E-Books aus der Bücherei

Das „echte Buch“ wird nicht verdrängt

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Immer mehr Leute lesen Bücher nicht mehr auf Papier, sondern auf elektronischen Geräten. In 18 katholischen Büchereien in den Landkreisen Emsland, Vechta und Cloppenburg kann man „E-Books“ im Internet ausleihen.


So funktioniert es: Thomas Oberholthaus, Leiter der Fachstelle für Katholische Öffentliche Büchereien im Bistum, und Tanja Schnetlage, Leiterin der Stadtbibliothek Meppen, zeigen die Online-Ausleihe am E-Book-Reader. Foto: Petra Diek-Münchow

„Sie möchten ein Buch von Charlotte Link auf Ihrem E-Book-Reader lesen? Kein Problem“, sagt Tanja Schnetlage zu der Dame, die in der Katholischen Öffentlichen Bücherei (KÖB) in Meppen vor ihr steht. Rasch erklärt die Leiterin, wie die Besucherin das passende Buch im Internet findet und dann mit ihrer Mitgliedsnummer ausleihen kann. Drei Wochen darf sie den Roman nun elektronisch lesen und muss dafür nichts extra zahlen.

Seit fünf Jahren schon können Mitglieder der Stadtbibliothek bestimmte Bücher, Zeitschriften und Hörbücher auch online ausleihen und dann auf speziellen Lesegeräten, am Handy oder am Computer nutzen. Die Meppener KÖB gehört mit 17 weiteren katholischen Büchereien zu dem Ausleiheverbund „Lies-e“ (siehe auch „Zur Sache“). Dafür gibt es eine bistumsübergreifende Arbeitsgruppe unter Leitung von Thomas Oberholthaus (Bistum Osnabrück) und Arnold Kavelage (Offizialatsbezirk Oldenburg). Durch diese Kooperation können sich die Büchereien die Kosten zum Beispiel für Software, Lizenzen und Verwaltung teilen.

Thomas Oberholthaus bezeichnet die elektronische Ausleihe und die Zusammenarbeit über Bistumsgrenzen hinweg als „Erfolgsgeschichte“. Die Nachfrage wächst und damit auch das Angebot. 2018 stieg nach seinen Worten der digitale Medienbestand im Verbund von 8877 auf 9987 E-Books, Hörbücher und Zeitschriften. 61.307 Mal sind diese ausgeliehen worden, „damit können wir sehr zufrieden sei.“.

Flatrate-Lesen für acht Euro im Jahr

Schnetlage und Oberholthaus finden es wichtig, dass katholischen Büchereien die Nutzung digitaler Medien anbieten und ausbauen. Nicht nur um neue Zielgruppen und Mitglieder zu gewinnen, sondern auch um Bestandskunden ein zusätzliches Angebot zu machen. Die elektronische Ausleihe im Internet hat ihrer Ansicht nach echte Vorteile: „Berufstätige haben oft nicht die Zeit, immer dann zur Bücherei zu gehen, wenn sie offen ist. Unsere Online-Ausleihe hat aber 24 Stunden lang an jedem Tag der Woche geöffnet – egal, wo man gerade sitzt.“ Zudem verweisen beide darauf, dass die Nutzung der Bücherei viel günstiger ist, als jedes Buch gleich zu kaufen. „Bei uns kostet der Jahresbeitrag acht Euro und dafür kann man Flatrate-Lesen – egal, ob elektronisch oder auf Papier.“

Dass die E-Books das „echte Buch“ verdrängen könnten – davor haben sie keine Angst. „Jede neue Medienart weckt oft die Furcht, das ist das Ende des Buches, das ist es aber nicht“, bekräftigt Oberholthaus. Er nutzt unterwegs gern das elektronische Lesegerät, aber abends oder am Wochenende nimmt er lieber ein Papier-Buch in die Hand. Schnetlage sieht eher andere Probleme. „Den Leuten fehlt oft die Zeit zum Lesen. Alles muss heute schnell und sofort erledigt werden, aber die Tage sind nicht länger geworden.“ Sie beobachtet daher schon, dass die Ausleihen insgesamt eher zurückgehen – aber dafür kommen mehr Besucher. Um einen Kaffee zu trinken und die Zeitung zu lesen, um den Computer zu nutzen und ihre Bewerbung auszudrucken. „Die Büchereien haben heute eine hohe Aufenthaltsqualität.“

Petra Diek-Münchow


Online-Ausleihe am Lesegerät

18 Katholische Öffentliche Büchereien (KÖB) machen bei dem Ausleiheverbund „Lies-e“ (Kurzform für: Lies elektronisch) mit. Im Emsland sind dies Esterwegen, Dalum, Haren, Haselünne, Herzlake, Meppen, Papenburg und Twist-Bült. Um E-Books, Hörbücher oder digitale Zeitschriften auszuleihen, muss man Mitglied sein. Die einzelne Ausleihe kostet nichts, es wird aber der Jahresbeitrag von etwa acht Euro fällig. Wer ein E-Book ausleihen möchte, geht auf die Internetseite www.lies.de, wählt seine Bücherei aus und gibt Mitgliedsnummer sowie Passwort ein. Möglich ist die Online-Ausleihe an Laptops, Tablets, am Handy und vielen E-Book-Readern; der „Kindle“ ist nach Angaben des Verbundes allerdings nicht kompatibel.