Auf ein Wort
Ein erlösender Moment
In den drei Evangelien von Matthäus, Markus und Lukas wird von einer Verklärung Jesu auf einem Berg berichtet. Jeder Autor setzt dabei aber seine eigenen Akzente.
Auffallend ist vor allem die Schilderung, wie sehr die Jünger Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes sich fürchten. Durch die Betonung ihrer Angst wird klar, die ganze Szene ist eine seltene Ausnahmesituation. Die Jünger dürfen etwas Unfassbares miterleben und Gottes Stimme hören: „Dies ist mein geliebter Sohn.“ (Mt 17,5b)
Vergleicht man die drei Erzählungen miteinander, fallen markante Unterschiede vor allem in der Darstellung der Furcht auf. Bei Markus sind die Jünger verständlicher Weise „ganz benommen“ (Mk 9,6b), bei Lukas einfach nur sprachlos (Lk 9,36).
Matthäus setzt im Umgang mit der Angst einen ganz eigenen Akzent – wie schon häufiger in seinem Werk – durch einen kleinen und doch bedeutungsvollen Satz Jesu: „Steht auf!“ (Mt 17,7b) Die zunächst beklemmende Situation wird also durch eine Aufforderung Jesu entschärft, die die Jünger wieder hochschauen lässt.
Einerseits erleben wir hier die ganze menschliche Erschütterung angesichts einer Theophanie, einer Gotteserscheinung, indem die Jünger zu Boden fallen. Andererseits dürfen sie nach Jesu Berührung und seiner Einladung vor dem Sohn Gottes stehen. Was für ein erlösender Moment!
An diesen Augenblick fühle ich mich immer wieder erinnert, wenn es im zweiten eucharistischen Hochgebet nach den Wandlungsworten heißt: „Wir danken dir, dass du uns berufen hast, vor dir zu stehen.“