Anfrage

Was ist das Messopfer?

Jesus sagt beim Abendmahl: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“, wir sagen dazu heute Eucharistiefeier. Was aber ist das Messopfer? Das Opfer Jesu am Kreuz ist einmalig, das können (und brauchen) wir nicht duplizieren. Was bringt dann der Priester für ein Opfer dar? Günter Beierle, Worms

Die Opfertheologie ist kompliziert – und damit meine ich nicht nur das Messopfer, sondern auch das Kreuzesopfer. Denn auf keinen Fall können wir uns dieses Opfer so vorstellen, als habe Jesus es dargebracht, um den durch unsere Sünde beleidigten Gott zu versöhnen, als müsse er – wie beim alttestamentlichen Opfergedanken – durch seine Sühneleistungen die Gottheit gnädig stimmen. Eher ist es umgekehrt. Paulus schreibt: „Ja, Gott, war es, der in Christus die Welt mit sich versöhnt hat.“ (2 Kor 5,19) Jesu Tod am Kreuz wäre demnach ein von Gott zugelassenes Geschehen, das er selbst mit ganz unerwartetem Inhalt füllt, indem er es zum Zeichen seiner Liebe macht.

Entsprechend können und brauchen wir, wie Sie richtig schreiben, nichts zu wiederholen oder zusätzlich zu opfern. Joseph Ratzinger schreibt: „Christliches Opfern besteht nicht in einem Geben dessen, was Gott ohne uns nicht hätte ... Das Handelnlassen Gottes an uns – das ist das christliche Opfer.“ Oder poetischer ausgedrückt: Gott sucht nicht das Blut von Opfertieren, er sucht unser Herzblut.

Vor diesem Hintergrund zum Messopfer: Nach katholischem Glauben ist die Eucharistiefeier keineswegs nur Erinnerung an das, was im Abendmahlssaal geschehen ist, auch nicht nur die Erfüllung des Auftrags „Tut dies zu meinem Gedächtnis“. Vielmehr wird hier das damalige Geschehen (im Abendmahlssaal und am Kreuz) gegenwärtig gesetzt. „Dieser Tag ist heute!“, diese alte Formel ist wirklich so gemeint. Indem wir die Gaben von Brot und Wein darbringen und sie verwandeln lassen in Leib und Blut Christi, wird sein Opfer mitten unter uns lebendig, nicht bloße Erinnerung, sondern Realität.

Das Messopfer ist deshalb kein neues, zusätzliches, weiteres Opfer. Es ist Teilhabe am und Vergegenwärtigung von dem einen endgültigen Opfer Christi. Und damit ein Akzent der Eucharistiefeier neben dem Lobpreis Gottes und der Gemeinschaft untereinander.

Susanne Haverkamp