Görlitzer Kathedrale wiedereröffnet
Kein Museum, sondern Kirche für die Stadt
Mit Gästen aus den deutschen und polnischen Nachbarbistümern feierten die Görlitzer die Wiedereröffnung ihrer Kathedrale nach knapp zweijähriger Sanierung. Fotos: Matthias Holluba |
Mit einem feierlichen Pontifikal- amt unter Leitung von Bischof Wolfgang Ipolt haben die Görlitzer Katholiken ihre Kathedrale St. Jakobus am ersten Advent wiedereröffnet. Die Kirche war knapp zwei Jahre für eine umfangreiche Innensanierung geschlossen. Die Arbeiten wurden jetzt im vorgesehenen Zeit- und Kostenrahmen weitgehend abgeschlossen. Die veranschlagten Kosten von rund 3,7 Millionen Euro werden vermutlich sogar unterschritten. Dafür dankte Generalvikar Alfred Hoffmann, der als Dompropst besondere Verantwortung für diese Kirche trägt, der Architektin Doris Kohla und dem Leiter der Bauabteilung im Ordinariat, Thomas Backhaus. In neuem Glanz erstrahlt der Innenraum der Kathedrale dank der Wiederherstellung der farbliche Gestaltung. Besonders ins Auge fällt der vom Schmutz der Jahrzehnte befreite neogotische Hochaltar, auf dem jetzt auch die wieder aufgefundenen Engelfiguren ihren Platz gefunden haben. Neu entstanden ist eine Taufkapelle sowie ein allerdings noch nicht fertiggestellter Gedenkort für die selige Hildegard Burjan. Der Dank von Generalvikar Hoffmann ging auch an den Künstler Helge Warme. Ihm ist es gelungen, die traditionelle Ausgestaltung der Kirche mit modernen künstlerischen Akzenten zu verbinden (siehe Beitrag "Tradition und Moderne").
„Hier feiern Menschen des 21. Jahrhunderts Gottesdienst“
In seiner Predigt zur Wiedereröffnung der Kathedrale betonte Bischof Ipolt: „Wir wollen nicht nur Kirchengebäude sanieren, die dann als Museum dienen, wir wollen vielmehr Kirche sein – mit ganzem Herzen, mit allen unseren Kräften. Und das nicht nur für uns – sondern für diese Stadt und für die Gesellschaft, für die wir Zeugen einer wichtigen Botschaft sind.“ Christen – auch wenn sie wie im Osten Deutschlands in einer Minderheit sind – hätten der Gesellschaft Wichtiges zu sagen, wenn es um die Würde des Menschen gehe, um Solidarität und Gerechtigkeit. „Alle unsere Kirchen sind wie mahnende Hinweise, die mit ihren Türmen zum Himmel zeigen und allen sagen: Vergesst es nicht! Es gibt mehr als diese irdische Welt!“
Erzbischof Koch überbrachte Grüße aus dem Erzbistum Berlin. |
Bischof Ipolt ging auch auf die im Zuge der Sanierung bei der Kirchengestaltung eingebrachten modernen Gestaltungselemente ein. So findet sich im Gewölbe direkt über dem Altar und im Fußboden in den Seitenschiffen ein QR-Code, der mit einem Smartphone gelesen werden kann. Der Code steht für die Aufforderung Jesu: „Komm und folge mir nach!“ Die modernen Gestaltungselemente zeigten: „Hier feiern jetzt Menschen des 21. Jahrhunderts Gottesdienst und bringen darum auch ihre Erfahrungen und ihre technischen Möglichkeiten mit ein.“
An dem Pontifikalamt konnten aufgrund der coronabedingten 3G-Regelung nur rund 150 Gläubige teilnehmen. Unter den Gästen waren der Erzbischof von Berlin, Heiner Koch. Er beglückwünschte das Bistum Görlitz zur Fertigstellung der Sanierung der Kathedrale. Dabei erinnerte er an die Verbindung zwischen den beiden Nachbarbistümern über die heilige Hedwig und die selige Hilgegard Burjan, die in Görlitz geboren ist und in Berlin ihre Bekehrung erlebt hat und getauft wurde. Grüße der evangelischen Kirche überbrachte Generalsuperintendentin Theresa Rinecker.Weitere Gäste waren der Bischof des Nachbarbistums Legnica (Liegnitz), Andrzej Siemieniewski, und der emeritierte Augsburger Bischof Konrad Zdarsa, von 2007 bis 2010 Bischof von Görlitz, sowie der Görlitzer Oberbürgermeister Octavian Ursu (CDU).
Die Jakobuskirche wurde im Jahr 1900 geweiht. In den letzten Tages des Zweiten Weltkrieges wurde sie durch Artilleriebeschuss schwer beschädigt. Eine letzte grundlegende Sanierung fand in der 1980er Jahren statt. Die letzten Kriegsschäden wurden im Zuge der jetzigen Sanierung beseitigt.
Von Matthias Holluba