Alter Pilgerweg zwischen Magdeburg und Höxter wiederbelebt
Buen Camino! auch im Bistum
Von Magdeburg bis nach Höxter führt ein alter Pilgerweg, der früher Menschen Richtung Santiago de Compostela brachte. Er folgt der Route des Hellwegs quer durch das Bistum Hildesheim. Inzwischen ist er wiederbelebt und die ersten Pilgergruppen haben sich auf den Weg gemacht.
Ausgerechnet er sagt das! „Obwohl ich gern wandere, ist Pilgern eigentlich nicht mein Ding“, räumt Dieter Prüschenk ein. Eine bemerkenswerte Aussage, denn immerhin ist Prüschenk maßgeblich dafür verantwortlich, dass ein alter, lange vergesssener Zubringerweg zur Hauptroute der mittelalterlichen Jakobspilger zwischen Magdeburg und Höxter neu belebt wird. Unter anderem führt er durch Helmstedt, Braunschweig und Hildesheim.
Aus einer Idee wurde ein ökumenisches Projekt
Bereits damals nutzten die Menschen diese Streckenführung auf ihrer Pilgerwanderung nach Santiago de Compostela. Sie folgten dem sogenannten Hellweg, einer alten Handelsstraße, die einst Flandern mit Russland verband. Bis heute hat sich am Verlauf wenig geändert, wenn auch der Name weniger romantisch klingt: aus dem Hellweg hat sich durch Deutschland die B 1 entwickelt. Wer heute dort unterwegs ist, schnürt nicht sein Bündel, sondern setzt sich ins Auto.
„Historische Pilgerwege muss es doch auch im Raum Braunschweig gegeben haben“, wurde Dieter Prüschenk vor ein paar Jahren von einem Bekannten gefragt. Die Suche war erfolgreich, nach und nach gab es immer mehr Hinweise auf die Route und ihren einstigen Verlauf. Entwickelt hat sich daraus das ökumenische Projekt „Braunschweiger Pilgerweg“, getragen von der Evangelischen Akademie Abt Jerusalem in Braunschweig, der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz und dem Bistum Hildesheim.
Inzwischen ist ein großer Abschnitt – vor allem zwischen Helmstedt und Hildesheim – ausgeschildert, in diesem Jahr ist die Zuführung ab Magdeburg an der Reihe, später folgt dann die weitere Strecke über Höxter nach Paderborn.
Natürlich weiß auch Prü-schenk, dass der Pilgerboom der vergangenen Jahre dazu geführt hat, dass in vielen Teilen Deutschlands zum Teil recht zweifelhafte Wege als Pilgerrouten angelegt worden sind – vor allem mit der Absicht, den Tourismus anzukurbeln. „Aber unser Weg ist historisch belegbar, und nur darum ist er von der Aachener Jakobsgesellschaft offiziell in die überregionale Wegekarte aufgenommen worden.“
Immer mehr Menschen machen sich auf den Weg
Dieter Prüschenk ist inzwischen die komplette Strecke zwischen Magdeburg und Höxter abgelaufen, als Pilgerbegleiter führen er und andere Männer und Frauen Menschen hingegen auf besonderen Abschnitten. Etliche hundert haben die Angebote bereits genutzt – und den ganz eigenen Reiz einer Landschaft erlebt, die sich vor allem denen erschließt, die zu Fuß unterwegs sind. „Gerade rund um Hildesheim gibt es sehr schöne Abschnitte mit fantastischen Ausblicken bis hin zu Harz und Elm“, sagt Prüschenk. Und der Weg durch die Ebene bietet sich immer wieder für meditatives Gehen an.
Die Landschaft ist das eine. Viel wichtiger sind aber die vielen Städte und Orte entlang der Strecke mit ihren geistlichen Zentren, alten Klöstern und Kirchen, die schon im Mittelalter Anlaufpunkte der Pilger waren, die alte Jakobskirche in Braunschweig, der Kaiserdom in Königslutter, das Ludgerikloster in Helmstedt („Die Keimzelle der Christianisierung unserer Gegend“) und natürlich die vielen kleinen Dorfkirchen. Hier bietet sich immer wieder Gelegenheit zu innerer Einkehr, Gebet oder einer kurzen Andacht. „Natürlich lebt unser Projekt von den Menschen am Weg, die Gastfreundschaft gewähren, zum Beispiel im zur Herberge umgebauten Pfarrheim in Veltheim. Erst dadurch bekommt der Weg seinen Sinn und seine Tiefe.“
Informationen: thzbs.de/braunschweiger-jakobsweg/home/
Stefan Branahl