Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Dresden
„So herzlich wie selten“
Clemens Kannegießer überreicht DBK-Generalsekretärin Beate Gilles die Petition der Chemnitzer Dekanatsjugend, die bisher mehr als 1500 Menschen unterzeichnet haben. Links hinter ihm im Bild zu sehen ist Bischof Heinrich Timmerevers, der diese Übergabe ermöglicht hatte. Foto: Andreas Gäbler |
„Ich bin froh, dass Ostdeutschland in diesem Jahr wieder einmal Gastgeber der Bischofskonferenz sein darf, und ich hoffe, dass dadurch noch einmal stärker wahrgenommen wird, dass eine kleinere Kirche keine schlechtere Kirche sein muss“, hatte der Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers gesagt, bevor die deutschen Bischöfe vom 27. Februar bis 2. März im Zentrum Dresdens tagten.
In der Tat haben seine westdeutschen Kollegen am Rande der Konferenz immer wieder Bezug genommen auf Begegnungen mit ostdeutschen Katholiken. Die hätten bezeugt, wie sie auf unterschiedliche Weise in einer glaubensfernen Umgebung als Christen leben. „Es ist erstaunlich, welche Wirkung wenige, die in ihrem Glauben stark sind, ausstrahlen“, sagte etwa am Ende der Versammlung Georg Bätzing aus Limburg, der Vorsitzende der Bischofskonferenz. „Das ist etwas Wunderbares, das uns stärkt und das auch ich persönlich sehr gerne mit nach Hause nehme.“
„Wenn ich an die Zeugnisse von einigen Menschen dort denke, die ihren Glauben in schwierigsten Zeiten durchgehalten haben und von jungen Leuten, die ihn gerade erst für sich suchen und finden, dann ist das mindestens ein solcher Lichtblick wie das lichte Wetter in Dresden“, äußerte sein Osnabrücker Kollege Franz-Josef Bode gegenüber der Internetplattform katholisch.de.
Von den langen und schwierigen, hinter verschlossenen Türen geführten Debatten um Reformen in der Kirche haben die Katholiken des Bistums in den vier Konferenztagen nur wenig mitbekommen. Sie konnten die Bischöfe bei der großen Prozession zum Eröffnungsgottesdienst erleben und bei den Gottesdiensten, zu denen dort täglich morgens um 7.30 Uhr auch die Stadtgemeinden eingeladen waren. Mit dem einen oder anderen Bischof gab es Zufalls-Begegnungen, wenn er die Mittagspause zu einem kurzen Stadtspaziergang nutzte.
„Wir haben hier in Dresden eine gute Willkommenskultur gelebt und ein angenehmes Ambiente geschaffen“, findet der Dresdner Dompfarrer Norbert Büchner. Bischofs-Zeremoniar Samuel-Kim Schwope, Hausmeister Jens Ritschel und viele andere haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter der Dompfarrei und des Bistums hätten eine „organisatorische Meisterleistung“ geboten. Die feierliche Gestaltung aller Gottesdienste und die technisch herausfordernde Nutzung des Hauses der Kathedrale als Medienzentrale hätten nahezu reibungslos funktioniert.
Vorbei am berühmten Wandmosaik „Dresdner Fürstenzug“ bewegt sich der Zug der Minis- tranten und Bischöfe zum Eröffnungsgottesdienst. Foto: imago images |
Small Talk im mobilen Café Hoffnung der Katholischen Akademie
Die herausragende Gastfreundschaft sei auch von den Bischöfen mehrfach hervorgehoben worden. Das kann auch Thomas Arnold bestätigen, der als Direktor der Katholischen Akademie des Bistums schon mehrfach zu Gast bei Vollversammlungen der Bischofskonferenz war. „Ich habe von Bischöfen und von Journalisten gehört, dass sie sich selten so gut und so herzlich aufgenommen gefühlt haben wie in Dresden.“ Den Rahmen zu solchen Gesprächen bot unter anderem das Café Hoffnung der Akademie, das während der Konferenztage im Medienzentrum platziert war.
Präsent war ein breites Spektrum ostdeutscher Kirchenerfahrung
Als Besonderheit hätten viele auch die Glaubenszeugnisse empfunden, die zum Programm des Eröffnungsgottesdienstes und des Bistumsabends am Mittwoch gehörten. „Es war gut, dass dort ein breites Spektrum von Erfahrungen, die zu unserem Bistum gehören, abgebildet war“, sagt Thomas Arnold.
Als wichtigen Teil dieses Spektrums sehen er und Dompfarrer Büchner auch die Protestgruppen, die sich vor allem entlang des Weges zum Eröffnungsgottesdienst bemerkbar machten, darunter ebenso Reformskeptiker wie Christen, die auf Beschleunigung der Reformen drängen.
Zu letzteren zählt sich eine Jugendgruppe aus dem Dekanat Chemnitz, die besondere Aufmerksamkeit der Bischöfe genoss. „Wir fühlen uns wahrgenommen und wertgeschätzt“, sagt Clemens Kannegießer, der Beate Gilles, der Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), eine Petition überreichte. Unter anderem fordern die jungen Katholiken darin Gleichberechtigung für Frauen und für Homosexuelle in der Kirche.
Ermutigend fand Clemens Kannegießer die symbolträchtige Geste von Bischof Bätzing, der aus der Prozession heraustrat, um mit den Chemnitzern zu singen und zu sprechen. Ortsbischof Heinrich Timmerevers habe sie darin bestärkt, in ihrem Engagement weiter zu machen. Bei einer Pressekonferenz habe er später dann aber deutlich gemacht, dass eine Umsetzung mancher Forderungen noch in weiter Ferne liege. „Das wissen wir natürlich, es ist aber doch immer wieder ein bisschen ernüchternd“, räumt der 20-jährige Student ein.
„Vielleicht die bisher grünste Vollversammlng der Bischöfe“
Als „Erfolg“ seines Auftritts in Dresden verbucht er die gewachsenen Kontakte mit anderen Reformgruppen der katholischen Kirche. „Dass wir uns hier vernetzen konnten, stärkt uns.“
Regionale Medien haben nach Einschätzung von Pfarrer Büchner weitaus intensiver über die DBK berichtet als dies bei Tagungen im entfernten Fulda üblich ist. Auch Politiker hätten der katholischen Kirche während der Konferenz Respekt gezollt. Der sächsische Innenminister Josef Schuster habe beispielsweise zum Bistumsabend mit Achtung über die Katholiken gesprochen. Vereinzelt habe er Kritik an der Unterbringung der Bischöfe in einem Hotel vernommen, sagt Norbert Büchner. Er selbst hält es allerdings für eine gute Entscheidung, dass die Orte für die Tagung, für Pressekonferenzen und Gottesdienste sehr nahe beieinander lagen. „Vielleicht war es die bisher grünste Vollversammlung. Alles war fußläufig zu erreichen, in diesen Tagen musste kein Auto bewegt werden“, hebt er hervor.
Von Dorothee Wanzek