Finanzskandal um Londoner Immobile

Vatikan stellt Bilanz vor

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Der Skandal um eine Immobile in London wirft ein Schlaglicht auf die Finanzen des Vatikan. Die Kurie kündigt immer wieder an, mehr Transparenz schaffen zu wollen - nun auch bei der Vorstellung der Bilanz des Jahres 2019.  

Geldmünzen vor einer Kuppel des Petersdoms symbolisieren die Finanzen des Vatikans.
Die Wirtschaft der Kirchenleitung müsse "ein Glashaus" sein, sagt Juan Guero, Leiter des Wirtschaftssekretariats des Vatikan. 

Die römische Kurie, zentrale Leitungsorganisation der katholischen Kirche, hat ihr Bilanzdefizit von 75 Millionen Euro im Jahr 2018 auf 11 Millionen im vergangenen Jahr verringert. Das gab der Leiter des Wirtschaftssekretariats, Juan Guerrero, bekannt. Das Vermögen der Kurie abzüglich Verbindlichkeiten beträgt demnach 1,4 Milliarden Euro. Die Aufstellung bezieht sich nur auf den Heiligen Stuhl, nicht aber den Vatikanstaat, die Vatikanbank IOR, die Spendenzentrale des sogenannten Peterspfennigs und mit der Kurie verbundene Stiftungen. Allgemein sicherte der Wirtschaftschef mehr Transparenz zu.

Das gesamte Nettovermögen des Vatikan gab Guerrero mit rund 4 Milliarden Euro an; die Kurie hat mithin einen Anteil von 35 Prozent. In der Gesamtbetrachtung gebe es 2019 kein Defizit, ebenso wenig wie 2016, als der Vatikan zuletzt eine umfassende Bilanz erstellte, sagte Guerrero. Das Minus beim Heiligen Stuhl bezeichnete er als "normal" insofern, als die Kirchenleitung nicht auf das Erwirtschaften von Gewinnen ausgerichtet sei.

Von den 318 Millionen Euro Ausgaben der Kurie entfielen laut dem Wirtschaftspräfekten 21 Prozent oder 67 Millionen auf die Vermögensverwaltung, darin eingeschlossen 18 Millionen für Steuern und 25 Millionen für Gebäudeunterhalt; dem gegenüber stehen 164 Millionen Einnahmen aus den Immobilien.

Der Betrieb des diplomatischen Apparats kostete 43 Millionen Euro und damit 21 Prozent der Gesamtausgaben. Guerrero sagte, er kenne keinen Staat, der mit dieser Summe 125 Botschaften und Ständige Vertretungen weltweit unterhalte. Als ebenso beispiellos effizient bezeichnete er den Kommunikationsbetrieb des Heiligen Stuhls mit einem Haushaltsposten von 45 Millionen Euro.

Die Einnahmen aus dem Peterspfennig, einer Spendenkampagne zur Unterstützung des Papstes bei seinen Aufgaben in Wohlfahrt und Kirchenleitung, bezifferte Guerrero auf 53 Millionen Euro. Insgesamt habe der Fonds des Peterspfennigs im vergangenen Jahr 66 Millionen Euro oder knapp ein Drittel für die eigentliche "Mission" des Heiligen Stuhls beigetragen; dazu zählt die Bilanz neben karitativen Aufgaben auch ihren Medienbetrieb, Nuntiaturen, die Unterstützung der Ostkirchen und weitere Aktivitäten.

Mit Blick auf eine aktuelle Investmentaffäre im Vatikan erklärte Guerrero, die Verluste aus dem betreffenden Immobiliengeschäft seien seines Wissens nicht mit dem Peterspfennig ausgeglichen worden. Inwieweit hingegen Spendengelder in die ursprüngliche Geldanlage in einem Londoner Bürokomplex flossen, sagte der Wirtschaftspräfekt nicht. Er betonte indessen, es müsse "Klarheit geschaffen werden". In einigen Fällen sei der Vatikan möglicherweise "nicht nur schlecht beraten, sondern betrogen" worden.

Guerrero kündigte mehr Transparenz in Finanzangelegenheiten an. Die Wirtschaft der Kirchenleitung müsse "ein Glashaus" sein. "Die Gläubigen haben ein Recht zu wissen, wie wir die Ressourcen beim Heiligen Stuhl verwenden."

Papst Franziskus habe Kardinal Reinhard Marx als Koordinator des vatikanischen Wirtschaftsrats im November 2018 gebeten, die vatikanische Anlagepolitik zu zentralisieren, sagte Guerrero. Derzeit implementiere man ein Modell, das mehr Transparenz und Kontrolle gewährleiste. Dieser Prozess werde "bis Jahresende oder Anfang nächsten Jahres" abgeschlossen. Das Staatssekretariat, das bislang beträchtliche eigene Mittel verwaltete, nehme an dieser Zentralisierung teil und habe alle Fonds der Vatikanbank IOR und der Güterverwaltung Apsa übertragen.

kna