Escape-Room in der Kirche

Wer knackt den Zahlencode?

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Einen Escape-Room für die Kirche St. Antonius in Holzhausen hat Gemeindemitglied Heinz-Josef Dreyer entwickelt. Mit seinen Rätselfragen will er Menschen Kirchraum und Glaube näherbringen.


Mit Kette und Schloss macht sich Heinz-Josef Dreyer auf den Weg,
um den Orgelboden abzusperren und das Escape-Spiel vorzubereiten.
Foto: Astrid Fleute 

Er liebt rätseln und tüfteln. Mit seinem Hobby ist Heinz-Josef Dreyer aus Holzhausen-Ohrbeck nicht allein. Er folgt einem bundesweit wachsenden Trend. Immer mehr Menschen machen sich in sogenannten Escape- oder Exit-Rooms oder mit gleichnamigen Spielen auf die Suche nach Mördern oder Kriminalfällen, knacken Codes, suchen Hinweise, stellen Zahlenkombinationen zusammen und tüfteln an des Rätsels Lösung. 

Heinz-Josef Dreyer, in seiner Heimatgemeinde St. Antonius besser bekannt als „Juppi“, knackt neben diesen Rätseln aber auch noch an einer weiteren Frage: „Wie bekommen wir wieder Menschen in die Kirche? Wie können Menschen wieder Erfahrungen mit Glauben und unserem Kirchraum machen?“

Nach vielen Gesprächen und Überlegungen im Katecheseausschuss legte der  59-Jährige, der auch Mitglied im Pfarrgemeinderat ist, in der Corona-Zeit selbst Hand an und entwickelte ein Escape-Spiel für seine Heimatkirche St. Antonius in Holzhausen-Ohrbeck. Mittlerweile folgte diesem ersten Fall auch schon ein Nachfolgerästel, das gelöst werden kann. „Ich habe mir kniffelige Spiele und Fragen ausgedacht speziell für unsere Kirche. Die kann man auch wirklich nur in dieser Kirche lösen“, erklärt er. Um diese Rätsel herum ranken sich verschiedene Geschichten: Einmal hat der Pfarrer  seine Bibel verloren, die die Teilnehmer wiederfinden müssen. Im zweiten Spiel hat jemand den Zugang zum Orgelboden mit einem Zahlenschloss versperrt. Für das Zahlenschloss muss ein vierstelliger Code gefunden werden, um es zu öffnen. 

Perspektivwechsel im Kirchenraum

Mit vier verschiedenen Umschlägen, die die einzelnen Aufgaben enthalten, machen sich die Teilnehmer nach einer kleinen Einführung auf den Weg durch die Kirche. Manchmal müssen sie Dinge zählen oder zusammenfügen, Figuren finden, Bilder puzzlen, Kreuzworträtsel lösen oder einen Perspektivwechsel im Kirchraum vornehmen. Bei den einzelnen Stationen war es Dreyer wichtig, Glaubensinhalte mit Rätselfragen zu verknüpfen. So müssen die Rätselfreunde sich auch mit dem Glaubensbekenntnis beschäftigen oder bestimmte Passagen aus der Bibel heraussuchen. Als Spielleiter und Joker begleitet Heinz-Josef Dreyer die Gruppen mit einem gewissen Abstand und steht für Fragen zur Verfügung. Er betont: „Es geht hier aber vor allem um den Spaß. Und den haben die Gruppen.“

Familien, Messdienergruppen, Kinder aus Gruppenstunden, Ehepaare – sie alle haben in den vergangenen knapp zwei Jahren schon erfolgreich in der Holzhauser Kirche gerätselt – und sich dabei ein wenig mit ihrer Kirche und dem Glauben beschäftigt. Das Angebot ist bewusst niedrigschwellig: „Mit dem Spiel können die Teilnehmer mal unter einem ganz anderen Motto in die Kirche gehen“, so Dreyer. 

Neue Ideen für vertraute Orte

Damit alle miträtseln könnten, sei eine Gruppengröße von drei bis sechs Personen optimal, erklärt der Spielleiter, der alle Rätsel selbst erarbeitet hat. Dabei sei es auch für ihn schön gewesen, sich mit verschiedenen Themen zu beschäftigen: „Wo finde ich die Bibelstellen, die ich für mein Rätsel benötige? Was genau zeigt eigentlich das bunte Fenster in der Taufkapelle?“ Er selbst gehe gerne zwischendurch „einfach mal so“ in die Kirche, manchmal auch mit seinem Sohn: „Es ist ein toller Ort, wo man zur Ruhe kommen kann.“ Das möchte er auch den Teilnehmern des Escape-Rooms vermitteln.

Neue Ideen, um vertraute Orte einmal anders zu nutzen, seien derzeit „dringend angesagt“, betont Hans-Josef Dreyer: „Wir alle, die in der katholischen Kirche unterwegs sind, tun gut daran, nachzudenken, wie wir die Menschen halten können.“ So überlegt er auch, ob er die Rätsel auch für die zweite Kirche der Pfarreiengemeinschaft in Alt-Georgsmarienhütte umschreibt, damit das Angebot auch dort von den Menschen genutzt werden kann.

Astrid Fleute


Zur Sache

Mobiler Escape-Room zum Ausleihen

- 60 Minuten Zeit haben die Teilnehmer. Dann müssen alle Beweise vorliegen. In diesem Kriminalfall geht es um die illegale Verschiffung von Elektroschrott. Hat der Händler aus Ghana etwas mit der Sache zu tun? Oder wollen andere ihn zum Sündenbock machen? Das müssen die Teilnehmer des mobilen Escape-Rooms der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) herausfinden. Schulklassen, Jugend- oder Erwachsenengruppen aus Gemeinden oder Verbänden können das Angebot anfordern und gemeinsam aktiv werden. 

- Dieser mobile Escape-Room verbindet spielerisches Entdecken mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Und das anhand eines Themas, das alle betrifft: Die illegale Entsorgung von giftigem Elektroschrott und dessen Auswirkungen weltweit. 

- „Ein Handy oder eine Waschmaschine haben alle, da ist die Beziehung zum Thema schnell da“, erklärt Birgit Lemper, pädagogische Mitarbeiterin bei der KEB. „Natürlich machen sich die Teilnehmer auch Gedanken darüber, welche Rolle sie selbst in diesem Zusammenhang haben und wie sie zu einer Verbesserung der Situation beitragen können.“ 

- Auch wenn die Rätselzeit 60 Minuten beträgt, sollten die Gruppen etwa vier Stunden Zeit für das Angebot einplanen. Denn fest zum Programm gehören eine Einführung, eine Reflexion und eine Nachbearbeitung mit Austausch zum Thema Elektroschrott, die von zwei mitgebuchten Referenten moderiert werden. „Das ist uns ganz wichtig, um die Thematik zu vertiefen, einen Bezug zur Lebenswelt der Teilnehmer herzustellen und Handlungsoptionen aufzuzeigen“, so Lemper. Das Angebot wurde bereits von Schulklassen getestet. Der Inhalt des Spiels passt gut in den Bereich Naturwissenschaften, in dem es auch um Ressourcennutzung geht. 

- Ein Spiel kostet 250 Euro. Anmeldung bei der KEB. Gesucht werden Interessierte, die den Escape-Room gegen Honorar vor Ort begleiten. Infos bei Maja Tabeling, 05 41/358 68 77 oder per E-Mail: info@keb-os.de