Architektur und Tischler

Engel mit einer frohen Botschaft

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Der Architekt Georg Kimmer aus Schapen entwirft nicht nur Gebäude, sondern auch Engel. Immer zum Jahresende entsteht eine neue Figur, die er dann aus Holz herstellt. Seine Werke verschenkt er an Verwandte und Freunde – versehen mit kleinen Impulsen.


Aus Eichenholz, Kirsche oder Linde stellt der Architekt Georg Kimmer seine Engel her, die er dann gerne verschenkt. Foto: Sebastian Hamel 

Vor wenigen Wochen ist die umgestaltete Friedhofskapelle im emsländischen Schapen gesegnet worden. Neben verschiedenen neuen Elementen fällt dort auch eine außergewöhnliche Holzfigur auf, die die Wand am seitlichen Ausgang schmückt. Es handelt sich um einen Engel, den der mit dem Umbau beauftragte Architekt Georg Kimmer selbst angefertigt hat. Auch weitere geistliche Orte, die Kimmer in den vergangenen Jahren geplant hat, stattete er stets mit seinen Holzengeln aus – zum Beispiel den Meditationsraum des Gymnasiums Leoninum in Handrup oder die Kapelle des Christophorus-Werkes in Lingen.

Die Engel spielen für den gläubigen Katholiken, der 1955 in Schapen zur Welt kam, schon lange eine besondere Rolle. Seit rund 15 Jahren entwirft er immer zum Jahresende ein neues „Modell“, das jeweils durch besondere Erlebnisse und Eindrücke aus den vorherigen Monaten inspiriert ist. Zunächst nur skizziert und dann als Aufkleber für Fensterscheiben entwickelt, kommen sie nunmehr seit zehn Jahren aus Holz daher. 

Die Figuren werden in vielfacher Ausfertigung hergestellt und zur Weihnachtszeit an Verwandte, Freunde und Bekannte verschenkt – oder eben auch an den Orten des eigenen Wirkens wie die Friedhofskapelle in Schapen hinterlassen. Versehen sind die Engel stets mit einer frohen Botschaft: Dies kann zum Beispiel die Erinnerung sein, dass nicht nur unsichtbare Schutzengel uns zur Seite stehen, sondern es oft andere Menschen sind, die uns unterstützen und still beeinflussen.

Engelproduktion in der eigenen Tischlerwerkstatt

Die nötigen Kenntnisse zur Holzverarbeitung eignete sich Georg Kimmer im Zuge seiner Tischlerlehre an, die er durchlief, ehe er die Studiengänge der Architektur und der Innenarchitektur absolvierte. Gerade die Zeit des Studiums war für ihn außerordentlich prägend: Mit vielen verschiedenen Kulturen in Kontakt zu kommen, habe seinen Horizont erweitert, sagt er: „Ich habe festgestellt, dass alle – selbst überzeugte Atheisten – an etwas glauben.“

Gefertigt werden die Engel aus dem Holz von Bäumen, die ohnehin gefällt werden mussten. Zum Einsatz kommen ganz unterschiedliche Arten wie Eiche, Kirsche, Platane, Eibe und Linde. Die jeweils eigenen Beschaffenheiten prägen Erscheinungsbild und Aussage der späteren Engel ganz entscheidend. So kann etwa das Eibenholz, das außen eine raue Rinde aufweist, innen aber eine besondere Ästhetik offenbart, die Oberflächlichkeit zwischenmenschlicher Begegnungen symbolisieren, erklärt Kimmer – vor allem dann, wenn innere Schönheit aufgrund des Äußeren vielleicht verkannt wird.

Der Architekt, der seit 1993 sein eigenes Büro unterhält und acht Mitarbeiter beschäftigt, produziert die Engel daheim in der eigenen Tischlerwerkstatt, wo auch die Architekturmodelle geplanter Bauten entstehen. Die Maschinen und Werkzeuge stammen zum Teil noch von seinem Vater, der seinerseits eine Tischlerei betrieb. Inzwischen ist das Herstellen der Engel eine richtige Gemeinschaftsaufgabe geworden, vergangenen Winter half erstmals sogar sein Enkel mit.

„Ich bin kein Künstler“, betont Georg Kimmer. Seine Engel sollen den Menschen einfach eine Freude bereiten – und an das Gute erinnern, das häufig ganz unscheinbar auftritt und doch seine Wirkung entfaltet.

Sebastian Hamel