Erzbistum Hamburg veröffentlicht die Jahresstatistik 2023

Was sagen die Zahlen? Was ist zu tun?

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Statistik Kirchenaustritte im Erzbistum Hamburg
Nachweis

Grafik: Andreas Hüser

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Kirchenaustritte im Erzbistum Hamburg ab 1998.

Hamburg. Jedes Jahr im Sommer werden die Vorjahres-Statistiken der deutschen Bistümer veröffentlicht. Diese Statistik gibt Aufschluss über die Entwicklung der Mitgliederzahlen, den Gottesdienstbesuch, die Zahlen von Taufen, Beerdigungen oder Trauungen.

351.683 Mitglieder waren zu Silvester 2023 gemeldet, das sind 12813 weniger als im Vorjahr. 12108 Katholiken sind aus der Kirche ausgetreten. Das ist etwas weniger als 2022 (14 130), aber dreimal so viele Austritte wie 2005.

Die Statistik offenbart nur nackte Zahlen. Aber diese Zahlen können Trends bestätigen, die man vor Ort in Einzelfällen beobachtet. Dass etwa die Zahl der kirchlichen Beerdigungen zurückgeht, ist nichts Neues. Auch nicht der Rückgang von Taufen und Trauungen. Dagegen macht die seit Jahrzehnten kontinuierliche Abwärtskurve beim Gottesdienstbesuch eine Wendung nach oben. 
 
Während der Corona-Krise hatten viele einen Abbruch befürchtet. Jetzt sind viele Gottesdienste wieder gut besucht. 2023 wurden trotz zurückgehender Katholikenzahl und trotz geringerer Zahl von Gottesdiensten mehr Kirchgänger registriert als 2022 und 2021 – wenn auch nicht so viel wie vor Corona oder gar im Jahr 2000, als noch 13,4 Prozent der Katholiken zur Sonntagsmesse gingen. 2023 waren es nur noch 5,8 Prozent. 

Aber der leichte Anstieg der Kirchgänger zu den Vorjahren bestätigt eine Beobachtung aus mehreren pastoralen Einsatzfeldern. „Es scheint ein steigendes Bedürfnis nach Spiritualität zu geben“, sagt Sabine Gautier, stellvertretende Leiterin der Pastoralen Dienststelle Hamburg. „Und das ist ja unser Kernthema.“ 
 

Nach dem Coronaknick: die Gottesdienstbesucher kehren zurück, aber es werden immer weniger. Grafik: Andreas Hüser


Der Einbruch bei den Taufzahlen (300 weniger als im Vorjahr, insgesamt 1255) mache aber auch deutlich: „Veränderungsprozesse sind nicht nur im Norden nötig, aber sie sind nötig. Gewiss ist, dass wir uns neu organisieren müssen“. Das könne geschehen, indem das Angebot der Kirche breiter gestreut wird, neue Wege geht und damit mehr Menschen erreicht. Sabine Gautier: „Die Frage ist: Wie können wir Kirche der Zukunft gestalten, Räume und Möglichkeiten eröffnen, in denen wir Menschen in der Gesellschaft dienen können?“ 
 

Im freien Fall: Immer weniger Menschen im Norden werden getauft. Grafik: Andreas Hüser


 

Sabine Gautier, stellvertretende Leiterin der Pastoralen Dienststelle Hamburg. Foto: Andreas Hüser

Nicht nur in der Spiritualität gibt es Nachfrage nach kirchlichen Diensten. Steigenden Bedarf melden auch die Ehe- Familien- und Lebensberatungsstellen (EFL), die nicht nur bei Ehekrisen, sondern auch bei anderen psychischen und partnerschaftlichen Problemen helfen. „Dass Einsamkeit ein großes Thema ist, hat schon das Einsamkeitsbarometer der Bundesregierung bestätigt. In unseren EFL-Beratungsstellen und bei der Telefonseelsorge steigen die Anfragen, auffällig auch bei jungen Erwachsenen über 18 Jahren.“ Die EFL-Beratung wird darauf reagieren, etwa neue Kapazitäten für die Online-Beratung schaffen und die Mitarbeiter heologisch-spirituell qualifizieren.  
 
Das dritte Einsatzfeld ist die Bildung. Katholische Kindergärten und Schulen sind nach wie vor gefragt. Sabine Gautier: „Wir schaffen Grundlagen für das Leben junger Menschen. Wir bieten beste Bildung, verbunden mit einer christlichen Werteerziehung. So wirken wir auf Zukunft hin in die Gesellschaft.“

Die Jahresstatistik 2023 ist zu lesen auf der Internetseite des Erzbistums, www.erzbistum-hamburg.de
 

Andreas Hüser