Meißner Synode zur Umsetzung des Zweiten Vatikanums

Prägt das Bistum bis heute

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Bischof Spülbecks größtes Verdienst war die Durchführung der Meißner Synode zur Umsetzung des Konzils. Auch wenn die Synode nicht zu Ende geführt wurde, gingen von ihr Impulse aus, die bis heute wirksam sind.

Die „Aula“ der Diözesansynode Meißen im linken Kirchenschiff der Dresdener Hofkirche.    Fotos: Archiv Tag des Herrn

Zu den prägenden Gestalten des heutigen Bistums Dresden-Meißen gehört Otto Spülbeck. Von 1958 bis 1970 war er Meißner Bischof. Verdienste erwarb er sich vor allem, weil er als einer der ersten Bischöfe weltweit versuchte, die Konzilsbeschlüsse durch eine Diözesansynode für sein Bistum umzusetzen. Bei dem kürzlich im Bildungsgut St. Benno in Schmochtitz durchgeführten Seminar zu Spülbecks Kirchenbild (der TAG DES HERRN berichtete), war die Meißner Synode (1969-71) deshalb ein eigenes Kapitel.

Kirche- und Christ-Sein hier und heute
Vielen gilt die Synode heute als vergessen oder gar gescheitert. Dieses Urteil ist nach Ansicht des langjährigen Rektors des Bischof-Benno-Hauses Schmochtitz, Peter-Paul Straube, nicht gerechtfertigt. Richtig ist zwar, dass Spülbeck aufgrund seines plötzlichen Todes nach der zweiten Sitzungsperiode die Synode nicht zu Ende führen konnte. Seinen kirchenpolitischen Gegenspielern vor allem um den Berliner Kardinal Alfred Bengsch bot sich damit die Gelegenheit, die Synode zu beenden und in die DDR-weite Pastoralsynode (1973-75) zu überführen, wie es offiziell hieß. Aber: „Der bei der Synode gegangene Weg, die dabei angesprochenen Themen und getroffenen Beschlüsse hatten Nach- und Auswirkungen auf das Miteinander im Bistum und die Suche nach einer Antwort auf die Frage nach dem ,Kirche- und Christ-Sein hier und heute‘“, so Straube, der zu den Mitherausgebern einer wissenschaftlichen Studie zur Meißner Synode gehört.
Die Kritik an der Meißner Synode entzündete sich vor allem an zwei Punkten: am Kirchenbild und an der Frage, in- wieweit der Christ auch unter DDR-Bedingungen seinen Weltdienst leisten könne. Die Kritiker fürchteten um die Autorität der kirchlichen Amtsträger, denn die Synode sprach den Laien echte Mitverantwortung in der Kirche zu. Die Einschätzung der politischen Verhältnisse in der DDR hielten die Kritiker für blauäugig. Bengsch ging mit seiner Kritik sogar soweit, dass er die Vermutung äußerte, die Synode könne häretisch sein. Später schwächte er diese Kritik zwar ab, hielt jedoch daran fest, die Synode für falsch zu halten.
Die Beendigung der Synode unter Bischof Gerhard Schaffran wertete Straube „eher als Abbruch, durch den es auch zu Resignation und Ernüchterung“ gekommen sei. Dennoch habe die Synode Früchte getragen, die zum Teil das Bistum bis heute prägen. Straube zitierte den Synoden-Sekretär Dieter Grande: Die Synode sei ein wichtiger Beitrag zur Entwicklung eines stärkeren Diözesanbewusstseins für Klerus und Laien im Bistum gewesen. Mit ihr habe ein Denk- oder Reflexionsprozess zu Grundfragen der Pastoral im Bistum eingesetzt. Die Pfarrgemeinden und Gruppen konnten sich durch Vorschläge und Eingaben an Diskussions- und Denkprozess beteiligen. Die Zusammenarbeit von Priestern und Laien habe deren späteres Miteinander in den Pfarreien und Dekanaten befruchtet. Durch ihre Arbeitsweise sei die Synode eine Schule der Demokratie gewesen. Gelegentliche Kontroversen in theologischen, fachlichen oder praktischen Fragen hätten nicht zu einer anhaltenden Polarisierung geführt. „Die Synode war so ein wichtiger vielschichtiger Lernprozess, den wohl die meisten Synodalen in ihrem Leben nicht missen möchten“, so die Zusammenfassung von Grande.

Anregungen harren ihrer Umsetzung
Peter-Paul Straube ist überzeugt, dass die Themen und Anregungen der Meißner Synode hin zu einer „Kirche, die wieder näher am Evangelium lebt, aktueller denn je sind und ihrer Umsetzung und Verwirklichung harren“. Das zeigten gerade auch die aktuellen Prozesse in der katholischen Kirche in Deutschland. Straube zitierte etwa zum Thema missionarische Gemeinde aus den Synodentexten: „Eine Gemeinde, die ihre missionarische Aufgabe vergisst, wird eine tote Gemeinde. Wenn sich die Gemeinde nicht von der Umgebung isoliert, gestaltet sich ihr Leben werbend, einladend und offen für die Nichtglaubenden und Suchenden.“ Und zum Thema gemeinsames Priestertum: „Die Lehre von dem gemeinsamen Priestertum aller Gläubigen, von den Gnadengaben des Heiligen Geistes und von der Sendung der Kirche ist die Grundlage für den einen Dienst der Kirche und die einzelnen Dienste, die ihn in besonderer Weise tragen.“

Bischof Otto Spülbeck am Rednerpult der Diözesansynode.


Straube wies darauf hin, dass einige Synoden-Dekrete bis heute geltendes Diözesanrecht sind. Spülbeck selbst habe Dekret I „Ziele und Aufgaben der Erneuerung des Bistums Meißen nach dem II. Vatikanischen Konzil“ und II „Die Ordnungen der Räte“, in Kraft gesetzt, Schaffran habe das mit Dekret VI „Richtlinie zum kirchlichen Bauen“ getan. Bischof Schaffran habe aber den Synodenbeschlüssen grundsätzlich keine besondere Bedeutung zugebilligt. Deshalb sei letztlich auch die Arbeit der Synodalen Durchführungskommission weitgehend erfolglos geblieben.

Von Matthias Holluba