Mobiles Kloster der Schwestern aus Heiligenstadt
Glauben und Segen im Gepäck
Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel sind mit einem Kleinbus unterwegs zu den Menschen. Foto: Gregor Mühlhaus |
Wenn die Schwestern Maria Magdalena, Maria Gabriele und Margret unterwegs sind, werden selbst eingefleischte Christen stutzig und blicken lieber zweimal auf den Schriftzug. „Mobiles Kloster“ steht in großen Buchstaben an der Tür des Kleinbusses der Ordensfrauen der heiligen Maria Magdalena Postel in Heiligenstadt. „Aus Erfahrung weiß ich, dass sich die meisten Menschen gleich fragen, ob das nicht ein Widerspruch in sich ist, nämlich auf der einen Seite „Kloster“ und auf der anderen Seite „Mobil“.
Maria Magdalena, die fast immer am Steuer sitzt, und ihre Mitschwestern haben den Kleinbus vor etwa einem Jahr bekommen. „Vom Bergkloster in Bestwig“, erzählt die 63-Jährige voller Stolz. Den Bus umzugestalten, sei nicht so aufwendig gewesen. Eine Sitzbank, ein kleiner Tisch, ein Regal mit Broschüren – all das hat jetzt seinen Platz, wo sonst noch mehrere Sitzbänke stehen. „Und eine Gebetsecke mit einer Ikone und einer Kerze haben wir auch eingerichtet“, ergänzt Schwester Gabriele.
Ein Kloster ist nichts eingestaubtes
Den Ordensfrauen ist es ein Bedürfnis, mit ihrem Kloster auch nach draußen zu gehen. „Wir wollen aufwecken und den Menschen zeigen, dass Kirche im Allgemeinen und Kloster im Besonderen auch heute noch eine Lebensform sind. Viele Menschen glauben, dass Kloster etwas Eingestaubtes sei. Dem ist nicht so“, räumt die Ordensschwester mit Vorurteilen auf. Maria Magdalena erinnert daran, dass die heilige Maria Magdalena Postel, die Gründerin des Ordens, einst gesagt habe. „Ich würde bis ans Ende der Welt gehen, um einen Menschen für Christus zu gewinnen“. Genau das ist die Losung, die sich die Heiligenstädter Schulschwestern zu eigen gemacht haben. Auch Jesus habe schon zu seinen Jüngern am See Genezareth gesagt: „Lasset die Netze liegen und folgt mir nach. Ich werde euch zu Menschenfischern machen“.
Auch die Heiligenstädter Ordensschwestern sehen sich als eine Art Menschenfischer. „Wenn wir unterwegs sind, kommen wir immer mit Leuten ins Gespräch. Sei es, wie kürzlich beim Bistumsjugendtag, bei der Bistumswallfahrt oder einfach bei einem Besuch der Wallfahrtskirche Etzelsbach“, erzählt Maria Magdalena. Sie erinnert sich an eine Begebenheit, von der ihr einst eine Mitschwester erzählt hat. Diese war mit ihrem Auto unterwegs, als ein Lastkraftwagen sie überholte und der Fahrer freundlich darauf aufmerksam machte, doch einmal am nächsten Parkplatz zu halten. Beim Zusammentreffen mit der Ordensschwester habe der Fahrer dann darum gebeten ihn zu segnen. Maria Magdalena betont, dass das allein doch schon Symbolcharakter habe, denn offensichtlich habe dort jemand den Weg zu Gott gesucht. „Wir fahren sicherlich nicht bis ans Ende der Welt mit unserem Bus, aber wir wollen, wo wir auch sind, auf die Kostbarkeit des Evangeliums und den Wert des Schweigens aufmerksam machen. Und wir wollen andere mitnehmen“, ist die Ordensfrau sicher, dass das mobile Kloster angenommen wird. Wer Lust habe, könne sich in den Bus setzen, mit den Nonnen ins Gespräch kommen, in die Bibel schauen, in sich gehen, beten oder einfach nur schweigen, wie in einem Kloster, meint die Heiligenstädterin und macht auf den Wert des Schweigens aufmerksam. „Schweigen ist ein hohes Gut, das viele in einer lauten Welt nicht zu schätzen wissen“.
Noch etwas ist Schwester Maria Magdalena aufgefallen: „Ich habe den Eindruck, dass Menschen immer auf der Suche sind. Besonders wenn sie Kummer haben, suchen sie jemanden. Viele begeben sich erst dann auf den Weg zu Gott. Wir als Ordensschwestern sind immer, überall und für jeden da - so wie sich auch Kirche versteht“.
Von Gregor Mühlhaus