Anstoss 37/19

Zu Schweigen ist nicht leicht

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Es gibt eine Zeit des Redens und die Zeit des Schweigens. Zu Schweigen ist nicht leicht. Echtes Schweigen ist ewas anderes als sich anzuschweigen, weil wir uns nichts zu sagen haben.


Es gibt das peinliche Schweigen und die peinliche Stille. Es gibt das produktive und kreative Schweigen. Es gibt das Verschweigen und das Todschweigen. Es gibt die Kunst des Schweigens, auch in der Seelsorge, im Dienst an den Menschen.
Der Dichter Rainer Kunze, selber eher ein stiller Mensch, hat einmal gesagt: „Ich muss immer wieder schweigen, damit das Wort in mir wachse.“ Nach Kunze kann im schweigsamen Hinhören und in sich Hineinhören etwas geboren werden.  Im Schweigen und in der Stille wird das Wort geboren. Daraus  kann dann ein Text und ein Gedicht wachsen und zu Leben beginnen.
Rainer Kunze, der 1977 die DDR verließ, verfasste einige wenige Zeilen über die Mauer. Er schreibt die Zeilen am 3. Oktober 1990, dem Tag des Beitritts der DDR zur Bundesrepublik Deutschland. Hier sein Gedicht „Die Mauer“: Als wir sie schleiften, ahnten wir nicht, / wie hoch sie ist / in uns /wir hatten uns gewöhnt / an ihren Horizont / Und an die Windstille / In ihrem Schatten warfen / alle keinen Schatten / Nun stehn wir entblößt /jeder Entschuldigung.

Soweit Rainer Kunze, über die Mauer und über das Schweigen. Zu Schweigen und zu Hören, kann Mauern  überwinden, auch die Mauern in unseren Herzen, die wir nicht verschweigen, sondern redend und betend vor Gott tragen.
 
Pater Josef kleine Bornhort