Im Bistum Erfurt übernimmt Familienvater eine Pfarreileitung

Gute Alternativen finden

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Das Bistum hat nicht mehr genug Priester, um jede Pfarrei von einem Pfarrer leiten zu lassen. Jetzt startet erstmals eine Pfarreileitung, die ein Familienvater verantwortet. Künftig können auch Frauen hier tätig sein.

Diakon Mathias Kugler    Foto: Peter Weidemann

Die Pfarrei St. Josef in Erfurt ist ab September die erste im Bistum Erfurt, die von keinem Priester geleitet wird. Statt eines Pfarrers gibt es dann einen Pfarrbeauftragten als Gemeindeleiter. Dabei handelt es sich um Diakon Mathias Kugler (35), der zurzeit noch in der Gemeindeseelsorge in Saalfeld arbeitet und als Regionaljugendreferent das „Centro“ für offene Kinder- und Jugendarbeit in Rudolstadt-Schwarza leitet. Kugler ist verheiratet und Vater von vier Kindern. Als Pfarrbeauftragter wird er in St. Josef der erste Ansprechpartner in Sachen Seelsorge, Gemeindeleben und Gottesdienste sein und gemeinsam mit dem Kirchenvorstand die Verwaltung und Finanzen der Pfarrei verantworten. Ihm wird ein  geistlicher Koordinator zur Seite stehen: Johannes Kienemund wurde 2016 zum Priester geweiht und schreibt gerade seine Doktorarbeit.

Sehr geehrter Diakon Kugler, herzlichen Glückwunsch und alles Gute zu Ihrer neuen Aufgabe. Wie geht es Ihnen?

Nachdem ich an diesem Wochenende schon die ersten Gemeindemitglieder kennenlernen durfte, blicke ich ganz zuversichtlich in die Zukunft, weil ich den Eindruck bekommen habe, dass es viele gibt, die bereit sind, sich in der Gemeinde zu engagieren. Das ist das Allerwichtigste, darauf ist man als Hauptamtlicher immer angewiesen - das zeigt auch meine bisherige Erfahrung aus der Pfarrei Saalfeld. Natürlich habe ich auch ein bisschen Respekt vor der Größe der Aufgabe, die da auf mich zukommt. Ich bin aber auch dankbar für das Vertrauen, das die Bistumsleitung in mich setzt, und freue mich auf die Herausforderung.

Können Ihre in Saalfeld und Umgebung gesammelten Erfahrungen helfen?

Zwar konnte ich als Leiter des Centro und als Vorstandsvorsitzender im Familienbund der Katholiken im Freistaat Thüringen schon ein bischen Erfahrung mit Leitungsaufgaben sammeln; die Verantwortung für eine ganze Pfarrei zu übernehmen, ist aber nochmal ein anderes Kaliber.

Welche Herausforderungen sehen Sie? Was ist Ihnen besonders wichtig?

Neben der Bewältigung des Umzugs für unsere sechsköpfige Familie und der für mich noch neuen Aufgabe der Verwaltungsorganisation sehe ich die Herausforderung vor allem darin, die Gemeindemitglieder bei diesem neuen Modellprojekt mitzunehmen und sie nach dem hoffentlich baldigen Ende der Pandemie auch neu für die Gemeinschaft und den Glauben zu begeistern. Dazu ist es mir wichtig, als Seelsorger für die Menschen da zu sein und auf sie zuzugehen. Mein Wunsch ist, dass jede und jeder vor Ort Kirche als Gemeinschaft erleben kann, die Freude am Glauben ausstrahlt.
 
Fragen: Holger Jakobi