Bibelstellen in Formen und Farben
Gott leuchtet weiß
Cornelia Steinfeld hat ein Buch gestaltet, das Bibelstellen in Formen und Farben zeigt. Gott, Jesus und das Gute werden als weiße Kreise dargestellt. Wer die Geschichten kennt, hat viel Spaß beim Raten.
Ah, das ist leicht: Sterndeuter aus dem Morgenland. Und das: Jona und der Wal. Und das: die Arche Noah inmitten der Sintflut. Wer das Buch „Die Bibel in Formen und Farben“ in die Hand bekommt, fängt an zu blättern und zu raten, schaut sich die farbenfrohen Bilder mit den klaren grafischen Elementen an und erkennt oft sofort, um welche Bibelstelle es geht. Manchmal ist es aber nicht so einfach, dann schaut man auf der danebenliegenden Seite nach, wo der Bibeltext abgedruckt ist, ergänzt durch einen Impulstext, der die Stelle deutet oder zum Anlass für weitergehende Ausführungen nimmt.
Der Bildband wurde von der Grafikdesignerin Cornelia Steinfeld gestaltet. Seit zehn Jahren ist sie freiberuflich tätig und lebt in Mülheim, zuvor war sie vier Jahre lang als Grafikerin beim Bistum Limburg angestellt. Nach wie vor gehört die 41-Jährige dem Redaktionsteam des Limburger Magazins „Eulenfisch“ an und hat viele Aufträge von kirchlichen Stellen.
Als eins ihrer Kinder für die Schule eine Darstellung zu einem Märchen brauchte und Steinfeld als Illustration zu Rapunzel ein Bild mit dem Turm im Mittelpunkt einfiel, stellte sie sich die Frage, ob so etwas wohl auch für Bibelstellen funktioniert: eine grafisch durchkomponierte Darstellung, die den Text auf den Punkt bringt. Cornelia Steinfeld setzte sich hin und fertigte die ersten Grafiken an, „zu den Geschichten, die man gut kennt“, und „ruckizucki“ habe sie mehrere Blätter fertig gehabt. Sie zeigte sie ihren Kollegen beim „Eulenfisch“ und so kam irgendwann die Idee auf, daraus einen Bildband zu machen und daneben Texte von Personen zu stellen, die die ganze Bandbreite des kirchlichen Lebens und Engagements abbilden.
„Ich wollte, dass alle zu Wort kommen“, erzählt Steinfeld. Sie sprach Männer und Frauen aus verschiedenen Bereichen an, aus der Erwachsenenbildung, aus Kindertagesstätten und Seelsorge, von Chören und Caritas, von Hochschulen und aus der Hospizarbeit. Die Personen wurden gefragt, zu welchem Bild sie etwas schreiben möchten. „Manche haben dann gesagt: ,Oh, meine Lieblingsbibelstelle ist gar nicht dabei!‘“ Also setzte sich Cornelia Steinfeld hin und fertigte weitere Grafiken an. Im Buch sind nun 44 Bilder versammelt.
Inspiration durch „Lieblingsstellen“
In der Einleitung erklärt die Grafikerin, wie sich ihr Kosmos aus Farben und Formen zusammensetzt: „Bei den Darstellungen werden sieben Farben – teils in Abstufungen – verwendet. Die Farbe Rot beispielsweise steht für große Emotionen, die Farbe Blau wird bei Himmels- oder Wasserdarstellungen genutzt.“ Und: Der weiße Kreis symbolisiert Gott, Jesus und das Gute, entsprechend steht der schwarze Kreis für das Böse. Beim Bild zum Gleichnis vom barmherzigen Samariter ist das gut zu sehen: diejenigen, die den Verletzten liegen ließen, werden durch einen schwarzen Kreis symbolisiert. Im Mann aus Samarien wirkt das Gute, sein Kreis ist weiß.
Dass die Bilder viele Menschen ansprechen, hat Cornelia Steinfeld erlebt, als ihre Grafiken in einer Ausstellung zu sehen waren. Die Leute kamen herein und fingen direkt an zu raten. Die Schau ist als Wanderausstellung konzipiert und präsentiert 30 großformatige Grafiken, 15 zum Neuen Testament und 15 zum Alten. Ergänzt wird sie von 16 Texten, die man sich als Audiodatei aufs Smartphone ziehen kann. Im Frühling 2023 wird Cornelia Steinfeld die Ausstellung im Deutschen Pilgerzentrum in Rom präsentieren, wo sie jetzt im Herbst dabei war, als das Bistum Limburg dort eine Schau zu Pater Richard Henkes zeigte. Steinfeld hat beim Aufbauen geholfen und Fotos gemacht.
Der Kirche ist sie seit jeher verbunden. Aufgewachsen in Osnabrück, sang sie schon als Kind im Domchor, später im Osnabrücker Jugendchor. Im Chor lernte sie auch ihren Mann kennen „und natürlich haben wir im Dom geheiratet“, erzählt sie. Mittlerweile haben sie zwei Kinder.
Nach dem Abitur war Cornelia Steinfeld zum Studium an der Hochschule für Gestaltung nach Offenbach gegangen. Für die Abschlussarbeiten wählte sie Themen, die ihren Kommilitonen fern lagen: Sie designte einen liturgischen Kalender und entwarf ein Rätselheft für Kinder zum katholischen Glauben.
Andrea Kolhoff
Cornelia Steinfeld: Die Bibel in Formen und Farben. Verlag Schnell & Steiner, 19,95 Euro