Hilfswerke in der Ukraine
Die Hoffnung soll leben
Foto: imago/Ukrinform
Mitten im russischen Angriffskrieg versuchen Renovabis und Caritas International, den Menschen in der Ukraine Perspektiven zu schenken. Sie versorgen die Kranken, helfen den Traumatisierten und bauen zerstörte Häuser wieder auf.
Wenn Gernot Krauß an das Leid der Menschen in der Ukraine denkt, dann denkt er an die ältere Frau, die er im Osten des Landes getroffen hat. „Sie lebte allein in einem kleinen Haus. Das Dorf wurde von drei Seiten beschossen. Es war extrem gefährlich dort“, sagt Krauß, Teamleiter Ukraine beim Hilfswerk Caritas International. Die Frau war nach einem Schlaganfall halbseitig gelähmt. Sie konnte weder fliehen noch sich mit Lebensmitteln und Medikamenten versorgen. Zweimal pro Woche kamen Mitarbeitende der Caritas, um ihr das Nötigste zu bringen.
Auch Theresa Grabinger, Referentin beim Osteuropa-Hilfswerk Renovabis, kennt solche Schicksale. Geflüchtete, Helfer, Priester und Bischöfe berichten ihr von Angst und Verzweiflung. Die Menschen sind aus ihrer Heimat vertrieben worden, haben Angriffe und Explosionen erlebt, mussten Angehörige zurücklassen. „Viele unserer Partner machen sich Gedanken, wie sie den Menschen helfen können, damit umzugehen“, sagt Grabinger. „Die Frage ist: Wie heilen wir die Wunden des Krieges, während der Krieg noch weitergeht?“
Caritas International und Renovabis wollen mit ihrer Arbeit die Hoffnung der Menschen auf eine Zukunft in der Ukraine stärken, trotz der brutalen russischen Angriffe. Renovabis setzt dabei vor allem auf Projekte zur psycho-
sozialen Unterstützung, etwa Beratungsstellen in Pfarreien oder Schulungen für Lehrkräfte für den Umgang mit traumatisierten Kindern. Und es gibt verstärkt Angebote für Kinder und Jugendliche. „Ein zweiwöchiges Sommercamp der Caritas kann schon viel helfen“, sagt Grabinger. Dort lernen die Kinder, ihre Gefühle auszudrücken. Und die Eltern lernen, mit ihren Kindern über den Krieg zu sprechen.
Sie dichten Dächer ab oder tauschen Fenster aus
Caritas International will in den nächsten Monaten verstärkt in den Wiederaufbau von Einfamilienhäusern investieren. „Jetzt ist die Zeit zu starten, damit die Menschen im Herbst und Winter ein Dach über dem Kopf haben“, sagt Krauß. Gemeinsam mit der Caritas Ukraine reparieren sie schon jetzt Häuser, die leicht beschädigt sind: Sie dichten Dächer ab oder tauschen Fenster aus.
Das sei auch ein wichtiges Zeichen, sagt Krauß: „Dass wir den Aufbau noch in Kriegszeiten starten, gibt den Menschen neue Hoffnung, dass sie ihre Heimat nicht verlassen müssen.“ Caritas International kann dabei auf Erfahrungen aus dem Balkankrieg in den 90er Jahren zurückgreifen. Krauß sagt, die Situation sei damals vergleichbar gewesen: Viele Häuser auf dem Land seien zerstört gewesen. Weil Geld und Material fehlten, konnten die Menschen ihre Wohnungen nicht allein wieder aufbauen. „Als wir damals die ersten Häuser reparierten, kamen auch Menschen, die geflohen waren, zurück.“ So ein Hoffnungszeichen wünscht er sich auch für die Ukraine.