Caritas verleiht Sonnenscheinpreis an Ehrenamtliche
"Herz und Hand für ein friedliches Miteinander"
:Foto: Caritas / Imke Pieper
Mit dem Motto lag in diesem Jahr der Fokus darauf, wie Engagement aktiv Konflikte mindert. "Frieden fällt nicht vom Himmel. In einer Zeit zunehmender gesellschaftlicher Spaltungen und Konflikte sind wir mehr denn je auf Menschen angewiesen, die sich mit Herz und Hand für ein friedliches Miteinander einsetzen“, betonte Weihbischof Johannes Wübbe bei der Preisverleihung. Die Preisträger stehen mit ihrem Engagement in direktem Bezug zur Caritas-Jahreskampagne „#Friedenbeginntbeimir“, die auf die Notwendigkeit eines aktiven Beitrags zum Frieden in der Gesellschaft hinweist.
In diesem Jahr wurden sieben Preisträger ausgezeichnet, deren Engagement auf ganz unterschiedliche Weise den Frieden in ihrem Umfeld fördert:
Asylkreis Krummhörn
Seit mittlerweile 45 Jahren richtet sich das Augenmerk der Ehrenamtlichen im „Asylkreis Krummhörn“ auf Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund. Derzeit besteht der Asylkreis aus 15 ehrenamtlichen Personen. Sie kümmern sich aktuell um rund 150 Geflüchtete in der Krummhörn, einem Landstrich an der ostfriesischen Küste nördlich von Emden. „Niemand soll sich bei seiner Ankunft in Deutschland alleingelassen fühlen!“, ist ein Motto der Ehrenamtlichen. Sie begleiten die ankommenden Geflüchteten von Beginn an. Die Einrichtung der neuen Bleibe, Begleitung bei Behördengängen, Reparaturarbeiten, Sicherung der ärztlichen Versorgung und vieles mehr gehören zu den Aufgaben, die sich der Asylkreis Krummhörn auf die Fahnen geschrieben hat. Zudem organisieren sie Dolmetschende, kümmern sich um Sprachkurse, ermöglichen den Zugang zu Kindergarten- und Schulplätzen. Der Asylkreis ist gut vernetzt, hält den Kontakt zu den zuständigen Gemeinden sowie insbesondere zu den Kirchengemeinden. Dabei arbeitet der Asylkreis ökumenisch. Durch Pressemitteilungen macht der Asylkreis auf die Schicksale der Geflüchteten aufmerksam. Elisabeth Dissinger nahm den Sonnenscheinpreis entgegen. Sie engagiert sich seit 40 Jahren in dem Asylkreis.
"Ein neuer Tag beginnt" in Nordhorn
Das Projekt „Ein neuer Tag beginnt“ existiert seit etwa fünf Jahren in Nordhorn. Es richtet sich an schwer erkrankte Jugendliche und junge Erwachsene, an deren Geschwister und Freunde. Die körperlich eingeschränkten Jugendlichen erfahren durch den Einsatz von vor allem gleichaltrigen Ehrenamtlichen Unterstützung, Anerkennung und Wertschätzung. Die Teilnehmenden treffen sich teils mehrmals pro Woche, um gemeinsam Musik zu machen. Dabei erleben alle ein Gemeinschaftsgefühl und gegenseitige Unterstützung. Damit fördern die ehrenamtlichen Jugendlichen den Frieden zwischen unterschiedlichsten Menschen. Auch die gemeinsamen Konzerte stärken die Gemeinschaft und machen auf die Arbeit und die besondere Form der Unterstützung aufmerksam. „Ein neuer Tag beginnt“ ist damit ein bemerkenswertes, inklusives Projekt mit Strahlkraft. David Gottschalk nahm den Sonnenscheinpreis entgegen.
Babyklappe „Projekt Moses“ in Nordhorn
Jährlich werden in Deutschland mehr als 40 Babys ausgesetzt, weil deren Mütter keinen anderen Ausweg sehen. Etwa die Hälfte der Neugeborenen sterben dabei. Der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Nordhorn hat für diese Mütter in Not eine Babyklappe eingerichtet. Hier können verzweifelte Frauen ihre Kinder abgeben. In der Bentheimer Straße 33 in Nordhorn hat der SKF eine solche Klappe installiert. Seit 2001 existiert die Babyklappe. Ein Team aus rund 50 Ehrenamtlichen sorgt über einen Rufdienst dafür, dass sie zuverlässig funktioniert. Hinter der Klappe befindet sich ein beheiztes Bettchen. Außerdem können die Mütter dort einen Brief entnehmen, indem ihnen erklärt wird, wo sie sich melden können, sollten sie ihre Meinung ändern. Die Klappe kann nicht mehr geöffnet werden, wenn das Kind dort abgegeben wurde. Über einen Alarm erfährt die Rettungsleitstelle der Grafschaft Bentheim sowie die Ehrenamtlichen, dass dort ein Baby abgegeben wurden. In diesem Zeitraum wurden 12 Kinder dort von den Ehrenamtlichen der SKF, die 24/7 im Bereitschaftsdienst sind, entgegengenommen. Bei der Übergabe des Sonnenscheinpreises erzählte Agens Deitermann von dem bewegenden Ereignis, als sie einmal ein abgegebenes Baby in der Klappe gefunden hat. „Es war Gänsehaut pur, dieses kleine Wesen zu sehen, dem man einen ganz anderen Start ins Leben gewünscht hätte.“
Kinderkleiderei im Schnoor in Bremen
In der Kinderkleiderei des Caritasverbandes Bremen erhalten Eltern und Alleinerziehende mit geringem Einkommen gute, gebrauchte Kinderbekleidung zu sehr günstigen Preisen. Die Kundschaft der Kinderkleiderei ist sehr gemischt: Menschen aus unterschiedlichsten Herkunftsländern, Deutsche, Familien mit niedrigem Einkommen, Menschen, die aus Gründen der Nachhaltigkeit einkaufen. Die Kinderkleiderei ist auch eine Begegnungsstätte. Es werden Kontakte geknüpft, über Elternbelange oder Kindererziehung gesprochen, jeder wird willkommen geheißen. Dort findet in kleinem Rahmen sozialer Frieden statt. Die unmittelbare Nähe zum Beratungszentrum im Schnoor ermöglicht es Kundinnen und Kunden, sich über die Angebote der Caritas zu informieren, Hemmschwellen werden abgebaut. Themen wie Elterngeld, Elternzuschlag oder die Beratung bei Bürgergeldfragen werden regelmäßig angesprochen. Die Kinderkleiderei besteht seit mehr als 25 Jahren, wird derzeit von 15 Ehrenamtlichen betrieben. Die Einnahmen dienen ausschließlich caritativen Zwecken des Verbandes. Damit können unter anderem Miet- und Energiekosten getragen werden. Christa Kaber nahm den Sonnenscheinpreis entgegen. Sie engagiert sich seit etwa 13 Jahren in der Kinderkleiderei.
Bärbel Fischer in Börger
Bärbel Fischer arbeitet ehrenamtlich in den Werkstätten für Menschen mit Behinderung der St. Lukas Qualifizierung und Arbeit Caritas GmbH in Börger. Sie trifft sich seit ihrem Eintritt ins Rentenalter mit Beschäftigtengruppen der Werkstätten. Dabei handelt es sich um ein offenes Gesprächsangebot, bei dem sie über Gott und die Welt mit den Menschen redet. Im Vordergrund stehen der Glaube an Gott, die Welt in der wir leben, und wie Gott in bestimmten Situationen gehandelt haben könnte. Aber auch tagesaktuelle Ereignisse werden besprochen. Themen, die Bärbel Fischer konkret anspricht, sind Ängste der Beschäftigten, Konflikte innerhalb der Teams oder unter den Menschen mit Behinderung. Sie engagiert sich gegen Ausgrenzung und Spaltung im Umfeld der Beschäftigten. Den Sonnenscheinpreis widmete Bärbel Fischer ihrem verstorbenen Ehemann: „Er hat mich zu Lebzeiten immer unterstützt und mir sogar noch den Rücken freigehalten, als er bereits schwer krank war.“
Christa Ruhoff in Papenburg
Christa Ruhoff ist seit vielen Jahren ehrenamtlich in der Beratungsstelle des Caritasverbandes Emsland in Papenburg tätig. Dabei hat sie zahlreichen Besuchern in sehr unterschiedlichen Situationen Hoffnung und Zuversicht gegeben. Unter anderem hat sie Fahrdienste übernommen, überforderten Menschen bei der Sortierung wichtiger Dokumente und persönlicher Papiere geholfen oder sie bei Behördengängen begleitet. Besonderes unterstützt sie bei der Suche nach Wohnungen und Unterkünften für Wohnungslose oder Alleinerziehende, die oftmals mit den Anforderungen des Wohnungsmarktes überfordert sind. Sie war bereits in Bereichen tätig, die heute unter anderem von den Projekten „DeLüttje“ oder „Vier Wände für Frauen“ betreut werden. Dabei kann sie sich, trotz aller mentalen Anforderungen, gut von ihrer Arbeit für andere Menschen abgrenzen und so seit vielen Jahren aktiv ihr Ehrenamt mit Leben füllen.
Ina Wysotzki in Meppen
Ina Wysotzki weist in ihrem Ehrenamt auf die Hindernisse bei der Inklusion hin. Sie setzt sich dafür ein, dass Inklusion aktiv gestaltet wird, denn inklusives Engagement findet allzu oft im Verborgenen statt. Wysotzky engagiert sich damit auf verschiedenen Ebenen für ein friedliches Miteinander in der Gesellschaft. Das Projekt „Gemeindenähe“ des Vitus-Werkes ermöglicht Menschen mit Behinderung in Zusammenarbeit mit den örtlichen Kirchengemeinden Begegnung und Teilhabe. Aus diesem Projekt sind verschiedene Maßnahmen entstanden. Eine davon ist der „Gesprächskreis Inklusion“. Wysotzki verfolgt mit ihrem ehrenamtlichen Engagement innerhalb dieses Projekts die christlichen Werte der Nächstenliebe und der Gerechtigkeit. Sechs Jahre vertrat sie als Frau mit einer Beeinträchtigung die Interessen der Beschäftigten im Werkstattrat am Vitus Standort Nödike. Sie engagiert sich seit 2012 im Behindertenbeirat des LK Emsland, arbeitete mit am Stadtführer „Barrierefrei durch Meppen“ und stellt bei verschiedensten Veranstaltungen rund um die Themen Behinderung und Inklusion die Sichtweise von beeinträchtigen Menschen dar. Seit 2018 arbeitet sie ehrenamtlich in der EUTB (Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung). Bei der Preisübergabe sagte Ina Wysotzki über den Grund für ihr Engagement: „Ich möchte, dass nicht ÜBER uns gesprochen wird, sondern MIT uns.“
Der Sonnenschein-Preis wurde im Jahr 2007 ins Leben gerufen und ist nach dem katholischen Priester Carl Sonnenschein benannt, der sich als Sozialreformer besonders für das soziale Engagement einsetzte. Jährlich wird der Preis an Gruppen und auch Einzelpersonen verliehen, die mit ihrem ehrenamtlichen Einsatz einen besonderen Beitrag zur Friedensförderung und zur Überwindung gesellschaftlicher Barrieren leisten. Die Auszeichnung ist Teil des Engagements der Caritas-Gemeinschaftsstiftung, die seit ihrer Gründung 2005 mehr als 2,3 Millionen Euro für soziale Projekte ausgeschüttet hat.