Berufstätige Rentner

Mit 65 zu alt zum Arbeiten?

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Etwa 1,4 Millionen Rentner sind in Deutschland weiterhin berufstätig. Und die Zahl steigt jährlich. Oft wird dafür die Altersarmut verantwortlich gemacht. Doch der weitaus größere Teil der Senioren arbeitet freiwillig – weil es ihnen Spaß macht und sie Herausforderungen suchen.


Immer mehr Rentner blicken voller Tatendrang in die Zukunft und wollen gerne weiter aktiv sein. Foto: imago

In Deutschland gibt es immer mehr Menschen, die im Ruhestand arbeiten. Laut Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung gingen im Jahr 2002 noch 4,2 Prozent der Menschen im Alter zwischen 65 und 74 Jahren einer bezahlten Tätigkeit nach. Seitdem steigt ihr Anteil stetig an. Zu dieser Entwicklung hätten die Rentenreformen der Vergangenheit wesentlich beigetragen, heißt es im Institut. „Maßnahmen wie die ,Rente mit 67‘ beabsichtigen, den Ruhestand nach hinten zu verschieben und die Erwerbsdauer der steigenden Lebenserwartung anzupassen“, erklärt Wirtschaftswissenschaftler Frank Micheel vom  Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung.


Warum Rentner arbeiten gehen
Zum einen führen finanzielle Gründe  dazu, dass Menschen im Ruhestand weiterhin einer erwerblichen Tätigkeit nachgehen. Ihre Rente ist zu gering, um die steigenden Lebenshaltungskosten bestreiten zu können. Oft genügt ein Minijob, um das Defizit ausgleichen oder sich darüber hinaus Urlaube oder andere Annehmlichkeiten leisten zu können.

Aber auch die Pflege sozialer Kontakte führt dazu, dass immer mehr Personen im Ruhestandsalter arbeiten. Sie machen sogar den größeren Teil dieser Gruppe aus. Oft sind es gut ausgebildete Menschen mit hohem Einkommen, die noch rüstig sind, Herausforderungen suchen und als Senioren aktiver Teil der Gesellschaft sein möchten. Diese Rentner arbeiten oft in ihrem bisherigen Beruf weiter, wobei sie etwas kürzertreten.


Wie sind die gesetzlichen Regelungen?
Wer über das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus arbeiten will, darf das tun. Rechtlich steht dem nichts im Wege, erklärt die Deutsche Anwaltsauskunft. Viele Arbeits- und Tarifverträge regeln zwar, dass das Arbeitsverhältnis mit dem Rentenbeginn endet. Ist dies nicht der Fall, kann der Arbeitnehmer bei Erreichen des Rentenalters kündigen. Macht er dies nicht, steigt der Rentenanspruch um 0,5 Prozent für jeden Monat, den der später in Rente geht.

Wer im Ruhestand weiter arbeiten will, kann mit seinem Arbeitgeber einen neuen Arbeitsvertrag schließen. Allerdings haben Beschäftigte keinen gesetzlichen Anspruch darauf, dass der Chef sie nach dem Rentenbeginn weiterbeschäftigt. Arbeitsrechtlich gibt es für die Senioren Anspruch auf Urlaub oder Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall und es gilt der betriebliche Kündigungsschutz. Allerdings müssen sie nicht mehr in die Renten- und Arbeitslosenversicherung einzahlen.


Wie viel dürfen Rentner dazuverdienen?
Wer das gesetzliche Rentenalter erreicht hat, darf so viel Geld hinzuverdienen, wie er möchte. Das verdiente Geld wird nicht auf die Rente angerechnet. Unter Umständen sind aber Steuern und Sozialabgaben fällig. Diesen Vorteil haben aber nur Rentner, die jenseits ihres 65. Lebensjahres in den Ruhestand gegangen sind. Wer eine Frührente bezieht oder aus gesundheitlichen Gründen mit einer Erwerbsminderungsrente in den vorzeitigen Ruhestand gegangen ist, muss unbedingt auf Grenzen beim Zuverdienst achten. Hier sollten Senioren sich ausreichend beraten lassen.  


Warum Senioren für Betriebe wichtig sind
Viele Unternehmen verhalten sich Senioren und Rentnern gegenüber ein wenig ambivalent: Einerseits werden ältere Mitarbeiter viel zu oft gegen jüngere eingetauscht. Andererseits sind ehemalige Mitarbeiter und Rentner als erfahrene Kräfte und Berater in vielen Branchen gefragt und werden geschätzt. Sie gelten als seriös und professionell. Das Alter und die damit verbundene Reife sind bei Kunden oft ein großer Vorteil. Denn wer es mit erfahrenen Mitarbeitern zu tun hat, hat oft das Gefühl, in guten Händen zu sein. Für Rentner bieten sich daher oft gute Jobchancen, vor allem beim ehemaligen Arbeitgeber. Hier begleiten sie oft als „Minijobber“ Projekte oder wirken in der Ausbildung der nächsten Generation von Mitarbeitern oder Fachkräften mit. In seltenen Fällen machen sie sich im Alter sogar noch einmal selbstständig.


Kleinere Jobs für Senioren und Rentner
Mehr als 60 Prozent der Rentner können sich gut vorstellen, weiter beruflich oder ehrenamtlich tätig zu sein. Allerdings hat nicht jeder an einem Projekt in der alten Firma, einem Beratungssjob oder einer Unternehmensgründung Interesse. Nicht selten verspüren Senioren den Wunsch, sich für das Gemeinwohl zu engagieren oder Aufgaben zu übernehmen, die nichts mit ihrem ursprünglichen Job zu tun haben. Hier sollten sie sich von ihren Interessen und Fähigkeiten leiten lassen. Oft finden Rentner in der Pfarrgemeinde, bei der Caritas oder in Vereinen und Verbänden eine neue Herausforderung. Oder sie suchen sich einen Minijob in einem neuen Bereich. Dabei sollten sie aber immer auf passende Rahmenbedingungen achten. Neben regionalen Portalen gibt es auch spezielle Jobbörsen für Senioren im Internet, zum Beispiel das „Deutsche Seniorenportal“ oder das Portal „Rent-a-Rentner“.

Astrid Fleute