Ausstellung des Künstlers Andreas Dorfstecher in Neuruppin
Das Kreuz anders wahrnehmen
„Sie nehmen Holz weg, damit ein Kreuz entsteht“ – eines von Dorfstechers Kreuzen vor dem Kirchenportal in Neuruppin. Foto: Walter Pauly |
Es passiere etwas, wenn sie die Kreuze des Künstlers Andreas Dorfstechers, die derzeit in der katholischen Kirche Herz Jesu in Neuruppin zu sehen sind, betrachte. Es hat einen Prozess in ihr in ausgelöst, andere Assoziationen eröffnet als bisher. Das sagte eine Besucherin der Matinee am vergangenen Sonntag, zu der um die 60 Interessierte, darunter etliche Künstler aus der Region, gekommen waren. Die Kirchengemeinde hatte zu einem Künstlergespräch mit Dorfstecher und dem Kunst- und Kulturbeauftragten des Erzbistums, Pater Georg Maria Roers SJ, eingeladen. Zuvor war die Ausstellung in der Kirche unter dem Thema „Das Kreuz – Zeichen + Symbol“ eröffnet worden.
Brandenburg ist Eichenland
Viele Kreuze arbeitet Dorfstecher, der sein Atelier in Rosenwinkel in der Prignitz hat, aus Eichenholz, seinem bevorzugten Material. „Brandenburg ist Eichenland.“ Aus dem Holz schneidet und spaltet er das Endprodukt Kreuz, das als Negativform übrigbleibt. Oder um es mit Pater Roers auszudrücken: „Sie nehmen Holz weg, damit ein Kreuz entsteht.“
Seit Jahren beschäftigt sich der Bildhauer mit dem Thema Kreuz. „Es reizt mich, das Ursymbol der Menschheit zu bearbeiten. Das ist wie eine Art Meditation für mich“, sagt er.
Für ihn steht dabei nicht das christliche Symbol im Vordergrund. „Ich arbeite nicht am christlichen Kreuz.“ Seine Arbeit, so wie er es sieht, eröffnet die Möglichkeit, das Kreuz anders wahrzunehmen und die Eindeutigkeit zurückzusetzen.
Das Kreuz wird seit Urzeiten verwendet als Zeichen für die Verbindung zwischen Himmel und Erde, Zeit und Raum, auch eine Erklärung für das, was die Menschen nicht verstanden. Erst mit der Kreuzigung Jesu erfuhr es die christliche Symbolik.
Eine Trilogie in Schwarz, Rot und Blau
Andreas Dorfstecher spielt in seinen Werken mit Symbol und Zeichen. In seinen Bildern hat er die Form des Pluszeichens aufgenommen und in vier Quadrate geteilt. Anfänglich, so der Künstler, hat er nur mit Kohle und Tusche gearbeitet, also naturgegeben in Schwarz und Weiß. „Mich interessiert die Reduktion, dass sich auf das Wesentliche beschränken.“ Irgendwann wurde es ihm dann zu schwarz, er nahm Farbe hinzu. Entstanden ist eine Trilogie von Kreuzen in Schwarz, Rot und Blau, ebenfalls in der Herz Jesu Kirche zu sehen. Genauso wie ein großes Holzkreuz vor dem Kirchenportal, das den Blick auf die dahinterliegenden Backsteinmauer freigibt. Für Dorfstecher der perfekte Standort für sein Werk: „Ich würde es gerne hier stehen lassen.“
Die Arbeiten sind noch bis zum 29. März in der Herz-Jesu-Kirche, Neuruppin, Präsidentenstraße 86, samstags von 12 bis 16 Uhr und sonntags von 12 bis 18 Uhr zu sehen.
Von Dagmar Simons