Katechese bei Erstkommunion und Firmung
Auch Männer machen gerne mit
Bei Erstkommunion und Firmung sind es in erster Linie die Frauen, die sich als Katechetinnen engagieren. Dabei sind Männer ebenfalls durchaus dazu bereit. Aber sie gehen die Sache oft anders an. Wie es gelingen kann, sie für die Katechese zu gewinnen.
Muffins backen für das Schulfest, Elternbeirat, Erstkommunionvorbereitung – wer macht‘s meistens? Richtig, die Mami. Wäre ja nicht so, als hätte sie mit Kindern, Job, Haushalt nicht schon genug zu tun, aber das eine oder andere Ehrenamt, der eine oder andere Kuchen, geht schon noch. Klar, denn Mamis sind Superheldinnen. Aber was ist eigentlich mit den Vätern? Hin und wieder sind sie Trainer einer Fußballmannschaft. Manchmal findet man sie im Elternbeirat (vor allem an höheren Schulen). Aber in der Glaubensbegleitung sind Männer nach wie vor eher selten unterwegs.
Der Faktor Zeit
Das stellt auch Maria Hylak, promovierte Musikwissenschaftlerin, Mutter von vier Kindern und sehr engagiert bei der Erstkommunionvorbereitung sowie bei Kindergottesdiensten, fest. „Die Bereitschaft wäre schon da“, sagt Maria Hylak, „aber es ist häufig ein zeitliches Problem, da die meisten Männer in Vollzeit berufstätig sind.“
Die männliche Bezugsperson
Felix Höpfl hingegen hält die Zeitfrage für eine Ausrede. „Wenn man es wirklich machen will, dann findet man die Zeit“, sagt der Familienvater, der selbst seit Jahren bei der Vorbereitung auf die Firmung hilft und auch Gruppen leitet. Wie er dazu gekommen ist, beschreibt er als „gewachsenes Modell“. Seine Mutter sei 40 Jahre lang Pfarrsekretärin gewesen und immer wieder als Firmhelferin tätig gewesen. Felix Höpfl selbst hat in den 1990er Jahren angefangen, mitzumachen. „Da es meist zu wenig Gruppenleiter gab, wurde ich wieder angefragt“, erzählt Höpfl. Er habe es immer gern gemacht und mittlerweile habe sich ein festes Team gebildet, das regelmäßig die Firmlinge vorbereitet. „Dieses Team war eine wichtige Komponente.“ Die Gruppenleiterinnen und Leiter verstünden sich prima.
Aber auch die Gruppenarbeit mit den Kindern macht Felix Höpfl natürlich Spaß, allerdings habe sich der Anspruch gewandelt. „Wenn heute ein Achtklässler die vier Evangelien im Neuen Testament nicht kennt, ist es nicht unsere Aufgabe, dies den Kindern beizubringen. Wir wollen ihnen ein Angebot machen, den kirchlichen Raum zu entdecken.“ So habe er beispielsweise mit seiner Gruppe einen Gang zur Eisdiele unternommen, jedem Jugendlichen eine Bibelstelle gegeben und auf dem Spaziergang hätten alle reihum diese Stelle in Beziehung zu ihrem Leben gesetzt und etwas dazu gesagt. Außerdem findet er, dass den Jugendlichen eine männliche Bezugsperson „auch mal guttut“.
Die Inhalte
Das sieht Norman Reitner, Vater von zwei Kindern aus dem Bistum Dresden-Meißen, genauso. An die Verantwortlichen in den Gemeinden appelliert er: „Sagt konkret, was ihr von den Vätern erwartet und gebt ihnen Freiräume, sich etwas auszudenken, was sie mit den Kindern thematisch machen können.“ Norman Reitner hat jahrelang die Religiöse Kinderwoche (RKW) begleitet. Wie bei einem Ferienprogramm treffen sich Kinder, um zu spielen, zu beten und über religiöse Inhalte zu sprechen. „Irgendwann haben wir diese Treffen dann um gemeinsames Zelten erweitert“, erinnert er sich. Und er wehrt sich gegen Klischees, die Männer nur in der handwerklichen Rolle sehen, und das Sprechen über Gott den Frauen überlassen sollen. „Natürlich können Männer gut ein Lagerfeuer machen. Aber sie können auch inhaltlich arbeiten“, sagt Reitner. „Durch die Elternzeit, die auch Väter nehmen können, hat sich einiges verändert. Immer mehr Väter wollen für ihre Kinder da sein“, beobachtet er.
Die Rollenklischees
Dass Klischees eine Rolle bei der Verteilung der Aufgaben zwischen Männern und Frauen spielen, sieht auch Edwin Borg, Leiter des Dezernats Kinder, Jugend und Familie des Bistums Limburg, so. „Als Teilnehmer war ich in Eltern-Kind-Gruppen mit meinen beiden Töchtern vor zehn Jahren ein Exot, und Frauen waren dort gerne unter sich“, sagt Borg. Überhaupt seien Väter für das „Bunte-Tücher-Legen“ nicht so leicht zu begeistern. „Männer sind meist seltener als Frauen bereit, Ehrenämter ohne entsprechende Schulung oder an ihren Neigungen vorbei und ohne ein gewisses „Prestige“ auszuüben. Sie wollen es „richtig“ machen, es muss Spaß machen oder herausfordern, und sie wollen am besten dafür gesellschaftliche Anerkennung erhalten.“ Edwin Borg findet, man müsse das Konzept umstellen und nicht bei Elternabenden fragen, ob jemand eine Gruppenleitung (für Krabbelgruppe, Erstkommunion) übernehmen will, sondern man solle sich interessiert an den Talenten der Väter (und Mütter) zeigen.
Fazit
Edwin Borgs Fazit lautet: „Wenn Erfahrungen und Talente von Männern erkannt und ernst genommen werden, wenn sie auf Augenhöhe und nicht nur als Helfer mitarbeiten können, und das zu Terminen, die sie mit ihrem Beruf gut vereinbaren können, dann werden mit der Zeit auch mehr Männer bereit sein, sich in Kirche zu engagieren.“ Auch flexiblere Zeiten wie Gruppenstunden am Wochenende oder Väter-Kinder-Frühstück am Samstag könnten helfen, Männer ins Boot zu holen. Maria Hylaks Ehemann unterstützt übrigens mittlerweile auch die Kindergottesdienste.
Christine Schniedermann