Bundesgartenschauen in Höxter und Bad Gandersheim

Auch die Kirchen sind dabei, wenn es blüht und grünt

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Leben, glauben, staunen: So haben vier Konfessionen ihr Angebot für die Landesgartenschau Nordrhein-Westfalen in Höxter unmittelbar an der Grenze zum Bistum Hildesheim überschrieben. Auch die niedersächsische Landesgartenschau in Bad Gandersheim hat kirchliche Bezüge.


Wasser ist eins der Elemente, das im Schöpfungsgarten der Landesgartenschau beleuchtet wird.

Bei der Landesgartenschau im westfälischen Höxter erwarten die Besuchenden zahlreiche religiöse Angebote. Im Zentrum steht ein Schöpfungsgarten, der sich über eine Anhöhe an der Weser erstreckt.

Neben der evangelischen und katholischen Kirche sind auch die Religionsgemeinschaft der Baha‘i und die koptisch-orthodoxe Kirche am Projekt beteiligt. Im Stadtteil Brenkhausen residiert Kopten-Bischof Anba Damian in einem früheren katholischen Kloster.

Die Schöpfung verbindet die Religionen

„Die Schöpfung verbindet alle Religionen und Konfessionen“, so der evangelische Pfarrer Tim Wendorff, Sprecher des Organisationsteams für das Programm „leben, glauben, staunen“. Die vier Konfessionen gestalten in dem Garten Gottesdienste, Gebete, Lesungen und religionspädagogische Angebote für Schulen und Kindergärten. Auch an Musik- und Bastelprojekten können Interessierte teilnehmen. Mitarbeiter des Organisationsteams stehen für Gespräche bereit.

Mit einem Gottesdienst wird das religiöse Programm der Gartenschau am Sonntag, 23. April, eröffnet. Akteure aller drei Kirchen und der Baha‘i gestalten diesen. Die Baha‘i ist eine Religion, die an einen Gott glaubt und sich für den interreligiösen Dialog einsetzt. Auch die muslimischen Gemeinden seien angefragt worden, hätten aber wegen Personalmangels passen müssen, so Pfarrer Wendorff.

Der Schöpfungsgarten stellt die vier Elemente – Erde, Wasser, Feuer, Luft – in den Vordergrund. Zu jedem Element hat Planerin Barbara Siebrecht einen eigenen Garten vorgesehen. Das Feuer lässt sie mit Pflanzen in Rot, Gelb und Orange aufscheinen. In jedem Gartenstück lassen sich „Staun-Geräte“ ausprobieren – im Windgarten ein Windrad oder im Wassergarten ein Regenmacher.

Die Elementgärten münden in einen Weg, der sich zu einem gepflasterten Labyrinth aufwickelt – die Veranstaltungsfläche des Gartens. Das Labyrinth ist Wendorff zufolge in verschiedenen Religionen ein Symbol für den eigenen Lebensweg. Siebrecht mag besonders die Sitzmauer, die das Labyrinth umschließt: „Man sitzt hier geschützt und kann nachdenken.“

Der Schöpfungsgarten ist auch in anderer Hinsicht ein Ort der Ökumene: „Von hier aus sind vier Kirchtürme in Höxter zu sehen“ sagt Siebrecht. Darunter befindet sich der Doppelturm des ehemaligen Benediktinerklosters Corvey. Das Weltkulturerbe erinnert in diesem Jahr mit einem Jubiläumsprogramm an seine Gründung vor 1200 Jahren.

In dieses ist auch die Eröffnung der Landesgartenschau integriert, wie der Fürst von Corvey, Viktor V., erklärt.

Das Gelände ist zwar heute in adeliger Hand und nicht mehr Ordenseigentum. Einen Einblick in die klösterliche Welt ermöglicht aber der sogenannte Remtergarten. Hier bauten die Corveyer Mönche im Schatten des Westwerks früher ihre eigenen Nahrungsmittel an. Zur Landesgartenschau soll diese alte Tradition wieder aufleben. Die Organisatoren werben mit „Gemüse aus dem Mittelalter, der sogenannten Neuen Welt Amerika, und Sorten aus der Gegenwart“. Hinzu kommen verschiedene Beerensträucher sowie Heilkräuter im benachbarten Apothekergarten.

Der Garten gehört zu den Ländereien der Fürsten von Corvey und Herzöge von Ratibor. Nach Angaben des Herzogs sind fast die Hälfte der für die Landesgartenschau genutzten Flächen im Schlossbesitz, darunter auch der nördlich gelegene Weserbogen. Die Zusammenarbeit zwischen Kirche, Organisatoren und Fürstenhaus für das Jubiläum und die Landesgartenschau sei sehr eng, so Viktor V. „Durch die Landesgartenschau wird sich das Gelände langfristig verändern und aufgewertet, davon profitieren wir also auch.“

Zurück zum Projekt Schöpfungsgarten: Dieser kostet circa eine Viertel Million Euro. Knapp zwei Drittel werden mit europäischen Fördermitteln für ländliche Regionen gedeckt. Die übrigen Kosten tragen laut Pfarrer Wendorff die vier Konfessionen  – auch mit Spenden und Arbeitseinsätzen.

Der Garten soll nach der Schau zugänglich bleiben

Wenn die Landesgartenschau am 15. Oktober ihre Tore schließt, soll der Schöpfungsgarten am Weserradweg weiter zugänglich sein: „Wir gehen davon aus, dass er Picknickplatz wird“, so Wendorff. Er kann sich aber auch vorstellen, dass er für Veranstaltungen genutzt wird.

Nicht ganz so üppig sind die religiösen Bezüge bei der niedersächsischen Landesgartenschau in Bad Gandersheim, doch auch dort mischen die Kirchen mit. So gab es zur Eröffnung der Schau am zurückliegenden Wochenende einen Gottesdienst der evangelischen Propstei Gandersheim-Seesen. Am Pfingstmontag (29. Mai) halten Bischof Heiner Wilmer und der braunschweigische Landesbischof Christoph Meyns einen gemeinsamen Gottesdienst. Am 15. Oktober werde es zum Abschluss ebenfalls einen festlichen Gottesdienst geben, teilen die Veranstalter mit.

Die Schau greift darüber hinaus zahlreiche Themen auf, die auch die Kirchen beschäftigen, beispielsweise die Bereiche Friedhof und Denkmal sowie Umwelt- und Klimaschutz.

Promenade führt vom Gelände zur Altstadt

Auf einer Fläche von rund 40 Hektar können Besucher beim Gang über das Gelände zehntausende Stauden sehen, unterbrochen von Flächen, auf denen etwa 160 000 Blumenzwiebeln sprießen. Die etwa einen Kilometer lange sogenannte Gande-Promenade verbindet als Blütenband eine Seenlandschaft mit der Altstadt von Bad Gandersheim. Bis zum 15. Oktober werden 460 000 Besucher erwartet.

Zu den Highlights zählt neben sechs Themengärten eine Blumenhalle. Experten und Dozenten vermittelten Informationen zum Ökosystem Wald, zum Klimaschutz oder zum eigenen Garten und über Zimmerpflanzen. In einem „Grünen Klassenzimmer“ wird die Schau zum außerschulischen Lernort, an dem  Kinder und Jugendliche in mehr als 500 Kursen mehr über die Tier- und Pflanzenwelt erfahren können.

Geplant sind an 185 Tagen mehr als 1500 Veranstaltungen. Auf dem Programm stehen gärtnerische Wettbewerbe, aber auch Live-Konzerte. So ist am 1. Mai der Niedersächsische Chorverband zu Gast. In weiteren Veranstaltungen geht es um Sport, Bildung oder auch Ehrenamt und Inklusion. Alle Wege sind barrierefrei und somit mit Kinderwagen oder Rollstuhl befahrbar.
(kna/epd)