Schwestern im Karmel St. Teresa in Weimar verlassen ihr Kloster
Eine geistliche Quelle versiegt
Schwester Hildegard (Mitte) und Schwester Edith vor dem Kreuz in der Kapelle des Klosters. Fotos: Holger Jakobi |
„Als wir hier angefangen haben, da war es ziemlich anstrengend. Aber es waren schöne Jahre voller Aufbruchstimmung“, erinnert sich Schwester Hildegard, die seit 1995 im Karmelkloster St. Teresa in Weimar lebt. Zuerst für ein Jahr in Oberweimar, dann in Schöndorf. Diese Tage waren von einer regen Bau- und Entrümplungstätigkeit geprägt. Es galt, das dortige alte Pfarrhaus an die Bedürfnisse der Karmelitinnen anzupassen. Die Zimmer der Schwestern befinden sich im oberen Stock, das Erdgeschoss bot Platz für die Gemeinschaftszimmer und zwei Gästeunterkünfte. Daneben enstand ein Kreuzgang und eine Kapelle, da die eigentliche Kirche für einen kleinen Konvent zu groß ist.
Hier treffen sich Schwester Hildegard und Schwester Edith am Kreuz, auf dem sich Christus der heiligen Edith Stein zuneigt. Bald heißt es für die Karmelitinnen Abschied von diesem Ort zu nehmen, denn das Kloster wird nach Beschluss des Karmelklosters Dachau aufgelöst. Aus gesundheitlichen und Altersgründen wurde die Zahl der Schwestern immer kleiner, so dass aufgrund der kirchlichen Vorschriften der Karmel in Schöndorf nicht weitergeführt werden kann. Schwester Edith überlegt noch, in welchen Konvent oder Orden sie wechselt. Schwester Hildegard wird in Weimar bleiben, wo sie in einem Altenpflegezentrum der Caritas leben wird. „Das ist ja das Schöne dabei, dass ich hier bleiben kann“, sagt sie. Damit verbunden ist für die Schwester die Möglichkeit, die vielen guten Kontakte vor Ort weiter zu pflegen.
„Die Eröffnung der Karmelniederlassung im Herbst 1995 im Kirchort Schöndorf hat das kirchliche Leben in der Kirche St. Bonifatius in Schöndorf und darüber hinaus mit vielen geistlichen Impulsen belebt“, betont Gerhard Metzner vom Kirchortrat. „Mit dem Kloster kam neues Leben in die Kirchgemeinde.“
Das kleine Kloster, das einmal ein Pfarrhaus war. |
Damals machten sich zunächst vier Schwestern aus dem Karmelkloster Dachau auf in eine neue und hoffnungsvolle Zukunft in Thüringen. Zwei Jahre später kamen zwei weitere Karmelitinnen hinzu. Der Konvent sollte zu einer Quelle geistlichen Lebens werden und dazu noch neue Mitglieder für eine zeitweise oder auch dauerhafte Mitarbeit im hiesigen Karmel hinzugewinnen.
Gerhard Metzner sagt weiter: „Das Wirken der Schwestern in unserer Kirchgemeinde war geprägt von Offenheit für die Sorgen und Nöte der Gegenwart, Freundlichkeit, Gastfreundschaft, Güte, Gebet und Meditation. Sie waren der Ruhepol und verantwortlich für die Ausgestaltung und Koordinierung gottesdienstlicher und weiterer kirchlicher Veranstaltungen. Sie erwarben aber auch Aufmerksamkeit über die Gemeinde Schöndorf hinaus in das thüringische Umland.“
Pilgergruppen fanden Aufnahme. Einzelpersonen konnten auf Zeit am klösterlichen Leben teilnehmen. Ein kleiner Klosterladen wurde eröffnet. Die Schwestern engagierten sich zudem in der Ökumene mit der evangelischen Kirchgemeinde St. Stephanus in Schöndorf – so beim Gebetstag der Frauen und bei der Martinsfeier. Wichtig war den Schwestern auch die Bewahrung der Schöpfung. So fand in Oberweimar einer der Umweltgottesdienste statt, zu denen Papst Franziskus in seiner Enzyklika Laudato Si eingeladen hatte.
Die feierliche Versbschiedung von Schwester Edith und Schwester Hildegard sollte an an diesem Sonntag stattfinden. Vorgesehen war ein Pontifikalamt mit Bischof Ulrich Neymeyr. Dieses kann aufgrund der Eindämmung des Covid-19-Virus nicht stattfinden. Ob es zu einem späteren Zeitpunkt einen Gottesdienst geben wird steht nach Informationen der Pfarrei Herz Jesu in Weimar noch nicht fest. Die Kirchort-Gemeinde St. Bonfatius dankt den Schwestern. Die hier lebenden Christen beten und hoffen, dass sich ein neuer Anfang für geistliches Leben an diesem Ort auftut.
(jak/gm)