63. Männerwallfahrt ins Klüschen Hagis
Damit der Himmel offen bleibt ...
Glaubenszeugnis an Christi Himmelfahrt: Die Männerwallfahrt ins Klüschen Hagis. | Foto: Gregor Mühlhaus |
Bei bestem Wetter strömten die Männer bereits am frühen Morgen des Himmelfahrtstages aus allen Richtungen zur kleinen Wallfahrtskirche „Klüschen Hagis“ bei Martinfeld. Sie kamen zur 63. Männerwallfahrt, die unter dem Leitwort „Ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben“ stand. Auf der Lichtung oberhalb der Kirche hatten sich knapp 8000 Christen eingefunden, als die 40 Geistlichen zum Festhochamt einzogen. Die Messe leitete Bischof Ulrich Neymeyr, es konzelebrierten Weihbischof Reinhard Hauke und Altbischof Joachim Wanke.
Bischof Neymeyr wandte sich gleich zu Beginn mit einem Bibeltext an die Pilger: „Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut in den Himmel“, sagte Neymeyr. So wie die Männer von Galiläa ehrfürchtig nach oben schauten, so blickten auch tausende Wallfahrer am Klüschen Hagis in froher Erwartung in den Himmel. „Wir halten den Himmel offen und erwarten den Messias. Wallfahren ist beten mit den Füßen und so sind viele gut vorbereitet, um den Wallfahrtsgottesdienst zu feiern und Sorge zu tragen, dass der Himmel offen bleibt über dem Eichsfeld, Thüringen und unserem ganzen Land“, so die Worte des Bischofs.
Große Hoffnungen und nüchterne Erkenntnisse
Das Wallfahrtsmotto stellte Neymeyr in den Mittelpunkt seiner Predigt. Zukunft und Hoffnung seien zwei Worte, die gerade für die Ostdeutschen nach der politischen Wende vor 30 Jahren eine große Bedeutung gehabt hätten. „Aber auch in unserer Kirche mussten die großen Hoffnungen auf die Evangelisierung der Menschen in den neuen Bundesländern der nüchternen Erkenntnis weichen, dass viele mit Religion, Glauben und Kirche nichts zu tun haben wollen.“ So sei ein skeptischer Blick in die Zukunft verständlich.
Das Eichsfeld sei eine Gegend, in der die meisten Menschen die Zukunft ihrer Region positiv einschätzen. Das hätten Umfragen ergeben. Menschen, die vor Jahren ihrer Heimat den Rücken gekehrt hätten, würden nun in großer Zahl zurückkommen. Trotzdem bleibe eine zwiespältige Einstellung zur Zukunft. Auch die Israeliten seien einst aus dem gelobten Land nach Babylonien verschleppt worden. Trotz ihres auskömmlichen Lebens hätten sie sich nach ihrem Jerusalem gesehnt. Und genau da schreibe der Prophet Jeremia, dass nur Gott Hoffnung und Zukunft geben könne. Auch die Menschen in der heutigen Zeit hofften auf eine Welt, in der die Übeltäter bestraft und die Opfer getröstet würden, sie hofften auf eine Welt voller Gerechtigkeit. All das ersehnten sich die Menschen von Gott. Die Wallfahrer im Eichsfeld wüssten darum, dass Zukunft und Hoffnung allein bei Gott lägen. Deswegen würden tausende Menschen jedes Jahr am Himmelfahrtstag ein beeindruckendes Glaubenszeugnis am Klüschen Hagis abgeben. „Wenn wir wie heute aufbrechen zur Wallfahrt, wenn wir am Sonntag in die Kirche gehen oder in der Kapelle bei einem stillen Gebet eine Kerze anzünden, flüchten wir dabei nicht aus der Welt und ihren Herausforderungen, vielmehr schöpfen wir Kraft aus der Begegnung mit Gott, der uns eine Zukunft und eine Hoffnung gibt, Kraft, die Welt in seinem Sinn zu gestalten“, schloss Neymeyr seine Predigt.
In der sich anschließenden Feierstunde sprach der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZDK), Thomas Sternberg, zu den Pilgern. Er blickt zurück auf „25 Jahre Bistum Erfurt“ und die Ereignisse im Zuge der Wiedervereinigung. Was die Menschen im Osten in den letzten 30 Jahren geleistet hätten, sei nicht hoch genug anzuerkennen und wie die Christen im Eichsfeld im Besonderen ihren Glauben zeigten und lebten, verdiene seinen größten Respekt. Das sehe man jeden Sonntag beim Gottesdienst, bei Wallfahrten und im Alltag, so Sternberg.
Von Gregor Mühlhaus