Spaziergänge für Alleinstehende
Gemeinsam wird der Weg leichter
„Spaziergänge für Alleinstehende“ – diese Idee, entstanden im Trauercafé der Hospizgruppe Spelle, hat sich zu einem beliebten Angebot entwickelt. Das Laufen tut gut, und Trauernde erfahren Trost in der Gruppe.
Die Kirche St. Johannes in Spelle ist ihr Treffpunkt. Knapp zehn Frauen fahren von dort zur evangelisch-reformierten Kirche nach Lünne. Margret Giesken und Martha Löcken haben in Lünne einen etwa fünf Kilometer langen „Spaziergang für Alleinstehende“ ausgearbeitet, der die Teilnehmerinnen unterwegs sehr beeindrucken wird.
Zur Vorgeschichte: Im Organisationsteam des Trauercafés der Hospizgruppe Spelle, die von Margret Giesken und Mechthild Nöthen geleitet wird, ist die Idee zu solchen Spaziergängen entstanden. Einer dieser Spaziergänge, die sich in erster Linie an alleinstehende Menschen richtet, fand bereits im Herbst statt. Die, die damals mit dabei waren, als es zur Milchbar nahe des Venhauser Hafens ging, schwärmen noch heute von dieser ersten Wanderung.
Aufgrund der Witterungsverhältnisse konnte der zweite Spaziergang, der die Teilnehmerinnen westlich der Bundesstraße 70 in bislang unbekannte Gefilde führte, erst jetzt stattfinden. „Wir hatten eigentlich mehr Anmeldungen, aber im Moment sind viele krank, auch aus unserem fünfköpfigen Orgateam“, erklärt Margret Giesken.
Die, die mitgehen, sind umso motivierter und vor allem beeindruckt von dem, was sie auf dem Weg entdecken. Zu verdanken haben sie viele der Eindrücke dem Mann von Margret Giesken. „Er kennt sich sehr gut aus und hat Martha und mich hier herumgeführt. Danach sind wir zu zweit den Weg mehrfach abgelaufen und haben immer wieder Kleinigkeiten geändert“, berichtet Giesken. Schließlich müsse so ein Weg für alle passend sein. Aber die Frauen gehen nicht etwa nur auf geteerten oder gepflasterten Strecken. Oft sind Sätze zu hören wie: „Mit dem Fahrrad wäre man hier gar nicht langgekommen, und dann hätte man das hier gar nicht entdeckt.“ So zeigt sich die Gruppe überrascht, einen Wildbach mit Stromschnellen zu sehen – für die emsländische flache Landschaft eher untypisch.
Wer nicht allein bleiben will, muss es auch nicht
Dort macht die Gruppe auch kurz Rast. Margret Giesken trägt eine Meditation zu fließendem Wasser als Sinnbild des Lebens vor – den rauschenden Bach als Hintergrundgeräusch. „Den Segen spüren, der über allem liegt“, heißt es da. Nach der geistlichen Stärkung verteilt Maria Uphaus ihre selbst gebackenen Nussecken, die großen Anklang finden.
Was ist der Grund, mitzumachen – die Wanderung oder die Gesellschaft? Diese Frage entlockt den Frauen ein Schmunzeln. Beides natürlich, sagen sie. Einige kennen sich bereits gut, andere lernen sich gerade (besser) kennen. Die Teilnehmerinnen sind unterschiedlichen Alters und bringen unterschiedliche Lebensgeschichten mit. Neben gerade erst verwitweten Frauen sind auch einige dabei, die bereits sehr lange allein leben. „Mein Mann ist vor 23 Jahren gestorben, er hatte einen Unfall. Wenn man nicht vereinsamen möchte, muss man aktiv werden“, bekennt eine Teilnehmerin.
Dafür gebe es in Spelle reichlich Angebote, schwärmt sie. Ihr Terminkalender sei voll. Nicht nur aus der kirchlichen Gemeinde heraus, auch die politische Gemeinde biete allerlei an. Wer nicht allein bleiben möchte, müsse es auch nicht. Darin sind sich die Spaziergängerinnen einig, die sich gegenseitig von Ausflügen und Gruppen erzählen, die nicht nur in Spelle, sondern auch im benachbarten Rheine einiges im Programm hätten. Immer wieder kommen aber auch Zwiegespräche zustande. „Ich finde es schön, wenn Frauen, die erst vor kurzem einen Verlust erlitten haben, mit anderen ins Gespräch kommen, die schon lange einen Umgang damit gefunden haben“, meint Martha Löcken. Sie könnten sich gegenseitig trösten. Auch beim Tempo der Wanderung passt man sich einander an: Immer wieder ermahnen sich die Frauen gegenseitig, langsamer zu gehen, denn nicht jede ist gut zu Fuß, und schließlich wollen alle wieder gemeinsam ankommen.
An der evangelisch-reformierten Kirche in Lünne erwartet der Mann von Margret Giesken die Gruppe mit einer kleinen Stärkung. Nicht nur über ihn ist das Orgateam voll des Lobes, sondern auch über den evangelischen Pastor Joachim Korporal, der die Gruppe während der Vorbereitung willkommen geheißen hatte.
Christiane Adam
Der nächste Spaziergang ist bereits in Planung. Mehr Informationen gibt es in Kürze.