Kirchenmusik im Bistum Osnabrück
Digitaler und weniger zeitintensiv
Die kirchenmusikalische Ausbildung im Bistum Osnabrück soll umstrukturiert werden. Kirchenmusikerinnen und -musiker arbeiten daran und wollen ihre Pläne an einem Intensivwochenende Anfang März umsetzen.
Die klassische kirchenmusikalische Ausbildung, die C-Prüfung, ermöglicht Menschen mit Vorkenntnissen an der Orgel, dem Klavier und im Gesang den Einstieg in den nebenberuflichen Kirchendienst. In einer meist zweijährigen Ausbildung erlernen die Musiker in ihrer Freizeit Inhalte wie Orgelspiel, Chorleitung oder die musikalische Gestaltung von Gottesdiensten. Seit Jahren gibt es im Bistum Osnabrück wie auch in anderen Bistümern ein Nachwuchsproblem in der Kirchenmusik.
Martin Tigges, Kirchenmusikdirektor, beschreibt die Ausbildung, die mit langen Anfahrten zum Unterricht und zeitintensivem Lernen verbunden ist, als „ziemliche Anforderung“. Es sei schwierig, unter der geringen Zahl junger Gottesdienstbesucher diejenigen zu finden, die „musikalisch affin sind und sich für Kirchenmusik interessieren“. Die Probleme sind schon länger bekannt.
Als im Sommer 2020 dann die Corona-Pandemie den laufenden Unterricht ins Stoppen brachte, ist laut Tigges „so etwas wie ein Vakuum“ entstanden. In diesem Moment schloss sich eine Gruppe Kirchenmusiker zusammen, um einen neuen Ausbildungsplan zu erarbeiten. Erste Ergebnisse werden jetzt umgesetzt.
Statt einer umfassenden C-Prüfung, in der hauptsächlich Orgelspiel und Chorleitung getestet werden, gibt es nun verschiedene Fachrichtungen, in denen Prüfungen auf C-Niveau abgelegt werden. Allen liegt eine gemeinsame Basisausbildung zugrunde, die durch ein „Fünf-Säulenprogramm“, so Tigges, ergänzt wird. Mit einem Fokus auf Orgelspiel, Chorleitung, Kinderchorleitung, Popularmusik oder Liturgischem Singen bekommen die Musiker eine Ausbildung, die weniger zeitintensiv ist als die klassische C-Prüfung. Tigges sieht darin verschiedene Vorteile. Die Musiker könnten so nach und nach ihre Kompetenzen erweitern und die Ausbildung an ihre eigenen Interessen und „individuelle Lernbiografien“ anpassen, wie es Tigges ausdrückt.
Im Studium ein guter Nebenverdienst
Auch Kirchenmusiker, die bereits eine C-Prüfung abgelegt haben, könnten sich in den neuen Modulen Kinderchorleitung, Popularmusik und Liturgisches Singen fortbilden. Das Modul Popularmusik umfasst beispielsweise weitere Musikinstrumente wie die Gitarre oder auch Tontechnik. Im Bereich Liturgischer Gesang können Solokünstler und -künstlerinnen sich in verschiedenen Genres fortbilden.
Besonders begeistert erzählt Tigges über die „Kombination von präsenter und digitaler Lehre“. Für einige Module der Ausbildung würden Videos erstellt, die die Unterrichtsinhalte vermitteln. Die Produktion dieser Lernvideos sei zwar ziemlich aufwendig, bringe den Musikern aber einige Vorteile. Anstatt lange zum Unterricht zu fahren, könnten sie sich dann selbstständig von zu Hause aus Inhalte aneignen, wie Tigges erklärt.
Das Ziel des Teams um Tigges ist klar: mehr Menschen von einer kirchenmusikalischen Ausbildung begeistern. Mit der abgeschlossenen C-Prüfung können die Musiker dann in verschiedenen Bereichen tätig werden. Besonders für junge Organisten oder Chorleiter kann dies beispielsweise während des Studiums ein guter Nebenverdienst sein, erzählt Tigges.
Im Herbst sollen dann die ersten Kurse des neuen Ausbildungsformats an den Start gehen. Bis dahin müssen aber noch einige Fragen beantwortet werden. Es fehlen noch genaue Unterrichtsinhalte, Lehrmethoden und digitale Formate für die einzelnen Module. Insbesondere für die neu angebotenen Fachrichtungen gibt es noch kein Lehrpersonal.
Um in der Planung nun schneller voranzukommen, findet vom 7. bis 11. März ein Intensivwochenende im Ludwig-Windthorst-Haus in Lingen statt. Das Team, das sich seit Sommer 2020 mit der Neugestaltung der Ausbildung beschäftigt, hat sich dafür auf acht Personen verkleinert, um „schneller agieren zu können“, erklärt Tigges. Jetzt soll zu jedem Fach ausformuliert werden, welch Inhalte wie vermittelt werden müssen. Tigges ist optimistisch, dass das Wochenende weitere Ergebnisse liefern wird. So soll dann zeitnah eine „zukunftsgerichtete Ausbildung“ angeboten werden.
Beate Kampen