175 Jahre St.-Hedwig-Krankenhaus in Berlin-Mitte

Medizin mit Menschlichkeit

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Berlins ältestes katholisches Krankenhaus, das Alexianer St.-Hedwig-Krankenhaus in Berlin-Mitte, feiert sein 175-jähriges Jubiläum. Es steht für moderne Medizin – ebenso wie für christliche Tradition.

Borromäerinnen prägten die Geschichte der medizinischen Arbeit in St. Hedwig.    Foto: Archiv St. Hedwig-Krankenhaus

 

Dass vor einem Krankenhaus schwarze Limousinen vorfahren, kommt eher selten vor. Diesmal gab es jedoch einen Grund, denn das traditionsreiche Alexianer-Krankenhaus St. Hedwig in Berlin-Mitte feiert in diesem Jahr seinen 175. Geburtstag und bleibt damit das älteste katholische Krankenhaus der Stadt. Bei der Festveranstaltung wurde die bewegte Geschichte in sechs politischen Systemen und die Bedeutung des Hauses unterstrichen.

Christliches Grundmotiv: von Christen für alle
Der Bereich rund um die Große Hamburger Straße gilt seit seiner Erbauung Anfang des 18. Jahrhunderts als „Toleranzviertel“,  in dem Menschen unterschiedlicher Weltanschauungen und Glaubensrichtungen versöhnlich miteinander leben. Im Geiste von Mitmenschlichkeit und Barmherzigkeit zu arbeiten, Zivilcourage zu zeigen und christliche Werte zu vertreten, ist auch den Mitarbeitern von St. Hedwig immer wichtig gewesen. Jüngst weihte das Krankenhaus eine Gedenktafel zu Ehren von Fürsorgerin Marianne Hapig und Oberarzt Erhard Lux ein. Die beiden sorgten dafür, dass jüdische Mädchen, diffamierte Minderheiten und politisch Verfolgte Schutz finden konnten. Jugendlichen, die am Ende des bereits verlorenen Zweiten Weltkrieges noch zum Volkssturm und damit in den beinahe sicheren Tod geschickt werden sollten, durften wegen einer angeblichen Scharlachepidemie nicht ausrücken. Und mehr noch: Impulse für die medizinische Entwicklung gingen und gehen von St. Hedwig aus, einige Bereiche sind seit jeher über die Landesgrenzen hinaus bekannt.

Auch in Ostberlin Heimat für Andersdenkende
Zu DDR-Zeiten, als St. Hedwig als konfessionelles Krankenhaus zwar einen guten Namen hatte, aber an der Grenze der Belastbarkeit arbeitete, kamen Geld und Material von Bonifatiuswerk und Caritasverband, westdeutscher Kirche und Bundesregierung. Und auch zu dieser Zeit fanden Menschen, die politisch unangepasst waren, hier eine starke Gemeinschaft. Sabine, eine Pfarrerstochter, ließ sich ab 1975 zur Schwester ausbilden. Sie hätte lieber studiert, was ihr als Christin aber verwehrt wurde. Sie, vier ihrer Geschwister und ihr späterer Mann wurden in St. Hedwig ausgebildet, bevor die junge Familie nach Westberlin ausreiste. Rückblickend sagt Sabine, dass sie mit der Wahl des Ausbildungsortes einen „geschützten Raum“ gefunden hatte, Krankenhaus und Große Hamburger Straße  seien jahrelang ihr Zuhause gewesen. Sie erlebte noch Ordensschwestern als Stationsleiterinnen. Die gibt es heute nur noch in der Seelsorge und beim Empfang.

 

Die Festivitäten vor Ort am St.-Hedwig-Krankenhaus.    Foto: Alexianer St.-Hedwig-Kliniken


Nach dem wirtschaftlichen Niedergang, der Sparpolitik des Senats, der Übernahme des Hauses durch die Alexianerbrüder 1998 und Demonstrationen gab es Geld für einen Neustart. Heute lobt Berlins regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) das St.-Hedwig-Krankenhaus mit seinen mittlerweile elf modernen Kliniken und 427 Betten als „unverzichtbaren Standort für die Ausbildung medizinischer Fachkräfte“. Patienten bescheren dem Krankenhaus in Rankings seit Jahren Spitzenplätze.

Von Andrea von Fournier