Stefan Kolodzie dreht christliche Achtsamkeitsvideos

Nicht nur Marta sein

Image
Stefan Kolodzie vor einer Kirchenmauer
Nachweis

Foto: Ruth Weinhold-Heße

Caption

Stefan Kolodzie sucht regelmäßig in der Basilika in Wechselburg und dem angrenzenden Park Ruhe und Stille.

Der Psychologe und ehrenamtliche Exerzitienbegleiter Stefan Kolodzie bietet christliche Achtsamkeitsvideos und geistliche Kurse online an. Er selbst findet es für sich wichtig, eine geistliche Tankstelle zu haben.

„Ich hatte keine Ahnung von Nichts“, beschreibt sich Stefan Kolodzie in Bezug auf den katholischen Glauben. Als seine ältes-
te Tochter als Neunjährige den Vorbereitungskurs zur Erstkommunion machen sollte, habe seine damalige Frau gesagt: „Ich kümmere mich um die Schule, kümmer du dich um die Kirche.“ Beide waren sie katholisch getauft – wie auch die zwei Töchter, aber keine Kirchgänger.
 

„Ich habe einfach alles mit den Kindern mitgelernt“, sagt Kolodzie heute, knapp 20 Jahre später. Und da die Tochter nicht alleine unter fremden Kindern zur Erstkommunionfahrt mitfahren wollte, habe er sie begleitet. „Ich bin auf Augenhöhe mit den Kindern gegangen, das mache ich auch mit meinen Patienten“, erzählt der Psychologe aus Kreischa im Osterzgebirge. „Am Ende hatte ich ähnliche Fragen wie sie: Was ist Kommunion? Was bedeutet es zu glauben? Was ist ein Gottesdienst?“ 
 

Über die Fahrt sagt er heute: „Da ist etwas Unglaubliches in mir abgelaufen, das hat mich geradezu entzündet. Ich nenne es meine erste Berufung.“ Von da an habe er ehrenamtlich in seiner Pfarrei mitgearbeitet, zuerst im Kindergottesdienst.
 

Schon immer sei er ein Lernender gewesen, sagt der 63-Jährige über sich. Technik, Astrophysik und schließlich Hirnforschung habe ihn als jungen Menschen „wahnsinnig interessiert“, Letzteres hat er als Physiologische Psychologie schließlich studiert. Nach dem Studium bekam er dann eine Stelle in einer Rehaklinik im Osterzgebirge als Neuropsychologe. „Ich begegne Menschen mit schwersten neurologischen Schäden nach Schlaganfällen oder Unfällen. Sie müssen teilweise alles neu lernen. Das ist harte Arbeit für die Patienten.“
 

Bis heute sauge er Wissen „wie ein Schwamm“ in sich auf. Neben beruflichem Fachwissen zur medizinisch-beruflichen Rehabilitation, Recherche für Mitarbeiterfortbildungen zu Kommunikationstraining und Stressbewältigungstechniken machte er einen Fernkurs Theologie, ließ sich als ehrenamtlichen Gottesdienstbeauftragten ausbilden und wurde schließlich Begleiter für Exerzitien im Alltag.
 

Er ist ein Zweifler und ein Mystiker
 

Lettner der Basilika in Wechselburg in Mittelsachsen. In dem Benediktinerkloster tankt Stefan Kolodzie auf. Foto: Ruth Weinhold-Heße

Mit 14 Jahren hat der gebürtige Düsseldorfer seinen ersten programmierbaren Taschenrechner und später einen der ersten Tischcomputer gekauft. „Der kostete damals 3000 Mark. Meine Verwandten haben mich beim Kauf unterstützt“, erzählt er. Er wollte das Programmieren verstehen. Er hat ein Faible für Naturwissenschaften: „Ich bin ein Zweifler und der nachweisbaren Beobachtung verpflichtet. Auch im Glauben will ich wissen, was hat es mit Gott wirklich auf sich. Wie kann ich ihm nahekommen? Andererseits habe ich nicht den geringsten Zweifel an Gott selbst.“ Also sei er auch Mystiker. Sein Vorbild ist Teresa von Avila. Kolodzie will direkt mit Gott in Kontakt treten, in eine Seelentiefe eintauchen, in der Gott zu finden ist. „Ich habe festgestellt, dass ich dazu selbst sehr viel Ruhe und Stille brauche.“ 
 

Seine zweite Berufung hat Stefan Kolodzie 2009 auf einer Kinderwallfahrt im Kloster Wechselburg erlebt. Mit 1500 Kindern und Jugendlichen war er das erste Mal in seinem Leben in einem Kloster. Er lernte die „beeindruckende Basilika“ kennen und genoss später schließlich in einer dreitägigen Auszeit die Stille im Kloster und dem dazugehörigen Schlosspark Wechselburg. „Ich fühle mich jedes Mal wie auf Wolken getragen“, sagt Stefan Kolod­zie. „Die Erfrischung der drei Tage hielt ein halbes Jahr an, so eine Erholung habe ich vorher bei keinem einzigen Urlaub erlebt.“ 
 

Als Psychologe findet er es besonders wichtig, selbst aufzutanken. „Wechselburg ist meine Tankstelle“, gibt er zu. Inzwischen kommt er als Oblate – als Laie, der sich dem Benediktinerorden angeschlossen hat – regelmäßig hierher. „Ich spüre: Ich bin mit Gott hier richtig und ich bin mit mir hier richtig.“ Mit Jesus spreche er dabei wie mit einem guten Freund.
 

In seinen ehrenamtlichen Angeboten hält Stefan Kolodzie auch Bibelarbeiten als Bibliologe. Dabei geht es darum, sich in die Person hineinzudenken, die in der biblischen Geschichte handelt. Bei der Betrachtung der Jüngerinnen Maria und Marta falle ihm als Psychologen auf, dass alle Menschen „Maria- und Marta-Anteile in sich tragen“. Aber es gehe eben darum, als Christ nicht nur die Marta zu sein, die sich für gute Zwecke abmüht und am Ende wütend wird. Das sei ein falsch verstandenes Opferdenken. „Ich darf mich auch mal zurücknehmen, darf auch mal Maria sein“, betont der Psychologe. Denn bereits Jesus sagte, wie wichtig neben der Liebe zu Gott und dem Nächsten die Selbstliebe sei. Stefan Kolodzie helfen dabei beispielsweise das Jesus-Gebet, Achtsamkeitsübungen und Exerzitien im Alltag oder die Auszeit im Kloster.
 

Und weil in der Corona-Zeit alles nicht mehr wie gewohnt stattfinden konnte, flammte in dem Ehrenamtler seine alte Begeisterung für Technik wieder auf. Mit Unterstützung seines Pfarrers konnte er seine Angebote über die Pfarrei online anbieten. „Da lerne ich wieder ganz viel: über Kameras, wie man in Suchmaschinen gefunden wird und über christliche Meditation“, sagt Stefan Kolodzie. Besonders das Jesus-Gebet habe es ihm angetan. Vor selbst fotografierten Naturaufnahmen gab er Anleitungen zur Meditation. Neben den YouTube-Videos mit christlichen Achtsamkeitsübungen entstanden Onlinekurse zu Exerzitien im Alltag und Lectio divina – jeweils mit einem festen Teilnehmerkreis. 
 

Gottes Geist weht auch im Internet
 

Überrascht habe es ihn am Ende dennoch: „Gottes Geist weht auch im Netz.“ Er habe festgestellt, dass auch bei einem Onlinekurs Interaktion im Sinne eines geistlichen Prozesses möglich ist und die „Leute am Ende total entspannt waren“. 
 

Dass in einer flächenmäßig großen Pfarrei lange Wege wegfallen, ist ein Vorteil. Und auch Menschen, die online nach bestimmten Angeboten im gesamten deutschsprachigen Raum suchen, würden so fündig. Kolodzies Kursteilnehmer stammen nicht nur aus der Pfarrei Ost­erzgebirge. „Es ist wichtig, dass jeder das Angebot findet, das gut zu ihm passt und mit dem er sich wohlfühlt“, sagt Stefan Kolodzie. 
 

Wenn seine Angebote anderen Christen dabei helfen, selbst einmal aufzutanken und das „Maria-Sein“ zu lernen, habe er eines seiner Ziele erreicht.

Die Kurse mit Stefan Kolodzie finden Sie hier. Außerdem stellt er seine Videos auf seinem Youtube-Kanal vor.

 

Ruth Weinhold-Heße