Ikonenkreuzweg der Dresdner St.-Hubertus-Kirche online
Unter vier Augen mit Jesus
Jugendkreuzweg-Material, gestaltet mit der Tabernakel-Ikone der St-Hubertus-Kirche und Icons. |
Grablegung Jesu – eine der Stationen des Ikonen-Kreuzwegs. |
„Wie die Wahl auf unseren Kreuzweg gefallen ist, wissen wir selbst nicht“, sagt Norbert Meyer aus dem Kreuzweg-Vorbereitungsteam der Hubertus-Gemeinde im Dresdner Stadtteil Weißer Hirsch. Seit einem Jahr sei in der Gemeinde bekannt, dass in ganz Deutschland am Freitag vor Palmsonntag ausgewählte Ikonen ihres Kreuzwegs in den Blick genommen werden sollen. Die Ikonen, die der orthodoxe Künstler Alexander Stoljarov 2012 eigens für St. Hubertus geschaffen hatte, werden beim diesjährigen ökumenischen Jugendkreuzweg in Bezug gesetzt zu so genannten „Icons“ – Symbolen, die im Computerbereich Anwendung finden. Mit einem Klick gelangen Nutzer von den „Icons“ zu Dateien, Anwendungen oder Verzeichnissen.
Die ökumenische Arbeitsgruppe, die Impulse, Gebete und Lieder des Jugendkreuzwegs erstellt hat, inspirierte sich dabei ausgiebig an der Wortverwandtschaft zwischen Ikonen und „Icons“. Es gehe bei dem Kreuzweg um eine Begegnung mit dem Antlitz Christi, heißt es in der Einladung. Er stelle die Frage nach der eigenen Beziehung zu der Person Jesus Christus und lade ein, sich auf den Weg zur Freundschaft mit ihm, „dem wahren Selfie“ zu machen.
Es gibt nur ganz wenige Ikonen-Kreuzwege
In der Pfarrei St. Martin, zu der die Hubertus-Gemeinde seit über einem Jahr gehört, wollte man die bundesweite Aufmerksamkeit nutzen, um das sakrale Kunstwerk unter Dresdner Christen bekannter zu machen und interessierte Gäste aus nah und fern zu Führungen, Informationsabenden und spirituellen Veranstaltungen einzuladen. Auch die Jugend der Gemeinde war an den Vorbereitungen dazu aktiv beteiligt.
Der Kreuzweg in St.-Hubertus gehört zu den wenigen Ikonen-Kreuzwegen, die es europaweit gibt. Den Gemeindemitgliedern, die nach der Sanierung und Umgestaltung ihrer Kirche über einen geeigneten neuen Kreuz-weg nachdachten, schien die orthodoxe Tradition der Ikonenmalerei für diese Bestimmung passend und zudem äußerst anregend. In einer Broschüre, die den neuen Kreuzweg damals vorstellte, hieß es zum Ikonen-Verständnis orthodoxer Christen: „Jede Ikone ist buchstäblich eine Vergegenwärtigung dessen, was sie darstellt. Nicht der Künstler zeigt, was sein eigener gläubiger Blick auf Gott ist, sondern Gott schaut durch die Ikone auf uns (...) Wir können den Kreuzweg betrachtend beten, in der uns vertrauten Weise. Wir können uns auch ihm entgegenhalten, uns anschauen lassen von ihm“.
Eine Besonderheit des Dresdner Kreuzwegs ist es, dass die sechste Station „Veronika reicht Jesus das Schweißtuch“ fehlt. Auf dem Tabernakel der Kirche befindet sich stattdessen die Ikone des Heiligen Mandylion, die der Überlieferung nach ein Grabtuch wiedergibt mit dem „wahren Abbild des Antlitzes Christi“, griechisch „vera eikon“. Hinzu kommt eine fünfzehnte Station, das Auferstehungsbild der Ostkirche: Christus steigt auf und hält das Kreuz als Siegeszeichen in seiner Linken. Mit der Rechten zieht er Adam aus seinem Grab.
Sieben Stationen sind für den Jugendkreuzweg ausgewählt worden. Zwar fallen alle Kreuzweg-Veranstaltungen aus, doch über Messengerdienste lässt sich der Jugendkreuzweg virtuell mitverfolgen. Der Besuch in der Hubertus-Kirche lässt sich in coronafreien-Zeiten nachholen.
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Von Dorothee Wanzek