Priesterweihen am 8. Juni in Berlin, Erfurt und Dresden

Fünf Priester aus vier Ländern

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Am Samstag vor Pfingsten, dem 8. Juni, werden im Erzbistum Berlin und in den Bistümern Dresden-Meißen und Erfurt Diakone zu Priestern geweiht. Der Tag des Herrn stellt die neuen Geistlichen vor.

Diese fünf Diakone bereiten sich während des Pastoralkurses im Erfurter Priesterseminar auf ihre Priesterweihe am Pfingstsamstag vor. | Fotos: Eckhard Pohl

 

„Ich freue mich, dass meine Ausbildung erstmal zu Ende geht und ich bald in einer Gemeinde arbeiten kann“, sagt Diakon Guido Funke (33). Der gebürtige Eichsfelder hat einen relativ langen Weg zum Priester hinter sich. 1986 in Bickenriede als eines von drei Geschwistern geboren, absolvierte er nach dem Hauptschulabschluss eine dreieinhalbjährige Ausbildung zum Elektroinstallateur und arbeitete dann in seinem Beruf. 2005 nahm er als 19-Jähriger am Weltjugendtag in Köln teil. „Damals habe ich erstmals überlegt, ob für mich ein geistlicher Weg etwas sein könnte“, sagt Funke. Bei der Silberhochzeit seiner Eltern in einem Zisterzienserkloster habe er sich später gefragt, ob er zum Ordensleben berufen sein könnte. „Doch ich konnte mir schlecht vorstellen, auf Dauer außerhalb meiner Heimatregion zu leben.“

Beim Weltjugendtag in Spanien 2011 war der Gedanke, einen geistlichen Beruf zu ergreifen, wieder da. „Damals erfuhr ich, dass es auch möglich ist, ohne bereits absolviertes Abitur Theologie zu studieren.“ Im Herbst kam dann Papst Benedikt XVI. ins Eichsfeld. Funke arbeitete inzwischen in Gotha bei einem Elektro-Großhandels-Unternehmen. In dieser Zeit entschied er sich, mit seinem Wunsch, Priester werden zu wollen, an das Bischöfliche Ordinaritat in Erfurt heranzutreten. „In Domkapitular Christoph Hübenthal fand ich einen wirklich guten Begleiter.“ Überrascht war Funke dann „von der positiven Resonanz von Kunden unserer Firma, die von meinem Vorhaben erfuhren“. „Aus den Gesprächen sind sogar Freundschaften entstanden, die bis heute halten.“
Zu Hause sei die Kirche immer ein Thema gewesen, sagt Funke, danach gefragt, was ihn bewegt hat, immer wieder für sich nach einem möglichen geistlichen Weg zu fragen. „Die Treue zur Kirche war und ist für meine Familie und mich identitätsstiftend“, betont der Eichsfelder. In seiner Jugend habe ihn zudem Papst Johannes Paul II. sehr beeindruckt, „wie er mit viel Liebe auch in seinem Alter zum Glauben stand“. Zudem ist Funke in der Kolpingsfamilie aktiv. „Auch Adolph Kolping war ein spätberufener Priester und wollte zunächst nicht die Arbeit im Gesellenverein in Elberfeld übernehmen, ließ sich aber doch darauf ein. Johannes Paul II. und Kolping sind für mich beide geistliche Vorbilder einer Entschlossenheit in der Haltung zum Glauben und damit zu Jesus Christus“, betont Funke. „Für mich ist das etwas Wichtiges: Man entschließt sich für einen Weg und geht den dann auch.“
„Menschen müssen die Möglichkeit haben, bei einem Geistlichen im Glauben Halt zu finden, sich bei ihm festhalten zu können“, sagt der Diakon. Und: „Der geistliche Dienst ist ein Dienst für die Menschen, für andere. Dabei kann man sich durchaus auch Verletzungen zuziehen, weil man auf Unverständnis stößt.“
Bei seiner Ausbildung im Studienhaus St. Lambert in Lantershofen bei Bonn ist Funke besonders durch die Beschäftigung mit Josef Piepers Tugendbegriff das Fach Philosophie liebgeworden. Es geht dabei um Fragen, die die Menschen auch heute bewegen, ist er sich sicher. Und kommt darüber auf die Frage nach der Übernahme des Zölibats zu sprechen: „Aus Liebe zu Gott und den Menschen gehe ich den Weg in dieser Lebensform“, sagt Funke. Zugleich sei ihm aber auch klar, dass es immer Zeiten gibt, in denen man um eine solche Lebenshaltung und Lebensform kämpfen muss.
Angesichts der vielfältigen Spannungen in der Kirche hält der angehende Priester das Gespräch für unerlässlich: „Es ist gut für die Kirche, wenn um Fragen gerungen wird. Nur wo man auch mal um ein Thema ringt, kann sich Neues entwickeln.“ Zur aktuellen Frage nach der Weihe von Frauen sagt Funke: „Ich glaube, dass das für einen Teil der Frauen ein wichtiges Thema ist. Wenn es der Heilige Geist will, wird es dazu kommen.“ Im übrigen sei ihm etwa im Bereich des Ordinariats Kompetenz wichtig und nicht, ob in den Fachbereichen eine Frau oder ein Mann verantwortlich ist.
Im Blick auf die Zukunft des Glaubens hierzulande hält es der angehende Priester für wichtig, Menschen geistliche Impulse anzubieten, zum Beispiel auch bei thematisch angelegten Stammtischgesprächen. Er sieht sich zu allen Menschen gesandt, nicht nur zu den Gemeindemitgliedern. „Um sie alle mit ihrer Not, Freude und Hoffnung soll und will ich mich kümmern.“ Praktika hat er in seiner Ausbildung in Bischofferode und als Diakon in Heiligenstadt gemacht. Als Primizspruch hat sich Guido Funke aus dem Vaterunser im Matthäus-Evangelium „Dein Wille geschehe“ gewählt.

Giovanni Donadel (32) stammt aus Treviso 30 Kilometer von Venedig. Bereits durch seine Mutter, die er jedoch schon mit 15 Jahren verlor, kam er mit dem Neokatechumenalen Weg in Berührung. Donadel wuchs mit fünf Geschwistern auf, legte das Abitur ab und erklärte sich beim Weltjugendtag in Köln 2005 erstmals bereit, in ein Priesterseminar des Neokatechumenalen Weges zu gehen. „Zurück in Italien besuchte ich zwei Mal im Monat ein Berufungszentrum,  um mit Begleitung herauszufinden, ob ich wirklich zum Priester berufen sein könnte. In dieser Zeit wohnte ich in Padua und studierte, um etwas Sinnvolles zu machen, an der Universität Telekommunikation.“ 2006 brach Donadel sein Studium ab, um Priester zu werden, und wurde nach Berlin geschickt. „Ich kam nach Deutschland, als Italien gerade in Berlin die Fußballweltmeisterschaft gewonnen hatte“, erinnert er sich lebhaft.
Im Priesterseminar „Redemptoris Mater“ des Neokatechumenalen Weges im Erzbistum Berlin lernte er zunächst ein Jahr Deutsch, studierte dann drei Jahre Philosophie und weitere drei Jahre Theologie. Zum Missionspraktikum, wie es bei der Priesterausbildung des Neokatechumenalen Weges üblich ist, ging Donadel dann nach Düsseldorf und lebte dort in einer im Aufbau befindlichen Missions-Familie, um Lebens- und Glaubenserfahrungen zu sammeln, aber auch seine Eignung zu prüfen. Im Anschluss war er ein Jahr lang mit einem Priester in Deutschland und den Niedelanden unterwegs. „Wir sind von Ort zu Ort gefahren und haben Familien-Missionen besucht. Das war für mich eine riesige Bereicherung“, sagt Donadel. Am Ende stand dann der Pastoralkurs in Erfurt. „Mit der Diakonweihe kam die Freude, dass das für mich der richtige Weg ist“, sagt der angehende Priester.
Motiviert für seinen Dienst fühlt sich Giovanni Donadel vor allem durch seine Gemeinschaft, den Neokatechumenalen Weg. „Hier erlebe ich einen lebendigen Glauben und eine lebendige Kirche. Ohne diese Unterstützung könnte ich es mir nicht so gut vorstellen, mich auf den Dienst einzulassen. Ich weiß, ich bin nicht allein.“
Donadel war zuletzt als Diakon in der Pfarrei Henningsdorf im Einsatz. Für eine fruchtbare Seelsorgearbeit hält es der angehende Priester für unerlässlich,   dass die Menschen etwas von „Kommunion“, also innerer Gemeinschaft spüren, wie er sagt. „Solche göttliche Gemeinschaftserfahrung zieht Menschen an. Und das ist eine Stärke von Kirche.“ Er selbst habe eine solche Gemeinschaft immer wieder erfahren, nicht zuletzt, als seine Mutter gestorben war, die Kirche als „Mutter Kirche“. Als Primizspruch hat sich Donadel ein Wort aus dem Weihnachts-Evangelium von Matthäus (2, 10) gewählt: „Als sie den Stern sahen, waren sie von sehr großer Freude erfüllt.“ „Dieses Licht, Christus, ist die Freude meines Lebens“, sagt Donadel. „Gottes Wort hat mich geprägt und erleuchtet. Es lohnt sich, einen Weg mit Gott zu wagen, seinem Stern nachzugehen. Es ist verrückt, aber es lohnt sich.“

Bevor Peter Mroß (34) sich selbst mit der Frage beschäftigt hat, ob er möglicherweise zum Priester berufen ist, hatten ihn schon diverse Geistliche damit konfrontiert. Der Sorbe aus Wittichenau antwortete darauf lange Zeit mit einem klaren Nein. Erst während seiner Ausbildungszeit – er lernte zuerst Vermessungstechnik und später Softwaretechnologie – ließ er die Frage an sich heran. Aus dem Nein wurde keinesfalls sogleich ein begeistertes Ja, sondern zunächst ein tastendes Sich-Einlassen auf einen Weg mit offenem Fortgang. „Ich schaue, was wachsen wird“, sagte sich der junge Mann. Der Weg führte ihn vom Vorbereitungskurs in Bamberg über das Theologiestudium in Erfurt und ein Freijahr in Rom zu vielen weiteren Fragen. Eine, die für sein Leben und seine Entscheidung ausschlaggebend war, ist die Frage, die Jesus seinem Namenspatron Petrus mehrfach gestellt hat: „Liebst du mich?“ Über diesen Satz, der auch sein Primizspruch ist, hat er viel nachgedacht, darum hat er gerungen in den vergangenen Jahren: „Ist es ein Hirngespinst, dass diese Frage auch mir gestellt wird? Wer ist der überhaupt, der diese Frage stellt?“ Für Peter Mroß gehört sie zu den großen Fragen, auf die es nicht so einfach eine Antwort gibt, die aber den Blick und das Herz immer weiter werden lassen. „Es kommt darauf an, sie in mein Leben treten zu lassen“, meint er. Ähnlich sieht er es auch mit manchen schwierigen Fragen, vor denen die Kirche gegenwärtig steht: „Viele werden sich nicht durch Diskussionen lösen, sondern im Leben. Tröstlich findet er dabei, dass selbst Jesus nicht alle Probleme seiner Zeit gelöst hat. Seine Jünger hätten die Aufgabe, daran mitzuwirken, ohne ihre eigene Rolle dabei zu überschätzen. 

Nach dem heiligen Petrus ist ihm im Vorbereitungsjahr auf die Diakonenweihe in Dresden-Zschachwitz auch Simon von Cyrene zu einem Weggefährten geworden. In einer Besinnung zur Fastenzeit fand er bedenkenswert, wie ungeplant sich Simons Christus-Begegnung ereignet hat. Er hat es sich nicht selbst ausgesucht, beim Tragen des Kreuzes zu helfen, er wurde eingespannt, ohne vorher lange nachdenken zu können.
Die Diakonatszeit hat er in der Nähe seines Heimatortes in der Pfarrei Crostwitz verbracht – eine Erfahrung, die ihn auf dem Weg bestärkt hat. Viel Freude hat er an der Kinder- und Jugendpastoral entwickelt. Unter anderem hat er die Religiöse Kinderwoche geleitet und mit Kindern ein Krippenspiel einstudiert. Beeindruckend fand er auch, bei den Haussegnungen mitwirken zu dürfen, die Geistliche nach sorbischer Tradition zu Beginn jedes neuen Jahres vollziehen. Er erfuhr dabei, welche Wertschätzung die sorbischen Katholiken diesem Dienst entgegenbringen und hatte die Gelegenheit zu vielen wertvollen Einzelgesprächen von einer Intensität, die nach dem Sonntagsgottesdienst auf dem Pfarrhof so nicht möglich sei. Am Sonntag nach der Priesterweihe wird er in Crostwitz Primiz feiern, auf Deutsch, Sorbisch und Latein.
Sein jüngerer Bruder Florian ist zwei Jahre vor ihm zum Priester geweiht worden. „Jeder von uns ist seinen eigenen Weg gegangen“, sagt Peter Mroß dazu. Wenn ein Bruder zugleich zum Mitbruder werde, sei das natürlich eine neue Facette in der Geschwister-Beziehung. Die Familie war für seine Berufung in vielfältiger Weise inspirierend. Zum Beispiel spürt er dort, wie wichtig es ist, zusammenzuhalten und immer wieder zusammenzu- kommen – eine Erfahrung, die er auch für die Kirche entscheidend findet. Die Familie macht ihm zudem deutlich, dass Liebe nicht einfach ein Bauchgefühl ist, sondern das sie auch das Leiden und Mit-Leiden beinhaltet: „Liebe geht ans Herz und ins Herz. Ins Herz treffen kann nur, was Ecken und Kanten hat ...“ 

Schon als 14-Jähriger ist Ronald Humberto Prado Palma (35) auf die Spur seiner Berufung gekommen. Drei Jahre zuvor hatte er zusammen mit der ganzen Familie in seiner ecuadorianischen Heimatstadt Guayaquil Christen des Neokatechumenalen Wegs kennengelernt. Im Kontakt mit Familien und Priestern dieser Gemeinschaft war in seinen Eltern der Wunsch zu heiraten gewachsen. Bis dahin hatten sie unverheiratet zusammengelebt. Ihre Hochzeit hat der Sohn als wunderschönes Fest in Erinnerung. „Damals, mit 14 Jahren, verstand ich, dass es meine Berufung sein könnte, als Priester Familien dabei zu helfen, mit Gott zu leben und von ihm zu erzählen.“Als Jüngster schloss er sich schon damals einer Gruppe junger Männer an, die sich dreimal im Monat sonntagsnachmittags in einem Berufungszentrum des Neokatechumenalen Weges trafen. Einige aus dieser Gruppe sind Priester geworden. Ronald Prado kamen vor dem Abitur Bedenken. Er ging nicht mehr in das Berufungszentrum, begann eine Beziehung, hielt aber weiter Kontakt mit seinen Freunden vom Neokatechumenalen Weg. Noch während seiner Ausbildung zum Buchhalterassistent war die Gewissheit, zum Priester berufen zu sein, wieder stärker als die Bedenken. Mit 21 Jahren meldete er sich für die Priesterausbildung des Neokatechumenats. Bei einem internationalen Treffen der Gemeinschaft in Italien wurde er per Losentscheid dem Priesterseminar von Mexiko zugeteilt. Da es mit dem Visum für Mexiko nicht klappte, begann er in Ecuador an der Universität mit dem Studium. Im Jahr darauf fuhr er erneut nach Italien und bekam diesmal Berlin zugelost. Er brauchte ein Jahr, um sich innerlich für einen solchen Kulturschock zu wappnen. Nicht nur die fremde Kultur, auch die komplizierte neue Sprache und das unwirtliche Wetter schienen ihm eine große Herausforderung.
Ein Jahr Deutsch lernen, drei Jahre Philosophiestudium, drei Jahre Theologie, zwei Jahre Praktikum bei Familien des Neokatechumenalen Wegs in Chemnitz, Praktikum in der St.-Bonifatius-Gemeinde Berlin-Kreuzberg, Fortsetzung der Ausbildung in Erfurt, Diakonweihe, Diakonat in Kreuzberg – so sah sein bisheriger Weg in Deutschland aus. Nachdem er hier mittlerweile zwölf Jahre lang lebt, sieht er gerade den Schritt in die Fremde als Chance, seinen Glauben zu bezeugen. „Es macht Menschen nachdenklich, wenn sie mitbekommen, dass ich nicht wegen des Geldes meine sichere Heimat verlassen habe, sondern aus Liebe zu Gott“, erlebt Ronald Prado immer wieder. Christen fühlten sich darin oft in ihrem eigenen Glauben gestärkt. „Auch wenn ich immer noch unter dem Wetter leide, bin ich froh. Ich finde, ohne Freude an Gott, an den Erfahrungen mit ihm und den Menschen sollte ich nicht Priester werden“, sagt er.
Je mehr er Gott in den Mittelpunkt seines Lebens gestellt hat und die Menschen, für die er da sein möchte, umso mehr konnte er seine anfänglichen Ängste überwinden. Eine Hilfe waren ihm dabei auch Weggefährten aus verschiedenen Ländern, die ihn zu seiner Entscheidung ermutigt haben. Wenn er sich Gott und seinen Plänen anvertraut, begleitet der ihn verlässlich und hilft ihm, die auf dem Weg liegenden Steine zu überwinden, hat er in seinem bisherigen Leben oft gespürt. Seinen Primizspruch aus dem Buch Jeremias sieht er als Ausdruck dieser vertrauensvollen Beziehung: „Sag nicht: Ich bin noch so jung. Wohin ich dich auch sende, dahin sollst du gehen, und was ich dir auftrage, das sollst du verkünden.“
Zu seiner Priesterweihe freut er sich besonders auf 25 Gäste aus Ecuador, darunter sein Vater.  Ein Jahr lang wird er in der bisherigen Diakonatspfarrei als Kaplan weiterarbeiten.

Krzysztof Gaul (37) ist mit drei jüngeren Geschwistern in einer traditionell katholischen Familie im polnischen Bydgoszcz/Bromberg aufgewachsen. Er war Ministrant. Sonntags in die Kirche zu gehen, war in der Familie selbstverständlich. Als er nach dem Abitur nach Poznań/ Posen ging, um Betriebswirtschaftslehre zu studieren, verlor er diese Selbstverständlichkeit. Die einzige Tradition, die er fortsetzte, war die jährliche Pilgerfahrt nach Częstochowa/Tschenstochau. Was er dort erlebte, schien sich jedesmal nach wenigen Wochen wieder zu verflüchtigen. Der junge Student sehnte sich nach einer lebendigen, beständigen Beziehung zu Gott. Er suchte nach Möglichkeiten, seinen Glauben in Gemeinschaft zu leben. Als er nach längerer Suche auf den Neokatechumenalen Weg stieß, war er angezogen davon, dass Laien persönlich über ihren Glauben sprachen. Faszinierend war auch ihr Bestreben, den Schatz der Taufe neu zu entdecken. Während er früher den Eindruck gehabt hatte, Gott liebe ihn nur, wenn er „brav“ ist, brachte ihm die Gemeinschaft die bedingungslose persönliche Liebe Gottes nahe. „Das hat mich mit einer dauerhaften, tiefen Freude erfüllt. Meine Antwort an Gott war das Angebot: Mach mit mir, was du willst!“

Vorher sah er sein Lebensziel darin, viel Geld zu verdienen, eine schöne Frau zu finden und eine Firma zu gründen. Jetzt bemerkte er, welche Erfüllung er im gemeinschaftlichen Leben aus der Eucharistie fand. Die Frage nach seiner Berufung, die er zuvor nicht an sich heranlassen wollte, begleitete ihn fortan. Schon oft hatte er die Bibelstelle von der reichen Ernte und den wenigen Arbeitern gehört, doch erstmals fühlte er sich persönlich angesprochen. Auch die Bedeutung seines Namens, „Christusträger“, ist ihm erstmals wichtig geworden.
2008 ist er ins Priesterseminar in Berlin eingetreten. Neben Deutschkurs, Philosophie- und Theologiestudien gehörten zu seinem Ausbildungsweg auch Praktika in Graz und in Düsseldorf. Besonders prägend war für ihn dort das Zusammenleben mit Familien aus aller Welt, die im Geist des Neokatechumenalen Wegs missionarisch leben wollen. Ihre Glaubenszeugnisse gaben ihm selbst immer wieder neue Kraft: „Sie haben für Gott in ihrem Leben viel mehr riskiert als ich“, meint er.
Vor und nach seiner Diakonweihe im vergangen Jahr hat Krzysztof Gaul den Gemeindealltag in der St.-Nikolaus-Pfarrei Blankenfelde miterlebt. „Herausfordernd und schön zugleich“ fand er es, die Jugendlichen zu begleiten. Seinen Primizspruch hat er im Markusevangelium gefunden: „Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn“. Dazu erläutert er: „Ich kann nicht wie der Messias sein und die Menschen heilen. Aber ich kann Wege vorbereiten, kann gemeinsam mit anderen Zeugnis geben, damit Menschen zu einem lebendigen Gott hinfinden. Ich kann Werkzeug sein, damit Gott etwas von sich selbst offenbaren kann.“ Dass seine Weihe in eine Zeit fällt, die für die Kirche außergewöhnlich schwierig ist, beeinträchtigt seine Enscheidung nicht. In der Krise ist Jesus der Kirche besonders nahe, ist er überzeugt. „Menschlich gesehen hat selbst er nicht viel Erfolg gehabt.“ Trotz aller Schuld und Fehler der Kirche sieht er auch ihre Schönheit. Gerade in Berlin, wo Christen aus der ganzen Welt zusammentreffen, sei zu erleben, wie schön es ist, katholisch zu sein. 

Die Priesterweihen beginnen um 9.30 Uhr im Erfurter Dom sowie um 10 Uhr in der Berliner St. Joseph-Kirche (Müllerstraße 161) und in der Dresdner Kathedrale.

Von Dorothee Wanzek und Eckhard Pohl