„Missio Canonica“ im Bistum Magdeburg

„Es ist fast schon ein Wunder“

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Bischof Gerhard Feige erteilte jungen Religionslehrern die kirchliche Erlaubnis „Missio Canonica“ zur Erteilung des katholischen Religionsunterrichts in einer weithin konfessionslos geprägten Region.

Bischof Gerhard Feige erteilte bei einem Gottesdienst angehenden Religionslehrerinnen und -lehrern die kirchliche Lehrerlaubnis. Das Gruppenbild zur Erinnerung entstand nach der heiligen Messe.    Foto: Susanne Sperling

 

Bischof Gerhard Feige freute sich am 7. März sehr, jungen Religionslehrerinnen und -lehrern in einem feierlichen Gottesdienst die Missio Canonica erteilen zu können. Sie haben fortan die kirchliche Erlaubnis, katholischen Religionsunterricht zu erteilen. „Es ist fast ein Wunder, dass in einer konfessionslos geprägten Region an vielen Orten katholischer Religionsunterricht angeboten werden kann.“
Nach dem Gleichnis vom Sauerteig aus dem Evangelium des Gottesdienstes, sagte der Bischof: „Ist das Gleichnis vom Sauerteig – zusammen mit dem Senfkorngleichnis – nicht ein wunderbar sprechendes Gleichnis für Ihren Dienst an den Schülerinnen und Schülern? Die Mehrzahl derer, denen Sie im Unterricht begegnen, ist weder mit dem Glauben noch mit dem kirchlichen Leben vertraut. Viele kennen weder das Kreuzzeichen noch das Vaterunser. Oft nehmen sie die Kirche – wenn überhaupt – nur über die Medien wahr.“ Als Religionslehrer stünden sie zutiefst an der Schnittstelle zwischen Gesellschaft und Kirche. „Inzwischen ist es ja unbestritten, dass zum Konzept allgemeiner Bildung nicht nur die Wissensvermittlung gehört, sondern auch das Nachdenken über die tieferen Fragen des Lebens. Ganz besonders gilt dies für den Religionsunterricht. Wie in kaum einem anderen Fach wird hier nach dem Woher und Wohin des Menschen und nach dem Ganzen der Wirklichkeit gefragt. Die Themen und Inhalte dieses Faches haben deshalb immer auch eine existenzielle Dimension.“
 

Beitrag für lebenswertes, faires Miteinander
Die Religionspädagogen nähmen aber auch einen zentralen kirchlichen Auftrag für die Gesellschaft wahr, denn „in unserer derzeitigen gesellschaftlichen Situation hat der Religionsunterricht darüber hinaus auch ein gesellschaftskritisches Potenzial. Er kann eine Schule der Haltungsbildung und -schulung, ein Ort der Bewusstwerdung sein, die hilfreich zum Bau und Erhalt einer menschenfreundlichen Gesellschaft ist.“
Mit der Frage, wie der katholische Religionsunterricht zukünftig im Bistum ausgestaltet sein muss, um zukunftsfähig zu bleiben, beschäftigten sich die Religionslehrkräfte des Landes bei ihrem Lehrertag am 7. März in Magdeburg.
Mehr als anderswo habe man Lerngruppen, die anders konfessionell oder anders religiös oder nicht religiös vorgeprägt seien, so der Religionspädagoge Harald Schwillus von der Martin-Luther-Universität in Halle in seinem Impulsreferat. Um dieser Schülerschaft gerecht zu werden, müsse der Religionsunterricht der Zukunft vor allem von dialogischen und kooperativen Unterrichtsformen geprägt sein und erfordere die Fähigkeit der Religionslehrkräfte, religiöse Themen und Begriffe sowie Bilder und Metaphern in einen säkularen Kontext übersetzen zu können.
 

Selbstorientiert religiöse Inhalte lernen
In sich anschließenden Workshops hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, verschiedene Praxisbeispiele zu diskutieren, die Antwortversuche auf die religiös-konfessionelle Verschiedenheit der Schülerschaft in Sachsen-Anhalt darstellten. So gibt es am staatlichen Dr. Carl-Hermann-Gymnasium in Schönebeck in jedem Schulhalbjahr einen phasenweisen Blockunterricht für alle Schüler, in dem sich alle Teilnehmer selbstorganisiert religiöses Wissen aneignen, unabhängig davon, ob sie regulär katholischen oder evangelischen Religionsunterricht beziehungsweise das Fach Ethik besuchen.
 

Eingeladen zur Begegnung mit dem Christentum
Im Elisabeth-Gymnasium in Halle, einer Schule in kirchlicher Trägerschaft, nehmen alle Schüler mehrerer Jahrgänge an einer sogenannten „Begegnung mit dem Christentum“ teil. Diese Unterrichtszeit ist teilweise als Projekttage gestaltet, an denen Orte religiösen und kirchlichen Lebens in Halle und Umgebung besucht werden oder vernetzt mit anderen Schulfächern Themen des Religionsunterrichts vermittelt werden.
Organisiert und vorbereitet wurde der Religionslehrertag von der Abteilung Religionspädagogik der Edith-Stein-Schulstiftung und den Mitgliedern des Vorbereitungsteams Emanuela Salomon, Heike Felsner, Professor Harald Schwillus, Michael Mingenbach unter Leitung von Patricia Erben-Grütz.

(sus/peg/tdh)