25. Flugreise nach Lourdes startet

"Das muss man selbst erleben"

Image
Mehrere Menschen mit Kerzen und Bannern in Lourdes.
Nachweis

Foto: privat

Caption

Elisabeth und Albert Behnen (in den roten Jacken) begleiten schon seit Jahrzehnten Pilger und Pilgerinnen nach Lourdes. Foto: privat

Mit Lourdes verbinden Elisabeth und Albert Behnen aus Klein Berßen tiefe Glaubenserfahrungen. Schon lange begleiten die Ärztin und der Diakon die Wallfahrt. Jetzt startet die 25. Flugreise der Pilgergruppe Emsland/Ostfriesland.

Wenn Elisabeth und Albert Behnen an Lourdes denken, haben sie viele Bilder vor Augen. Das sind Tausende von Menschen, die an der Grotte von Massabielle Gottesdienst feiern und dabei das Vaterunser in vielen Sprachen sprechen. Oder die abendliche Lichterprozession auf der Esplanade, bei der zahlreiche Gläubige den Rosenkranz beten. 

Das ist aber auch das Bild des Jungen, den seine Mutter im Rollstuhl an die Quelle schiebt, von der sich beide Stärkung erhoffen. Oder die schwer krebskranke, junge Frau, die nach ihrem Besuch getröstet nach Hause fährt. „Gottes Gegenwart wird für mich in Lourdes ganz präsent“, sagt Elisabeth Behnen. Und wie ihr Ehemann behält sie solche anrührenden Momente lange im Herzen und im Gedächtnis – nimmt sie mit und zehrt davon.  

„Jeder hat seine Sorgen und Sehnsüchte dabei“

Jedes Jahr im Frühherbst begleiten beide die Wallfahrt der Lourdes-Pilgergruppe Emsland/ Ostfriesland nach Südwestfrankreich. Er als Vorsitzender des Vereins und Diakon, sie als Ärztin für die medizinische Versorgung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die meisten sind Erwachsene verschiedener Altersstufen, aber auch ganz junge Leute und Kinder gehören dazu. „Viele von ihnen tragen ein persönliches Paket auf ihren Schultern“, sagt Elisabeth Behnen und meint damit schwere Krankheiten, Beeinträchtigungen oder familiäre Schicksalsschläge. „Jeder hat seine ganz persönlichen Sorgen, Sehnsüchte und Anliegen dabei.“

In diesen Tagen startet die 25. Flugreise der Pilgergruppe, am 25. September reisen gut 130 Personen nach Lourdes. Ihnen zur Seite stehen neben dem Ehepaar aus Klein Berßen auch Diakon Hans Plank aus Meppen-Bokeloh, Kapuzinerpater Edmund Kesenheimer aus Sögel sowie weitere Helferinnen und Helfer. Gemeinsam mit den Pilgerinnen und Pilgern werden sie an fünf Tagen unter anderem Eucharistie in der Kirche St. Bernadette und in der unterirdischen Basilika St. Pius X. feiern, bei den Sakramentsprozessionen und dem Kreuzweg mitgehen, die Krankensalbungen erleben. 

„Natürlich schauen wir uns auch Lourdes und die Stätten an, an denen Bernadette mit ihrer Familie gelebt hat“, erklärt Albert Behnen (siehe auch „Stichwort“). Akribisch hat er mit dem gesamten ehrenamtlichen Vorstand des Pilgervereins Emsland/Ostfriesland die Reise samt Programm vorbereitet.

Zum ersten Mal mit der Mutter in Lourdes

Die Behnens kennen die Stadt und den Heiligen Bezirk bereits seit Jahrzehnten. Elisabeth Behnen hat ihre Mutter Anfang der achtziger Jahre damals noch als Medizinstudentin nach Lourdes begleitet und ist danach zuerst als pflegende Helferin dabei geblieben. Seit 1988 fährt sie als Ärztin mit, fast ununterbrochen jedes Jahr. Ihr Mann Albert hat Lourdes in dieser Zeit mit ihr gemeinsam zum ersten Mal erlebt. Gestartet ist er damals mit Fragezeichen und etwas Skepsis, wie er einräumt. „Aber dann hat es mich gepackt und ich war nicht mehr zu halten“, sagt er mit einem Schmunzeln. Und erinnert sich noch gut an die früheren Jahre, als die seinerzeit von Pater Josef Danne und Pfarrer Heiner Mühlhäuser begleitete Wallfahrt mit vielen Zugwaggons samt einem Lazarettwagen gen Lourdes fuhr. Deutlich mehr Pilgerinnen und Pilger aus dem Emsland, Ostfriesland, dem Raum Osnabrück und dem angrenzenden Vechta als heute waren damals dabei. Aber nach wie vor versuchen viele Menschen, jeden Herbst wieder mitzufahren.

Was genau fasziniert sie an Lourdes, was macht Lourdes aus? Die Behnens schauen sich an und sprechen nicht zuerst von den Marienerscheinungen, bei denen nach ihren Worten jede und jeder selbst für sich entscheiden muss, ob sie oder er daran glaubt oder nicht. „Was in Lourdes passiert, ist schwer zu beschreiben, das muss man eigentlich selbst erleben“, sagt Elisabeth Behnen – und versucht es dann doch. 

Sie erlebt Lourdes als eine Stätte des Trostes und der Heilung der Herzen, der tiefen Glaubenserfahrung, der Begegnung mit Gott und anderen Menschen. „Ich fahre jedes Mal gestärkt wieder nach Hause. Das gehört wie mein Glauben einfach zu meinem Leben dazu“, sagt die Medizinerin: wie ein Fundament, auf das sie ihre Familie, ihren Alltag und ihre Arbeit in der Praxis gründen kann. Albert Behnen nimmt Lourdes vor allem als einen Ort wahr, an dem er Kraft schöpfen kann und Orientierung findet. „Die Entscheidung, mich zum Diakon weihen zu lassen – die habe ich dort getroffen.“

Das stille Engagement der vielen Helfer

Neben diesen ganz persönlichen Erfahrungen beeindrucken noch andere Bilder das Ehepaar. Das stille Engagement der vielen Helferinnen und Helfer, die dafür sorgen, dass jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer an die Gottesdienstorte kommt. Oder auch die Rücksichtnahme auf die Kranken und die Menschen mit Beeinträchtigungen. „Die haben einfach Vorfahrt in Lourdes, da wird immer Platz für sie gemacht“, sagt Elisabeth Behnen. „Jeder wird mit seinem Anliegen ernst und angenommen“, ergänzt ihr Mann.

Und sie erleben auch, wie verändert viele Pilger zurückkehren. In langen Gesprächen am Krankenbett oder in der Kleingruppe unterwegs „lösen sich Knoten und der Blick wird klarer“, berichtet Elisabeth Behnen. Manche können endlich loslassen, können ihr Schicksal, die Krankheit, das Handicap, ihre Situation im Vertrauen auf Gott annehmen. „Und dann wird das Päckchen, das sie tragen, vielleicht ein kleines bisschen leichter.“ 

Petra Diek-Münchow