgegrenzt?“ erzählt vom jüdischen Leben in Deutschland anhand ausgewählter Fallbeispiele – von der Ersterwähnung in der Spätantike bis in die Gegenwart. 

„Wir berichten vom jüdischen Leben in seiner ganzen Fülle, ohne Antijudaismus, Antisemitismus und Verfolgung im Lauf der Jahrhunderte auszuklammern“, sagen Grundmann und Kogman-Appel. Der Podcast wirft thematische Schlaglichter sowohl auf blühendes jüdisches Leben in verschiedenen Perioden als auch auf immer wieder auftretende Spannungen mit der Mehrheitsgesellschaft bis hin zu Ausgrenzung und Verfolgung.

Das Leben von Jüdinnen und Juden etwa im Mittelalter habe sich nicht in Isolation abgespielt, wie manche bis heute meinen, unterstreicht Kogman-Appel: „Bei allem, was Jüdinnen und Juden von ihrem Umfeld unterschied, lebten sie recht eng mit Christinnen und Christen zusammen. Das galt auch für Politik und Handel. Auch in Kleidung und Sprache, dem Jiddischen, bestand viel Nähe.“ Abgrenzungen seien auch von Jüdinnen und Juden ausgegangen: „Ein Ziel jüdischer Gemeinderituale war es, sich vom christlichen Umfeld abzugrenzen, die eigene Identität zu definieren und den Zusammenhalt der Gruppe über Jahrhunderte sicherzustellen.“ (sca/vvm/kb)


Die etwa zwölfminütigen Folgen Podcastreihe „Zugehörig oder ausgegrenzt?“ erscheinen wöchentlich auf Spotify, Deezer, Apple Podcasts, auf www.religion-und-politik.de, Twitter (@religionpolitik) und Instagram (@religionundpolitik).

Lutz Doering: Spuren jüdischen Lebens in Deutschland und dem nordalpinen Raum in der Spätantike. Was erzählen uns die ersten Belege wie das Edikt von 321 darüber?

Katrin Kogman-Appel: Wie lässt sich jüdisches religiöses Leben im Mittelalter erforschen? Ein Feiertagsgebetbuch aus Köln

Rainer Barzen: „Gedenke Oh Herr Deiner Heiligen Gemeinde“. Wie erinnerten sich Juden ihrer Toten und Märtyrer im mittelalterlichen Deutschland?

Regina Grundmann: Neue Formen jüdischen Selbstverständnisses: Die jüdische Aufklärung in Deutschland

Olaf Blaschke: Antisemitische Feindbilder im Katholizismus: Zum Verhältnis von Christen und Juden

Lisa Bachmann: In der Sommerfrische. Vielfalt Jüdischen Lebens im Nordseebad Norderney im 19. und frühen 20. Jahrhundert

Martin Herholz: Die deutsch-jüdische Presse in der Weimarer Republik

Regina Grundmann: „Selbstverteidigung im vollen Lichte der Oeffentlichkeit“ – Die Abwehrtätigkeit des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (1893 – 1938) 

Walter Schiffer: Erinnerung an die Shoah heute