Katholische Polizeiseelsorge in Mecklenburg-Vorpommern
An der Seite von Einsatzkräften
Christina Innemann übernimmt ab Oktober das Amt der katholischen Polizeiseelsorgerin in Mecklenburg-Vorpommern. Sie wurde 1980 in Pasewalk geboren und studierte katholische Theologie in Frankfurt am Main und Freiburg im Breisgau. Nach dem Studium arbeitete sie als Jugendreferentin in Mecklenburg. Innemann leitete die Studentenseelsorge in Rostock und war für die Zusammenarbeit der katholischen Pfarrei Herz Jesu Rostock mit evangelischen Kirchgemeinden zuständig. Sie ist verheiratet und hat drei Kinder. Foto: Katja Bülow |
Ab Anfang Oktober ist Christina Innemann die neue katholische Polizeiseelsorgerin in Mecklenburg-Vorpommern – als erste Frau im Amt. Zwischen Heringsdorf und Ludwigslust ist sie gemeinsam mit ihrem Kollegen von der evangelischen Kirche zuständig für die 6000 Mitarbeiter der Landespolizei.
Überlastung, Anfeindungen, schwierige Einsätze, die an den Kräften zehren … Christina Innemann wird künftig seelische Unterstützung bieten, wo immer sie gebraucht wird. Dazu gehören nach ihrem Verständnis nicht nur lange Gespräche, sondern auch mal der kurze Schnack an der Kaffeemaschine, Seminare über Work-Life-Balance (Ausgewogenheit von Arbeit und Freizeit) oder den Umgang mit Abschieden und Neuanfängen im Leben.
Wenn es nötig ist, wird sie Polizisten zur Seite stehen, die beispielsweise nach einem Unfall Todesnachrichten an Angehörige überbringen müssen. Aber auch klassische seelsorgliche Angebote wie Einkehrtage und Gottesdienste stehen auf ihrer Agenda.
Es warten also eine Menge Aufgaben auf Christina Innemann, noch dazu in einem Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern. Doch die 42-jährige Pastoralreferentin, die bisher in der Studentenseelsorge in Rostock arbeitete, freut sich auf den Job. Und sie versichert: „Eine meiner Aufgaben wird es sein, dass ich versuche, Ehrenamtliche zu finden, die die katholische Polizeiseelsorge unterstützen.“
Angebote unabhängig vom Glauben
Dass sie hauptamtliche Mitarbeiterin der katholischen Kirche ist, werde in der praktischen Arbeit eher zweitrangig sein. „Ich glaube, wir haben gerade mal 17 Prozent Christen im Land, entsprechend wenige Katholiken bei der Polizei. Ob ich jemandem ein Gesprächsangebot mache oder nicht, ist total unabhängig davon, ob der Christ ist oder nicht.“
Welche Rolle es spielt, dass mit ihr erstmals eine Frau im Amt der katholischen Seelsorge ist? Die Mecklenburgerin ist sich nicht sicher. Aus ihrer bisherigen Erfahrung heraus vermutet sie aber: „Es könnte sein, dass sich Männer einer Frau gegenüber ein bisschen leichter öffnen, weil sie nicht das Gefühl haben, etwas beweisen zu müssen.“ Darüber hinaus möchte sie Angebote schaffen, die speziell auf die Bedürfnisse der weiblichen Angestellten der Polizei zugeschnitten sind.
Aber es gibt auch noch ein paar ganz praktische Fragen, die noch offen seien. „Ich glaube zum Beispiel, dass es wichtig ist, dass ich in meiner Funktion erkennbar bin“, sagt Christina Innemann. Weil ihre Vorgänger stets Priester waren, die ohnehin Dienstkleidung trugen, war das bisher kein Thema. Priesterinnen gibt es in der katholischen Kirche aber nun einmal nicht. Daher müssen jetzt neue Lösungen gefunden werden – eine eigene Dienstjacke und ein eigener Ausweis etwa. Eine weitere Neuerung ist, dass ihre Stelle erstmals von den Erzbistümern Hamburg und Berlin gemeinsam mit dem Land Mecklenburg-Vorpommern verantwortet wird. Bislang stellte das Erzbistum Hamburg einen Polizeiseelsorger für den Landesteil Mecklenburg. Da die Region Vorpommern zum Erzbistum Berlin gehört und Christina Innemann für das gesamte Bundesland verantwortlich sein wird, sind nun beide Erzdiözesen involviert.
Neue Herausforderungen durch andere Hierarchie
Ein wenig Respekt hat die Theologin davor, dass sie sich erst einmal in die Hierarchien und die Herausforderungen des Polizeialltags einarbeiten muss. Aber: Sie sei gut vernetzt mit Kollegen der katholischen Seelsorge in ganz Deutschland. Außerdem bekommt sie eine berufsbegleitende Ausbildung.
Ihr Büro übrigens richtet Christina Innemann nicht bei der Polizei in Rostock, der größten Stadt Mecklenburg-Vorpommerns ein. Statt dessen wird sie ihren Sitz im nahegelegenen Revier Sanitz, in einer kleinen Gemeinde mit weniger als 6000 Einwohnern, haben. Mit einem Lachen erklärt sie: „Erstens hat die Rostocker Polizei ohnehin gerade keinen Platz. Und zweitens bin ich ja nicht nur für die große Stadt, sondern für die Fläche da. Und von Sanitz aus kann ich ganz gut starten und ausschwärmen.“
Von Katja Bülow