Anstoß 42/21

Psalmen – Lieder von gestern ins morgen

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Psalmen, die Lieder der Bibel, sind fast 3000 Jahre alt und immer noch aktuell. Es sind Gebete, die bis heute ebenso oft gesprochen, wie gesungen werden:


Von Juden und Christen, von Nonnen und Mönchen, von Menschen in dankbaren Situationen genauso wie in tiefer Not. In diesen Liedern, die zu den schönsten Gebeten der Welt gehören, wenden sich die Autoren mit einer sehr deutlichen Sprache an Gott. Der ganze Lebensweg wird in den Psalmen vor Gott gebracht. Von Angst und Furcht ist ebenso die Rede, wie von Mut und Stärke. Von Hass und Neid wird gesungen, genauso wie von Liebe und Freude. Es gibt Psalmen, die Gott loben und es gibt Psalmen, die Gott anklagen und fragen, warum er so viel Leid auf der Welt zulässt.
Der Liedermacher Gerhard Schöne hat sich auf seinem neuesten Album „Summen, singen, schreien“ ebenfalls den Psalmen gewidmet. Er spürt dem Geist dieser Gebete nach und singt Worte, die ins Heute passen und doch nichts vom Sinngehalt des Textes wegnehmen.
Schöne ist in einem evangelischen Pfarrhaus groß geworden. Da sind ihm die Psalmen gewissermaßen mit in die Wiege gelegt worden. Seine Lieder künden von Hoffnungen und dem Überwinden von Ängsten, von Schwachen, die stark werden, von den Kleinen, die Gott groß macht. Sie sind humorvoll, poetisch und blenden das Leben mit all seinen schönen und hässlichen Seiten nicht aus. In diesem Sinne ist er für mich ein Psalmist unserer Tage. Vielleicht mag er so viel Lob nicht hören, weil es aus seinen Sicht einem Größerem gebührt.

In einem der Lieder nach Psalm 92 verspricht er Gott: „Ich schreib eine Liste, wofür ich danken müsste und dann sag ich’s dir“. Mit „dir“ ist natürlich Gott gemeint und der bekommt dann folgendes zu hören: „Dank für die unbegreiflich weiten Galaxien, die zarte, blaue Erdenmurmel zwischendrin!“ Und ein paar Liedzeilen später: „Vor allem für die Kinder dank ich tausendmal, mein Leben ohne sie, oh Gott, wie wär das schal, sie pusten Seifenblasen durch das Schlüsselloch, sie lehren mich die Lebensfreude noch und noch.“ Die Musik, die er mit den Musikern seines Trios dazu spielt, klingt nochmal so schön.
 
Guido Erbrich, Biederitz