Ökumenischer Arbeitskreis "Kirche und Kino" in Bremen
Lieben, leiden, lachen

Foto: Kommunalkino City 46 Bremen
Gemeinsam Filme anschauen und darüber sprechen: Das bietet der ökumenische Arbeitskreis "Kirche und Kino" in Bremen an.
Dokumentationen gehören zu ihren liebsten Genres auf der Kinoleinwand. Deshalb war Anja Wedig besonders gespannt auf die Filmauswahl von Radio Bremen-Intendantin Yvette Gerner. Die brachte eine Klima-Doku mit – über vier Mädchen aus drei Kontinenten und deren Kampf gegen globale Umweltkatastrophen: Fatou setzt sich in ihrem Heimatland Senegal gegen die enorme Wasserknappheit ein, während Sabyah sich gegen die Zerstörung der Korallenriffe vor der australischen Küste stark macht. In Indonesien kämpft Nina gegen Plastik- und Müllberge, und Gagan leistet Widerstand gegen die industrielle Landwirtschaft, die den Boden und die Luft im indischen Punjab zerstört.
Wieder mal ein gelungener Filmabend im Kommunalkino City 46 in der Nähe des Bremer Hauptbahnhofs. „Da ging es nicht um eine moralische Anklage oder um Politik mit erhobenem Zeigefinder, sondern um eine junge Generation, die versucht, den Planeten zu erhalten“, lobt Anja Wedig.
Ihrer Filmleidenschaft frönt die Gemeindereferentin im ökumenischen Arbeitskreis „Kirche und Kino Bremen“ – und teilt sie mit anderen. Sowohl die Kirche als auch das Kino gehen dem nach, was Menschen bewegt: ihren Sehnsüchten, ihrer Verzweiflung, ihrer Suche nach Sinn und Auflösung der Rätsel des Lebens. Kirche und Kino erzählen Geschichten vom Leben – und was darüber hinausgeht.

Natürlich, sagt Wedig, komme das Erlebnis im Kinosaal nicht an einen Gottesdienst heran, der bei ihr unangefochten auf Platz 1 steht. Aber Filme befassten sich mit ähnlich existenziellen Fragen, die Menschen auch in der Religion und im Glauben zu beantworten suchten. Und sie sind meistens leichter zu verstehen als andere künstlerische Ausdrucksformen wie Malerei oder Musik. „Was mir im Film begegnet, ist oft nah dran an den eigenen Lebenswelten und Erfahrungen.“
Sich gemeinsam Filme anzuschauen und darüber zu sprechen, zeichnet „Kirche und Kino“ aus. Jeder kann sich äußern, was ihn berührt, was er nicht verstanden hat, was das Filmgeschehen mit seinem Leben oder seinem Glauben zu tun hat. Insofern, sagt die gelernte Theaterregisseurin Anja Wedig, „bin ich auch Anwältin für Filme“.
Im Kino gewesen. Gelacht. Eine Anspielung auf Franz Kafka
Die Mitglieder des ökumenischen Arbeitskreises – alle gut vernetzt in der Bremer Kulturszene – wählen Filmstoff zu aktuellen Themen aus. Zurzeit läuft die Reihe „Alter, was geht?“ Filme über das Alter und das Älterwerden. Noch nie gab es so viele alte Menschen, die noch fit und unternehmungslustig sind. Zugleich ist das Alter auch ein Schreckgespenst, verbunden mit Einsamkeit, Gebrechlichkeit, Bedürftigkeit. „Ob Dokumentation oder Fiktion, Komödie oder Drama: Das Kino bietet eine große Bandbreite“, erklärt Anja Wedig.
Anfangs staunte sie über die vielen regelmäßigen Kinogänger in den Kirchengemeinden. „Das sind Katholiken, die unser Angebot zu schätzen wissen.“ Es gibt aber auch diejenigen, die ein bestimmter Film lockt und die gar nicht vermuten, „dass da Kirche drinsteckt“.
Nicht immer müssen es ernste Themen sein. Eine Reihe hieß zum Beispiel „Im Kino gewesen. Gelacht.“ Eine Anspielung auf den Schriftsteller Franz Kafka, der in seinem Tagebuch notiert hatte: „Im Kino gewesen. Geweint.“ Auf den ersten Blick habe diese Filmreihe wenig mit Kirche zu tun gehabt, „aber dann eben doch“, sagt Anja Wedig. In Sorge, Ratlosigkeit und all den Problemen unserer Zeit sei es erleichternd und auch christlich geboten, mal zu lachen und für Momente unbeschwert zu sein.
Gezeigt wurde unter anderem „Manche mögen's heiß“, eine klassische Komödie aus dem Jahr 1959 „Da war das Kino total voll.“ Und auch über einen Schenkelklopfer wie die deutsche Komödie „High Society“, die tief ins Klischee haut, konnte Anja Wedig „herrlich lachen“. Die Lust am Leben, findet sie, darf und soll ihren Platz haben.
Hintergrund
Der ökumenische Arbeitskreis „Kirche und Kino Bremen“ besteht seit 2009. Er will der Schnittmenge von Film und Spiritualität auf die Spur kommen und veranstaltet Filmreihen, Seminare und Vorträge – in der Regel im Kommunalkino City 46, Birkenstraße 1 (Herdentor). Nach einer Sommerpause dreht sich in einer neuen Filmreihe ab September alles um das Thema Macht.