Auch sie haben viel geleistet.
Vergessene Oberhirten
Foto: Edmund Deppe
„Die Biografie über Kardinal Bertram, den Fürstbischof von Breslau und vormaligen Bischof von Hildesheim, habe ich aus eigener Betroffenheit geschrieben. Denn meine Familie stammt aus Oberschlesien und mein Vater wurde noch von Bertram gefirmt“, erzählt Johannes Gottwald. Nachdem 2022 sein Buch über Adolf Bertram erschienen war, überlegte sich der studierte Kirchenmusiker, was er als nächstes Projekt angehen könnte. „Mir ist aufgefallen, dass über Bertram biografisch gearbeitet wurde und auch über Bischof Joseph Godehard Machens. Aber über die beiden Bischöfe dazwischen von 1915 bis 1933 wurde noch nichts geschrieben.“ Das reizte den Hobbyhistoriker und er begann über die Bischöfe Joseph Ernst und Nikolaus Bares zu forschen.
Menschlichkeit im Krieg,
Ökumene und Seelsorge
In seinem neuen Buch „Vom Bauernhof zum Bischofsstuhl – Die vergessenen Hildesheimer Oberhirten Joseph Ernst und Nikolaus Bares“ folgt Johannes Gottwald ihren Spuren. „Ich habe in Algermissen den Hof Ernst besucht und durfte auf dem Dachboden Einsicht in alte Unterlagen des hier geborenen Bischofs nehmen“, berichtet er. Das Besondere an Ernst ist für den Autor, dass er während des Ersten Weltkrieges immer wieder daran erinnert hat, auch im Krieg die Menschlichkeit nicht zu vergessen. Außerdem war er der Arbeiterbewegung zugetan. „Ernst stand den Ideen der Gewerkschaften nahe, hat sich aber von den Sozialdemokraten abgegrenzt.“ Bereits als Kaplan in Celle gab er den Anstoß zur Gründung eines katholischen Arbeitervereins. Auch später blieben die sozialen Fragen ein Schwerpunkt seiner Arbeit.
Nikolaus Bares stammt aus der Nähe von Trier. Dort war er Regens im Priesterseminar und Domkapitular. Während Joseph Ernst 13 Jahre von 1915 bis 1928 Bischof von Hildesheim war, wechselte Nikolaus Bares nach gerade fünf Jahren 1933 auf den Bischofsstuhl in Berlin. Ihn beschreibt Gottwald als frühen Ökumeniker, dem der Kontakt zur evangelischen Kirche sehr am Herzen lag. „Er soll bei der evangelischen Geistlichkeit in Hildesheim sehr beliebt gewesen sein“, betont er.
Bei seinen Forschungen entdeckte Gottwald auch Gemeinsamkeiten der Bischöfe. „Beide liebten die Musik. Sie waren sehr gütige und freundliche Menschen, die sich als Seelsorger verstanden und nicht in erster Linie als Kirchenpolitiker“, so das Fazit von Johannes Gottwald.
Erschienen ist „Vom Bauernhof zum Bischofsstuhl“ im Olms Verlag und kostet 39,80 Euro. ISBN: 978-3-7582-0796-9.