Ökumenische Leserreise nach Israel

Ein Traum vieler Christen

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Einmal den Fußspuren Jesu durch Israel folgen und Orte der Bibel besuchen. Das ermöglicht 2020 eine ökumenische Leserreise vom Tag des Herrn und der evangelischen Kirchenzeitung „die Kirche“. Reiseleiter Dirk Bock spricht über das Programm und eventuelle Gefahren.

Blick vom Ölberg auf die Altstadt von Jerusalem in der Abendstimmung. In der Mitte ist die Kuppel des Felsendoms zu erkennen, rechts darüber die Dormitio-Basilika. | Foto: kna/Harald Oppitz

 

Herr Bock, Sie waren schon öfter in Israel, was fasziniert Sie an dem Land?
 
Ich fahre seit über 20 Jahren nach Israel. Das wäre im nächsten Jahr meine 14. Israelreise. Was fasziniert mich? Ich bin der Meinung, als Christ muss man mindestens einmal im Leben an den Stätten gewesen sein, von denen die Bibel so viel berichtet. Entsprechend ist unsere Reise aufgebaut: Es kommen sehr viele Orte darin vor, von denen die Bibel handelt – und natürlich besonders im Neuen Testament.
 
Was gefällt Ihnen am Reiseprogramm der Ökumenischen Leserreise besonders?
 
Diese Studienreise bietet ein sehr vielseitiges und dichtes Programm. Es ist keine Erholungsreise. Gut vollgepackt – wir sind von morgens bis abends unterwegs und wollen natürlich in der Kürze der Zeit sehr viel erleben. Wir sind am See Genezareth auf den Spuren von Jesus. Wir sind an den Stätten, an denen Jesus war. Dort schlagen wir die Bibel auf und lesen nochmals die Texte, die wir fast alle kennen. Da wirkt natürlich so eine Stätte ganz anders, als wenn man zu Hause in der Bibel davon liest. Wir sind auch am Toten Meer und in Jerusalem. Das ist ein großes Programm. Ich denke, das ist einzigartig.
 
Es ist auch ein Besuch in der Erlöserkirche und im Pilgerzentrum an der Himmelfahrtkirche in Jerusalem geplant. Für evangelische und für katholische Teilnehmer gibt es die Möglichkeit, einen Gottesdienst ihrer Konfession zu besuchen.
 
Das ist meine 31. Reise mit „Biblische Reisen“, die ich selbst leite. Fast immer sind evangelische und katholische Christen dabei. Von daher habe ich immer mit im Blick, dass wir gut miteinander ins Gespräch kommen, vielleicht über verschiedene Ansichten, die wir haben. Das entwickelt sich im Laufe der Reise. Wir haben die Möglichkeit, in einen katholischen und einen evangelischen Gottesdienst zu gehen. Da werden wir uns, denke ich, aufteilen. Aber das wird für viele – das weiß ich jetzt schon – ein Höhepunkt sein, in Jerusalem einen Gottesdienst zu erleben. Ich höre immer von meinen Reisenden, dass diese Gottesdienste im heiligen Jerusalem tief bewegend sind und lange nachwirken.
 
Auch ein Besuch der Gedenkstätte für die Opfer des Holocaust, Yad Vashem, steht auf dem Programm. Das wird sicher auch ein berührendes Ereignis werden.
 
Ja, diesen Besuch erlebt die Gruppe immer als sehr tiefgreifend. Ich merke selbst, wenn ich dort bin – ob es die alte Gedenkstätte war oder die neue ist, die vor ein paar Jahren eröffnet wurde – man kommt ganz anders wieder. Es ist wirklich eine Stätte, die einen sehr bewegt. Die vielen Schicksale im Holocaust muss man erst einmal verarbeiten. Es gehört zu unserer Geschichte dazu und ganz besonders zu Israel. Man kann das Land eigentlich nicht besuchen, ohne in Yad Vashem gewesen zu sein. Um dieses Land zu verstehen, auch die Politik. Jedes Mal haben wir danach tiefgreifende Gespräche. Heute werden es vermutlich auch aktuelle Gespräche sein über die politische Entwicklung, die wir erleben, etwa in Richtung AfD.
 
Was ist Ihnen außerdem wichtig in Yad Vashem?
 
Ich besuche auch immer die Allee der Gerechten unter den Völkern, die jüdische Menschen in der Zeit des Holocaust retteten. Besonders gern gehe ich zum Baum für das Büro Grüber. Das war eine vom Berliner Pastor und späteren Propst Heinrich Grüber gegründete Einrichtung der Bekennenden Kirche in der Oranienburger Straße in Berlin-Mitte. Er rettete Hunderten rassisch verfolgten konvertierten jüdischen Menschen das Leben, indem er ihnen die Ausreise ermöglichte.
Ich hatte mit dem Enkel Hartmut Grüber und mit den Urenkeln zu tun. Es ist mir ein persönliches Bedürfnis, zu diesem Baum für das Büro Grüber zu gehen und darüber zu erzählen. Das werde ich auch auf dieser Reise tun. Auch der Baum von Oskar und Emilie Schindler steht in der Allee der Gerechten. Er wird oft besucht, auch sein Grab auf dem Friedhof.
 
Gemeindepädagoge Dirk Bock (56) wird als Reiseleiter die Ökumenische Leserreise begleiten. | Foto: Privat

Ist es nicht gefährlich nach Israel zu reisen?
 

Die Frage kenne ich seit fast 25 Jahren (lacht). Sie wird mal aktuell und mal nicht. Wenn es im Gaza-Streifen Unruhen gibt, von dort aus Raketen nach Israel abgeschossen werden und die Medien davon berichten, reden die Leute viel darüber und die Angst breitet sich aus. Auf den Vortreffen zu unseren Israel-Reisen kann ich die Gruppe immer beruhigen, wenn ich sage: Meine Frau und ich sind selbst Eltern. Wir haben vier Kinder zwischen 13 und 30 Jahren und ihnen gegenüber eine Verantwortung. Wir würden nie irgendwo hinreisen, wo es gefährlich wäre. Wir werden nicht in die Nähe des Gaza-Streifens kommen. Man hat mehr Grund zur Angst, wenn man in Berlin um 2 Uhr U-Bahn fährt und gewisse gewaltbereite Gruppen unterwegs sind. Oder bei Fußballspielen, wo viel Aggressivität herrscht.
 
Ist die Angst unbegründet? Wie schätzten bisherige Teilnehmer das hinterher ein?
 
Anders als vor der Reise sagen die Leute, wenn wir uns bei den Nachtreffen wiedersehen: „Ich weiß gar nicht, warum ich vorher so eine Angst hatte. Ich habe mich nicht ein einziges Mal unsicher gefühlt.“ Natürlich ist die Präsenz von Militär und Polizei größer als woanders. Aber in den letzten Jahren hat sie bei Großveranstaltungen bei uns auch zugenommen. Ich sage immer scherzhaft: Die Angst vor Israel, die kann ich ihnen nehmen, aber die Flug-angst nicht. Da kann ich sie nur überreden, eine Beruhigungstablette zu nehmen. Aber in Israel müssen Sie wirklich keine Angst haben.
 
Was machen Sie beruflich und welche Erfahrung mit der Reiseleitung von Gruppen bringen Sie mit?
 
Seit 33 Jahren arbeite ich als Gemeindepädagoge in der Kirchengemeinde in Lindow (Mark) und Umgebung. Ich bin vor allem für die Kinder- und Jugendarbeit zuständig. Aber ich habe auch einen Predigtauftrag, bin mit Gottesdiensten, Taufen und Hochzeiten und solch schönen Dingen beschäftigt. In der Gemeindearbeit habe ich schon Reisen organisiert. Viele Jugendfahrten gehören dazu, auch ins Ausland. Dabei und bei meinen Fahrten mit „Biblisch Reisen“ habe ich viele Erfahrungen gesammelt. Zuletzt war ich nach Ostern mit 39 Personen auf Malta. Auch sonst habe ich viele Länder bereist. Ob das 14 Mal Israel war oder Ägypten, Irland, Syrien, Libanon, Jordanien und andere.
 
Was passiert auf dem Vortreffen für die Reise?
 
Wichtig ist mir, dass so ein Vortreffen stattfindet und die Gruppe merkt: Wir sind eine biblische Reise. Die Teilnehmer können sich und den Reiseleiter bei einer Vorstellungsrunde kennenlernen. Ich werde auf alle Fragen antworten, sodass wir uns darauf freuen, gemeinsam die Reise anzutreten. Das ist immer ein Gewinn für die Gruppe. Bei unserem Vortreffen am 22. Januar 2020 werden meine Frau, die seit über 20 Jahren bei „Biblische Reisen“ arbeitet, und ich dabei sein. Beim Vortreffen frage ich auch, wer eine Andacht halten möchte. Jeden Tag wird eine Andacht angeboten. Entweder halte ich sie, manchmal sind auch Leute dabei, die das gern selbst machen. Die Plätze dafür finden wir immer, meist irgendwo unterwegs.
 
Wird auch eine Reiseleitung aus Israel dabei sein?
 
Ja – und der Guide ist eine gute Freundin von uns, Gabi Levy. Darauf kann man sich auch freuen. Mit ihr sind wir schon oft im Land unterwegs gewesen.
 
Interview: Sibylle Sterzik

Informationen und Anmeldung für die Leserreise vom 10. bis 17. Februar 2020 bei Maria Körner: leserservice@st-benno.de; 03 41 / 4 67 77 13; www.die-kirche.de/leserreisen
Kosten: 1690 Euro (im Doppelzimmer); Anmeldeschluss: 2. September; Kontakt zu Dirk Bock: 03 39 33 / 7 15 74