Gründung des Bistums Magdeburg vor 25 Jahren
Der Osten braucht die Christen
Festakt in der Kathedrale St. Sebastian: Vorn von links: Nuntius Erzbischof Nicola Eterović, Bischof Gerhard Feige, Landtagspräsidentin Gabriele Brakebusch, Kardinal Reinhard Marx, die scheidende Landesbischöfin Ilse Junkermann. Fotos: Eckhardt Pohl |
Der Osten Deutschlands braucht den „unentbehrlichen Beitrag“ der Christen. Das hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, am 31. August beim Festakt zum 25-jährigen Bestehen des Bistums (Tag des Herrn berichtete) betont und allen gedankt, die sich in diesem Sinne engagieren. Zugleich rief der Münchener Erzbischof in St. Sebastian in Magdeburg dazu auf: „Leben Sie die Freiheit, die Ihnen (1990) als Christen geschenkt wurde. Wirken Sie mit in dieser Kirche, die sich in Freiheit entfalten kann. Gestalten Sie die Gesellschaft mit, die ohne christlichen Glauben und christliche Werte ärmer wäre.“ Ausdrücklich dankte der DBK-Vorsitzende Bischof emeritus Leo Nowak und Bischof Gerhard Feige für ihr „Eintreten für die Kirche in Deutschland“. Bischof Feige bringe – um die kleinen Verhältnisse im Bistum Magdeburg wissend – „stets die Perspektive des Ostens aus pastoraler und gesellschaftlicher Sicht in die Beratungen der Bischofskonferenz ein“.
Anerkennung für die im Osten lebenden Christen
Die Kirche hat „manche überhasteten Entscheidungen des Einigungsprozesses auf staatlich-gesellschaftlicher Ebene nicht wiederholt“. Darauf wies der emeritierte Erfurter Kirchenhistoriker Josef Pilvousek in seinem Festvortrag hin. So seien mit den Bistumsgründungen in Erfurt, Görlitz und Magdeburg „der Eigenwert der ostdeutschen Kirchengeschichte und die damit verbundene Lebensleistung der hier lebenden Christen“ anerkannt worden. Pilvousek berichtete davon, dass es beinahe schon 1978 neue Diözesen im Osten gegeben hätte. Unter Papst Paul VI. hätten entsprechende Verträge mit der DDR schon zur Unterschrift bereit gelegen. Und in Paderborn habe man dafür bereits einen Brief- oder Predigtentwurf vorbereitet gehabt. Darin heißt es, Papst Paul VI. habe die Jurisdiktion in den kirchlichen Bereichen, die in der DDR liegen, aber bisher zu den westdeutschen Bistümern gehörten, völlig neu geordnet. Auch das Erzbistum Paderborn sei davon betroffen. Und wörtlich: „das ehemalige erzbischöfliche Kommissariat wurde zum Bistum Magdeburg erhoben, nachdem es bereits seit 1973 von einem Apostolischen Administrator verwaltet wurde“.
Bischof em. Leo Nowak, Gemeindereferentin Monika Lazar und der Leiter des Katholischen Büros, Stephan Rether, erinnerten sich im Gespräch mit Mechthild Baus an die Zeit der Bistumsgründung. |
1978 kam es nicht zur Bistumsgründung
Zu der „im Zuge der vatikanischen Ostpolitik von Rom avisierten Bistumsgründung ist es 1978 letztlich nicht gekommen“, so Kirchenhistoriker Pilvousek. Offensichtlich habe der plötzliche Tod Pauls VI. die Bistumsgründungen noch verhindert. Der polnische Papst Johannes Paul II. habe die Verträge nicht unterzeichnet, was auch dem Wunsch vieler Katholiken in den Ortskirchen in der DDR und ihren Mutterbistümern im Westen entsprach.
Pilvousek erinnerte daran, dass die Mutterdiözesen in den Zeiten der Teilung „unendlich viel für ihre östlichen Diözesangebiete aus einem wirklichen Bewusstsein der Zusammengehörigkeit heraus ... geleistet haben“. Nicht zuletzt auch im Wissen darum habe es nach 1990 ein Ringen gegeben, ob die Gründung eines eigenen Bistums Magdeburg richtig sei. Bedeutsam für die Eigenständigkeit der Bistümer Magdeburg und auch Erfurt sei gewesen, dass die Bereiche – „bedingt durch die politische Konstellation“ – „beinahe 50 Jahre relativ selbstständig waren“. Hinzu komme etwa, dass für die Vertriebenen, die nach dem Krieg aus vielen Diözesen gekommen waren, „nicht das Erzbistum Paderborn ihre kirchliche Heimat“ war, sondern „die nach Magdeburg ... ausgerichtete Ortsgemeinde“, „auch wenn die zahlreichen Paderborner Priester deutlicher als in anderen Jurisdiktionsbezirken eine grenzübergreifende Verbindung waren und blieben sowie Netzwerke bildeten“, so der Kirchenhistoriker.
Dass es nach 25 Jahren der Eigenständigkeit des Bistums ein gutes Miteinander zwischen Paderborn und Magdeburg gibt, wurde auch am Grußwort von Erzbischof Hans-Josef Becker deutlich, das der Paderborner Weihbischof Hubert Berenbrinker verlas. „Wir müssen uns in der heutigen Situation zunehmend gegenseitig bestärken und unterstützen“, so der Paderborner Metropolit. So würden zum Beispiel in Diaspora-Gemeinden des Erzbistums nach ostdeutschem Vorbild Religiöse Kinderwochen stattfinden. Erzbischof Becker: „Bleiben wir einander verbunden, helfen wir einander, lernen wir voneinander und beten wir füreinander“.
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Von Eckhard Pohl