Wenn Kinder sich ein Haustier wünschen
Auf den Hund gekommen
In fast jeder Familie gibt es irgendwann den Wunsch nach einem eigenen Haustier. Aber so einfach, wie es sich viele vorstellen, ist es nicht. Bevor ein Tier einzieht, sollten Familien oder Senioren auf jeden Fall einige Dinge klären und Aufgaben klar verteilen.
Vieles spricht für ein Haustier
In Familien, in denen ein Haustier lebt, entwickeln Kinder oft mehr soziale Kompetenzen und können sich besser in andere einfühlen. Das belegen Forschungen. „Ein Tier mindert Ängste und baut Stress ab“, erklärt auch Wissenschaftlerin Andrea Beetz, die an den Universitäten Rostock und Wien die Beziehung zwischen Mensch und Tier erforscht. So gebe ein kuscheliger Gefährte und Vertrauter Sicherheit, Kinder könnten ihm Geheimnisse anvertrauen und Verantwortung für ihn übernehmen. „Die Liste der positiven Effekte, die ein Tier auf Menschen hat, ist lang“, betont Beek in Interviews. „Ist ein Hund mit im Raum, wird in einer Gruppe mehr geredet und gelächelt.“ In Familien, in denen ein Hund lebe, werde auch mehr miteinander unternommen, und alle gingen achtsamer miteinander um. Und: „Kinder, die schlecht lesen können, sind zum Beispiel auch konzentrierter, wenn ein Hund danebenliegt.“ Ursache für viele der nachgewiesenen Effekte ist das Oxytocin. Dieses Bindungshormon, das Babys ausschütten, wenn sie gestillt werden, spielt auch in der Mensch-Tier-Beziehung eine entscheidende Rolle.
Welches Tier soll es denn sein?
Zu den beliebtesten Haustieren für Kinder zählen Meerschweinchen, Kaninchen, Katzen und Hunde. Wie alle Tiere müssen sie täglich gefüttert und gepflegt werden, sie brauchen einen Stall oder eine Box und Hunde auch täglichen Auslauf. Familien sollten sich daher genau informieren, welches Tier zu ihnen, ihrer Lebenssituation und Wohnumgebung passt und welche Pflege es genau braucht. Immerhin können zumindest Hund und Katze für etwa 15 Jahre zum „Familienmitglied“ werden. Die Erziehung zum Beispiel eines Hundes kostet viel Zeit und Zuwendung. Er sollte gut erzogen werden, darf nicht länger als vier bis sechs Stunden am Stück alleine sein und braucht über den Tag verteilt ausreichend Auslauf. Dazu kommen Kosten für Ausstattung, Futter, Hundeschule, Hundesteuer, Versicherung und regelmäßige Tierarztbesuche zum Impfen, Entwurmen oder auch mal, um eine Verletzung zu versorgen. Kleintiere kosten weniger, aber auch Meerschweinchen und Kaninchen brauchen täglich Futter, Freilauf und Zuwendung.
Eine Familie sollte sich also genau über die Bedürfnisse des Tieres informieren und checken, ob das zu leisten ist. Denn viele Tiere leiden darunter, nicht angemessen versorgt zu sein, und können dann auch Verhaltensauffälligkeiten entwickeln. Je besser ein Tier gehalten wird, desto zutraulicher ist es und desto entspannter wirkt es auf die ganze Familie.
Erfahrungen sammeln
Eine gute Möglichkeit, um Erfahrungen zu sammeln und zu testen, ob ein Tier wirklich das Richtige ist, ist ein Tier zur Pflege – zum Beispiel von Nachbarn oder Freunden für Spaziergänge oder während der Urlaubszeit. Auch Tierschutzvereine bieten an, Pflegestelle für ein Tier zu sein, bis es weitervermittelt werden kann. Oft fällt nach solchen Erfahrungen die Entscheidung für oder gegen ein Tier leichter. Wichtig ist aber auf jeden Fall, dass auch die Eltern Lust auf das Tier haben, denn die Verantwortung liegt letztlich bei ihnen.
Allergie ist oft ein Ausschluss
Ein wichtiger Entscheidungsgrund gegen ein Tier ist häufig eine Allergie. Eine US-amerikanische Studie zeigte jetzt jedoch, dass Kinder aus Haushalten mit Tieren nicht häufiger an Allergien erkranken als andere. Es gibt sogar Hinweise, dass ein Tier im Haushalt vor Allergien schützen kann, so die Wissenschaftler. Ist schon eine Allergie vorhanden, sollte die Familie nach Alternativen suchen. Reagiert das Kind beispielweise auf Tierhaare, könnte die Familie auf ein Aquarium mit Fischen ausweichen. Mit Fischen kann man zwar nicht kuscheln, aber Kinder lieben es dennoch, sie zu beobachten und zu füttern. Auch gibt es mittlerweile als hypoallergen geltende Hunderassen, die kein Fell verlieren, Allerdings können emfindliche Menschen trotzdem auf den Speichel reagieren.
Auch Senioren profitieren
Es gibt gute Gründe, sich auch im Alter noch für ein Haustier zu entscheiden. Denn Tiere vermitteln ihren Besitzern das Gefühl, gebraucht zu werden, sind Gesellschafter und Aufgabe zugleich. „Senioren, die sich um ein Tier kümmern, sind aktiver, leiden seltener unter Depressionen, Schlafproblemen und hohem Blutdruck und haben mehr soziale Kontakte“, hat auch Andrea Beetz in Studien herausgefunden. So tun Hunde und Katzen, die den Kontakt zum Menschen suchen und gestreichelt werden wollen, dem Gemüt besonders gut. „Beim Streicheln wird im menschlichen Gehirn das Bindungshormon Oxytocin ausgeschüttet, dadurch fühlt man sich besser“, so die Psychologin im Interview.
Aber auch Senioren sollten sich vor einer Anschaffung überlegen, ob sie sich ein Tier leisten können und wofür sie es genau brauchen. Möchten sie lange Spaziergänge mit einem Hund machen? Oder brauchen sie eher eine Schmusekatze für die Wohnung? Was passiert mit dem Tier, während sie im Urlaub sind? Für diesen Fall sollten sie sich ein Netzwerk an Menschen schaffen, die einpringen können. Dann sollte der ungetrübten Freude am Tier eigentlich nichts mehr im Wege stehen.
Astrid Fleute