Bistumswallfahrt nach Wechselburg

Buntes Bild mit Schatten

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Die Bistumswallfahrt präsentierte das vielfältige und bunte Leben einer ostdeutschen Ortskirche. Der Bischof ging auch auf den sexuellen Missbrauch in der Kirche und die jüngsten fremdenfeindlichen Ereignisse in Chemnitz ein.

Rund 2700 Katholiken feierten mit Bischof Timmerevers Wallfahrtsgottesdienst. | Fotos: Matthias Holluba
 
Auf dem Wallfahrtsgelände in Wechselburg präsentierte das Bistum Dresden-Meißen am vergangenen Sonntag das vielfältige und bunte Leben einer ostdeutschen Ortskirche. Caritas und Katholikenrat, die Gebetsiniti-
ative Nightfever und die Katholische Akademie, der Ritterorden vom Heiligen Grab und die Ökokirche in Deutzen – an 30 Ständen auf der Wallfahrtsmeile konnte man sich informieren, an Aktionen beteiligen, ja sogar ein Selfie mit Papst Franziskus aufnehmen. Dieser war zwar nicht persönlich nach Wechselburg gekommen, hatte den Wallfahrern und dem ganzen Bistum aber eine besondere Überraschung bereitet: Er hat der Wechselburger Klosterkirche den Ehrentitel einer Basilica minor verliehen.
Bischof Heinrich Timmerevers hatte zu dieser Wallfahrt eingeladen, weil Wechselburg in diesem Jahr ein zweifaches Jubiläum feiert: die Gründung des Klosters vor 850 Jahren und die Errichtung des heutigen kleinen Benediktinerklosters mit Mönchen aus Ettal vor 25 Jahren. Der Tag stand deshalb auch unter einem Leitwort aus der Regel des heiligen Benedikt: „Wer immer du bist, sein Wort gilt dir.“
 
Wallfahrt zum Heiligen Kreuz in Wechselburg
Ziel einer Wallfahrt nach Wechselburg ist nicht wie vielerorts eine Heiligengestalt, sondern das Heilige Kreuz. Der Lettner in der Stiftskirche zeigt eine Kreuzigungsgruppe, die als ein bedeutendes Kunstwerk des 13. Jahrhunderts gilt. Auf sie wies der Bischof in seiner Predigt hin. Besonders vom Priestersitz aus schaue die Christusfigur dem Betrachter direkt ins Gesicht. „Er schaut mich an. Im Kreuz ist Heil, Hoffnung und Leben“, so der Bischof.
Überschattet wurde die Wallfahrt von zwei aktuellen Ereignissen: Mit Blick auf die jüngsten fremdenfeindlichen Aktivitäten in Chemnitz erinnerte der Bischof an das Bibelwort „Suchet der Stadt Bestes“. Christen müssten für die Würde jedes Menschen eintreten. Der Aufruf des Bischofs zur Solidarität mit den Opfern von Hass und Gewalt wurde von den Wallfahrern mit spontanem Applaus beantwortet.
Wenige Tage vor der Wallfahrt waren außerdem Ergebnisse einer Studie zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche in Deutschland durchgesickert (æ Seiten 1, 4, 5 und 9). Der Bischof zeigte sich erschüttert von den Ergebnissen: „Ich schäme mich.“ Er bat die Opfer um Entschuldigung. Dann gab es einen Moment des Schweigens für sie, ehe der Bischof außerdem eine verbesserte Präventionsarbeit ankün-
digte. Seine Predigt beendete er mit dem nochmaligen Hinweis auf das Kreuz Christi. In ihm sei Heil, Hoffnung und Leben zu finden. Am Nachmittag bestand für die Wallfahrer die Möglichkeit, in der Basilika das Kreuz Christi zu verehren.
 
Gespräche auf der Bühne: Vertreter des Bistums und verschiedener Institutionen und Initiativen geben Auskunft. Hier: Martina Breyer vom Katholikenrat, Generalvikar Andreas Kutschke und Mechthild Gatter von der Caritas sowie die Moderatoren Karin Wollschläger und Daniel Heinze.

 

Zu Beginn des Bühnenprogramms gab es einige Glückwünsche zu den beiden Jubiläen von Vertretern der Kirche, der Kommune und der Ökumene. Dann wurden aktuelle Themen aus dem Leben des Bistums in den Blick genommen. Da ging es um die Strukturveränderungen, um das Engagement der Kirche in Form ihrer Hilfswerke für die Menschen. Vorgestellt wurden neue kirchliche Initiativen wie die City-Pastoral in Chemnitz und Dresden oder die Mobile Kontaktstelle in der Region Bautzen. Die Jugendseelsorge blickte voraus auf die im Oktober in Rom stattfindende Jugendsynode. Anlässlich der Wechselburger Jubiläen ist im Leipziger St. Benno Verlag das Buch „Basilika und Kloster Wechselburg – Geschichte und Spiritualität. Ein Wallfahrtsort im Wandel“ erschienen, das von Diözesanarchivarin Birgit Mitzscherlich vorgestellt wurde.
Übrigens zeigte sich das Bistum auch kirchenmusikalisch von seiner besten Seite: Kapellknaben, Bistumskinderchor, ein Chemnitzer Projektchor und die vereinigten Bläser des Bistums gestalteten die verschiedenen Feiern mit. Über die Wallfahrt wird sich auch ein Dresdner Priester freuen, der nicht nach Wechselburg kommen konnte, weil er in der Ferne seinen Dienst versieht: Bosco Marschner ist Pfarrer in Marx an der Wolga. Für seine Arbeit ist die Kollekte bestimmt.
 
Von Matthias Holluba