Wanderausstellung "FriedensMenschen" in Lingen
Damit Frieden wachsen kann

Foto: Elisabeth Tondera
Fast lebensgroße Porträts von Friedensmenschen, ausgestellt in St. Bonifatius, Lingen. Darunter die Fotos von Šimo Maršić aus Sarajevo und der Ukrainerin Anastasija Verkhoretska.
Die Wanderausstellung mit Fotografien der jungen Ukrainerin Mariia Varanytska und des Deutschen Achim Pohl ist ein Gemeinschaftsprojekt des Bistums Münster und des Osteuropa-Hilfswerks Renovabis.
Die Welt scheint aus den Fugen geraten. In den täglichen Nachrichten nehmen Gewalttaten, kriegerische Auseinandersetzungen und terroristische Anschläge einen immer größeren Raum ein. Dabei möchten die meisten Menschen im Frieden leben. Frieden und Versöhnung ist ein wichtiges Anliegen von Renovabis. Jedes Jahr stellt das katholische Osteuropa-Hilfswerk seine Arbeit mit einem anderen Schwerpunktthema vor. 2024 war es das Leitwort „Damit Frieden wächst. DU machst den Unterschied“, und in dem Rahmen entstand die Idee zu dieser Ausstellung. Die meisten der fotografierten Friedensmenschen sind Partner in der Projektarbeit mit Renovabis und setzen sich schon lange dafür ein, dass Frieden wachsen kann.
„Das Thema Frieden ist für mich persönlich und für die Kirche ein sehr wichtiges Anliegen“, sagt Dekanatsreferent Holger Berentzen, der die Ausstellung nach Lingen geholt hat. Mit ökumenischen Friedensgebeten in St. Bonifatius werde auf das Thema aufmerksam gemacht, die Ausstellung biete einen weiteren Anstoß, sich damit zu befassen und sich zu fragen, was jede und jeder persönlich für den Frieden tun kann und wie sich die Kirche dazu stellt. „Der persönliche Zugang ist sehr wichtig, und die Bilder der Ausstellung laden dazu ein, sich damit auseinanderzusetzen“, sagt er.

Schon im Vorraum der Kirche lächeln von den Glastrennwänden zu beiden Seiten der Eingangstür sechs Friedensmenschen die Besucherinnen und Besucher an. Weitere Porträts hängen auf der Rückseite der Trennwand, vier stehen auf dem Boden, davon zwei direkt neben den Sitzbänken, sodass die darin sitzenden Kirchenbesucher den Eindruck bekommen, mit den beiden Friedensmenschen direkten Kontakt zu haben: mit Šimo Maršić, dem Leiter des Jugendzentrums „Johannes Paul II.“ in Sarajevo, und der Ukrainerin Anastasija Verkhoretska, die sich nach ihrer Flucht in das polnische Lublin in der Nothilfe für die Geflüchteten engagierte und jetzt auf einer Internetseite Informationen für Ukrainerinnen und Ukrainer in Polen aktualisiert.
Ich erhalte die Würde der Menschen.
Auf der gegenüberliegenden Seite sind unter dem Fenster zwei Frauenporträts zu sehen. Die 35-jährige ukrainische Redemptoristen-Schwester Antonia bietet im kleinen Ort Kamyanets-Podilsky in einem Caritas-Projekt psychologische Begleitung und Beratung für Binnenflüchtlinge und betreut Studierende an der Katholischen Universität in Lviv (Lemberg). Das zweite Bild zeigt Zdzisława Włodarczyk. Die 90-jährige Polin und Holocaust-Überlebende hält im Dialog-Zentrum in Auschwitz Vorträge über ihre Kindheit im Lager, um die Erinnerung wachzuhalten und an die nächsten Generationen weiterzugeben. „Ich finde es besonders gut, dass eine Überlebende des Holocaust dabei ist“, sagt Holger Berentzen, dem das Gedenken ein wichtiges Anliegen ist.
Jede Fotografie ist mit einem Zitat versehen, das die Botschaft des abgebildeten Friedensmenschen vermittelt. Bei Zdzisława Włodarczyk ist zu lesen: „Ich spüre eine Verantwortung denen gegenüber, die hier gestorben sind.“ Julia Kormosh, 25-jährige Caritas-Pflegerin aus Lviv (Lemberg) sagt: „Ich erhalte die Würde der Menschen.“ Der emeritierte Bischof von Banja Luka Franjo Komarica wird mit dem Satz zitiert: „Ich bewundere Menschen, die nicht in Hass auf ihre Peiniger verfallen, sondern für sie beten.“
Neben jedem Porträt ist ein QR-Code mit der Geschichte der abgebildeten Person angebracht, das direkt aufs Handy geladen werden kann. Außerdem gibt es einen kleinen Katalog zur Ausstellung, der in der Kirche ausliegt. Nach Ostern wandert die Ausstellung nach Nordhorn in das Kloster Frenswegen.